Sie sind hier

Kirchenrepublik Deutschland: Der Einfluss christlicher Lobbyisten auf die deutsche Politik

Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz am 10.11.2015

kirchenrepublik_cover.jpg

Cover "Kirchenrepublik Deutschland"

Die jüngste Entscheidung zur Sterbehilfe im Deutschen Bundestag, hat gezeigt, wie stark der Einfluss religiöser Überzeugungen auf die Politik ist. So sind dem Wunsch der Kirchen nach einer Kriminalisierung professioneller Freitodbegleitungen am Freitag fast alle Abgeordneten der christlichen Parteien CDU und CSU gefolgt, während in allen anderen Parteien (SPD, Bündnis90/Grüne und Linke) nur Minderheiten für das Verbot stimmten. Was sagt dies über das parlamentarische System in Deutschland aus? Welche Rolle spielen christliche Lobbyisten in der Politik? Mit diesen Fragen werden sich am kommenden Dienstag u.a. die ehemalige SPD-Spitzenpolitikerin Ingrid Matthäus-Maier und der Politologe Carsten Frerk (beide Mitglieder des gbs-Beirats) im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz auseinandersetzen.

 

In vielen Bereichen beeinflussen die Kirchen maßgeblich den Lebensalltag – obwohl die größte Bevölkerungsgruppe keiner Religion mehr angehört und säkulare Einstellungen unter den Bürgerinnen und Bürgern vorherrschen. Eine Studie, deren Buchfassung unter dem Titel "Kirchenrepublik Deutschland" im Alibri Verlag erscheint, belegt, dass die Machtstellung der Kirchen vor allem auf ihre umfangreiche Lobbyarbeit zurückzuführen ist. Denn keine Organisation und auch kein Wirtschaftsunternehmen setzt mehr Personal dafür ein, auf die Politik einzuwirken, als die beiden großen Kirchen. Sie sind wie keine andere gesellschaftliche Kraft in Gesetzgebungsprozesse eingebunden, ohne dass es dafür eine demokratische Legitimation gäbe.

„Wenn es um ihre eigenen Belange geht“, meint Carsten Frerk, der die Untersuchung durchgeführt hat, „sind die Kirchen die erfolgreichsten Lobbyisten der Republik“. Die Sichtweise, dass die Kirchen in erster Linie aus uneigennützigen Motiven nach Einfluss suchen, weist der Politologe zurück: Im kirchlichen Raum würden jährlich über 100 Milliarden umgesetzt; als (nach der öffentlichen Hand) größter Grundbesitzer und Arbeitgeber ließen sich wirtschaftliche Interessen nicht bestreiten.

Auf der Pressekonferenz werden die zentralen Ergebnisse der Studie vorgestellt, die vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) in Auftrag gegeben und von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) unterstützt wurde. Die Pressekonferenz "Kirchenrepublik Deutschland – Wie groß ist die Lobbymacht der Kirchen?" im Haus der Bundespressekonferenz (Schiffbauerdamm 40 / Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin) beginnt um 10.00 Uhr. Auf dem Podium sitzen Dr. Carsten Frerk (Studienleiter), Ingrid Matthäus-Maier (ehem. MdB) sowie die auf Weltanschauungsrecht spezialisierte Rechtsanwältin Dr. Jacqueline Neumann. Die Moderation übernimmt Daniela Wakonigg (Journalistin, IBKA).

Lesen Sie zum Thema auch den gbs-Flyer "Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" sowie die Pressemitteilung vom 14.10.2015 "Ein Musterbesipiel für christlichen Lobbyismus".

Die Website zur Studie:
www.kirchenrepublik.de