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Newsletter vom 12.10.2012

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Robert Babiak, pixelio.de

gbs-Kinderrechtskampagne: Erste Bilanz und Ausblick +++ Kunstfreiheit gilt auch für schlechte Filme: gbs-Stellungnahme zur Debatte um den umstrittenen Mohammed-Film +++ Verleihung des Ludwig-Feuerbach-Preises an Herbert Steffen: Festveranstaltung im Zeughaus Augsburg +++ "Isch geh Schulhof": Offizielle Vorstellung des aktuellen Buchs von Philipp Möller am 18. November in Oberwesel +++ "Elftausend Jungfrauen": Ausstellung zum neuesten Comic von Ralf König über die heilige Ursula in Köln +++ Buchreport zur Frankfurter Buchmesse: Teil 1 +++ Die nächsten Termine

 

 

GBS-KINDERRECHTSKAMPAGNE: ERSTE BILANZ UND AUSBLICK

Die gbs-Kinderrechtskampagne "Mein Körper gehört mir!" (www.pro-kinderrechte.de) konnte zwar erwartungsgemäß nicht verhindern, dass im Bundestag nun ein Gesetzesentwurf verhandelt wird, der das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit sträflichst ignoriert, aber es ist ihr doch gelungen, "aufklärerische Argumente in die öffentliche Debatte einzubringen, die sonst weit weniger Beachtung gefunden hätten", so gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon .

Die Wirksamkeit der Kampagne zeigte sich unter anderem darin, dass die Onlineportale der großen deutschen Zeitungen das Plakatmotiv der Kampagne zur Bebilderung ihrer Berichterstattung über die Beschneidungsdebatte nutzten (siehe u.a. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/beschneidung-ethik... oder http://www.sueddeutsche.de/wissen/gesetzentwurf-des-bundesjustizminister...).

Ein guter Indikator dafür, wie überzeugend die Argumente der Kampagne waren und sind, ist wohl auch darin zu sehen, dass sich Beschneidungsbefürworter zunehmend dazu veranlasst sahen, in der Debatte zu unlauteren Mitteln zu greifen. So versuchte der renommierte deutsch-jüdische Gelehrte Micha Brumlik, die Giordano-Bruno-Stiftung und ihre Kinderrechtskampagne mit einem Kommentar in der taz zu diskreditieren, indem er Giordano Bruno als "Namenspatron moderner Antisemiten" verunglimpfte, was Michael Schmidt-Salomon als ein " beängstigendes Zeichen intellektueller Unredlichkeit" umgehend zurückwies: /meldung/plaedoyer-fuer-einen-ratio...

Schon zuvor hatte der gbs-Vorstandssprecher in einem ausführlichen Interview mit dem deutsch-israelischen Magazin haOlam für eine Versachlichung der Debatte plädiert und in aller gebotenen Deutlichkeit herausgestellt, wie absurd und diffamierend es ist, Ärzten, Juristen und Kinderrechtlern, die mit guten Sachargumenten gegen die Praxis der Zwangsbeschneidung eintreten, antisemitische Motive zu unterstellen: http://www.haolam.de/index.php?site=artikeldetail&id=10523

Was den weiteren Verlauf der Debatte betrifft, so ist mit dem in sich widersprüchlichen Entwurf des Bundesjustizministeriums noch nichts entschieden. Denn die von den Politikern angestrebte "Rechtssicherheit" stellt der Gesetzesentwurf eben nicht her , wie der Strafrechtler Rolf Herzberg in einem umfassenden Beitrag für die Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik (ZIS) nachweist, der in den nächsten Tagen erscheinen wird. Herzberg wird auch einer der Experten sein, den die SPD-Bundestagsfraktion am 17. Oktober in Sachen Beschneidung hören wird.

Am Tag zuvor (Dienstag, 16. Oktober) findet eine Informationsveranstaltung mit Professor Herzberg und dem Vorstandssprecher der Deutschen Kinderhilfe, Rolf Stöckel, im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße 23, 10719 Berlin) statt, die von der Giordano-Bruno-Stiftung in Kooperation mit dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) organisiert wird. Die Veranstaltung, die von gbs-Pressereferent Philipp Möller moderiert wird, beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 

KUNSTFREIHEIT GILT AUCH FÜR SCHLECHTE FILME: GBS-STELLUNGNAHME ZUR DEBATTE UM DEN UMSTRITTENEN MOHAMMED-FILM

Auf dem Höhepunkt der Debatte um das YouTube-Video "Die Unschuld der Muslime" sprach sich die Giordano-Bruno-Stiftung gegen das von Politikern geplante Verbot des Films aus, der in der islamischen Welt zu gewaltsamen Protesten geführt hatte. "Es wäre ein fatales Zeichen, würde die westliche Welt aus Rücksicht auf die verletzten Gefühle religiöser Fundamentalisten ihre eigenen Wertmaßstäbe verraten!", erklärte Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon. "Jede Konzession gegenüber religiösen Fundamentalisten würde sie dazu ermutigen, kritische Auseinandersetzungen mit dem Islam künftig noch brutaler zu verhindern." Lesen Sie die komplette Stellungnahme unter: /meldung/mohammed-film-stellungnahme

Kurz darauf äußerten sich verschiedene Stiftungsmitglieder in ähnlicher Weise in den Medien, u.a. Hamed Abdel-Samad in der Tagesschau, Karen Duve in der Phoenix-Runde, Michael Schmidt-Salomon in SWR und NDR. Die diversen Stellungnahmen aus dem Stiftungsumkreis stießen auf unerwartet positive Resonanz. So war Schmidt-Salomons Kommentar "Respekt? Wovor denn?!" auf dem Onlineportal der ZEIT der mit Abstand meistgelesene, meistempfohlene (über 21 Tausend Facebook-Likes) und meistkommentierte (nach über 1250 Kommentaren wurde die Kommentarfunktion eingestellt) Artikel des vergangenen Monats: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie...

 

VERLEIHUNG DES LUDWIG-FEUERBACH-PREISES AN HERBERT STEFFEN: FESTVERANSTALTUNG IM ZEUGHAUS AUGSBURG

Der Gründer und 1. Vorsitzende der Giordano-Bruno-Stiftung, Herbert Steffen, wird heute Abend (Freitag, 12.10.2012) mit dem Ludwig-Feuerbach-Preis des bfg Augsburg ausgezeichnet. Damit ist er der vierte Preisträger nach Karlheinz Deschner (2001), Franz Buggle (2004) und Norbert Hoerster (2008). In der Preis-Begründung des Bundes für Geistesfreiheit Augsburg heißt es, Herbert Steffen habe es geschafft, eine Vielzahl von sehr individuellen und kreativen Köpfen in seiner Stiftung zu vereinen und damit den säkularen Humanisten eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben.

Die Veranstaltung im Musiksaal des Zeughauses Augsburg (Zeugplatz 4) beginnt um 19.30 Uhr. Die Laudatio auf den Preisträger wird Gerhard Czermak, "der" Experte für Religionsverfassungsrecht in Deutschland, halten. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos unter: /termine?action=cal&id=473&tab=cal_...

 

"ISCH GEH SCHULHOF": OFFIZIELLE VORSTELLUNG DES AKTUELLEN BUCHS VON PHILIPP MÖLLER AM 18. NOVEMBER IN OBERWESEL

"Jude, Schwuler, Opfer!": Längst überwunden geglaubte Stereotype sind in Schülerkreisen leider stark verbreitet, wie gbs-Pressereferent Philipp Möller in seinem soeben erschienenen Buch "Isch geh Schulhof" beschreibt. Am 18. November wird er seinen tragisch-komischen Erfahrungsbericht von der Bildungsfront, der aktuell auf Platz 14 der Deutschen Taschenbuch-Bestsellerliste steht, am Stiftungssitz in Oberwesel vorstellen.

"Schockierende Erlebnisse von der Bildungsfront aus erster Hand", urteilte Ex-SPIEGEL-Chef Stefan Aust über das Buch. In der Tat: Der lockere, unterhaltsame Ton, in dem Möller seine Erlebnisse an einer Berliner Grundschule beschreibt, sollte nicht über den ernsten Hintergrund des Buchs hinwegtäuschen. Wir brauchen, das macht Philipp Möller deutlich, eine umfassende Bildungsreform, um zu verhindern, dass die Schulen dieses Landes zu "Hartz IV-Fabriken" verkommen, in denen milieubedingte Vorurteile zementiert, statt aufgebrochen werden.

Philipp Möller (* 1980) ist in (West-)Berlin mit drei jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Während seines Pädagogik-Studiums, das er 2008 abschloss, entwickelte er eine Faszination für das neue Bild des Menschen, das unter anderem die Hirnforschung, Soziobiologie und Evolutionspsychologie zeichnen. Nachdem er 2009 die säkulare Buskampagne "Gottlos glücklich!" als Pressesprecher begleitete, arbeitet er heute als freischaffender Autor und Pressereferent der Giordano- Bruno-Stiftung. Weitere Informationen unter: www.philippmöller.de

Die Veranstaltung im Haus Weitblick (Auf Fasel 16, 55430 Oberwesel) beginnt um 14.30 Uhr. Der Eintritt kostet 10 €, ermäßigt 5 €. Eine Anmeldung ist erforderlich (gbs-Büro Oberwesel, Email: steffen@giordano-bruno-stiftung.de, eine Rückmeldung erfolgt nur, falls bereits alle Plätze vergeben sind).

 

"ELFTAUSEND JUNGFRAUEN": AUSSTELLUNG ZUM NEUESTEN COMIC VON RALF KÖNIG ÜBER DIE HEILIGE URSULA IN KÖLN

Soeben ist im Rowohlt Verlag Ralf Königs neuester Comicstreich "Elftausend Jungfrauen" erschienen - ein herrlich freches, frivoles und urkomisches Werk über die Kölner Schutzheilige Ursula. Das Kölnische Stadtmuseum ließ es sich nicht nehmen, dieses Ereignis mit einer großen Ralf-König-Ausstellung zu feiern, die heute Abend mit einer Vernissage eröffnet und bis zum 9. Februar in Köln zu sehen sein wird.

In der Ausstellung können die Besucher die rasante Fahrt der britannischen Prinzessin Ursula und ihrer "Elftausend Jungfrauen" aus der Sicht Ralf Königs anhand seiner Originalzeichnungen erleben. Historische Gemälde, Skulpturen und Grafiken, darunter Leihgaben aus dem Wallraf-Richartz-Museum, der Basilika St. Ursula und dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln, ergänzen die Schau und werfen ein Schlaglicht auf Ralf Königs historische Anleihen. Klanginstallationen mit zeitgenössischen und prominenten Stimmen zur Ursulalegende runden die abenteuerliche Reise in das Herz des Kölschen Mythos ab.

Mit Beispielen für seine mutigen Kommentare zum Karikaturenstreit, Auszügen aus seiner Bibel-Trilogie und dem Comic-Band Dschinn Dschinn präsentiert die Ausstellung darüber hinaus einige der besten Zeichnungen, mit denen sich Ralf König in den vergangenen Jahren zum Thema Religion geäußert hat. Sein Arbeitsplatz, erste Skizzen, Federzeichnungen und mit Sepia lavierte Fassungen – sowie Werke seiner künstlerischen Vorbilder wie Charles M. Schulz – geben Einblicke in die Entstehung der Comics. Zur Ausstellung gibt es zahlreiche Begleitveranstaltungen, u.a. mit Jürgen Becker und Ralf König. Infos unter: http://www.museenkoeln.de/koelnisches-stadtmuseum/

 

BUCHREPORT ZUR FRANKFURTER BUCHMESSE: TEIL 1

Neben den Büchern von Philipp Möller und Ralf König sind in den letzten Wochen weitere bemerkenswerte Bücher erschienen, die für Leser des gbs-Newsletters von Interesse sein könnten. Hier eine kleine Auswahl, weitere Buchempfehlungen werden in der nächsten Ausgabe des Newsletters folgen:

ILHAN ARSEL: "FRAUEN SIND EURE ÄCKER". FRAUEN IM ISLAMISCHEN RECHT. ALIBRI, 2012. 394 SEITEN, KARTONIERT, EURO 24.-
Bücher zum Thema "Frauen & Islam" gibt es viele. Das Werk von Ilhan Arsel ist jedoch aus drei Gründen besonders empfehlenswert. Zum einen ist Arsel Jurist, der 1960 an der Ausarbeitung der türkischen Verfassung beteiligt war. Mit dem Blick des erfahrenen Rechtswissenschaftlers analysiert er die religiösen Texte und die damit begründeten sozialen Verhältnisse. Zum zweiten wertet er nicht nur den Koran sondern auch zahlreiche Überlieferungen, die oft nicht in deutscher Sprache vorliegen, aus. Und drittens führt er uns vor Augen, welche reaktionäre Vorstellungen in der türkischen Religionsbehörde Diyanet gepflegt werden – angesichts der Tatsache, dass deren deutscher Ableger Ditib vielen Politikern als bevorzugter Ansprechpartner für Integrationsf  ragen dient, vielleicht der wichtigste Punkt.
Diese gut belegte Studie hat in der Türkei nach ihrem Erscheinen für großes Aufsehen gesorgt und die Gerichte beschäftigt. Dass es der Diyanet nicht gelungen ist, das Buch vom Markt zu klagen, spricht zusätzlich für die Qualität von Arsels Arbeit. Die deutsche Übersetzung stammt von Arzu Toker, der Mitbegründerin und ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Ex-Muslime.
Das Buch kann u.a. bei unserem Kooperationspartner denkladen.de bestellt werden: http://www.denkladen.de/Kirchen-Religionskritik/Islam/Arsel-Frauen-sind-...

ALEXANDER MARKUS HOMES: PRÜGEL VOM LIEBEN GOTT. EINE HEIMBIOGRAFIE. ALIBRI, 2012, 141 SEITEN, KARTONIERT, EURO 12,50
Dieses Buch erschien erstmals 1981, also vor über 30 Jahren. Wer es gelesen hat, wird sich schlagartig bewusst, wie bizarr und verlogen die gesamte Heim-Debatte läuft. Denn Alexander Homes beschreibt aus eigenem Erleben alles, wirklich alles, was 25 Jahre später mit (echtem oder geheucheltem) Entsetzen wahrgenommen wurde: die Gewalt und die sexuellen Übergriffe gegen Heimkinder, die christliche Grundlage dieser Art von Erziehung, deren Ziel es war, die Kinder klein zu machen und ihren Willen zu brechen.
In einem langen Vorwort zur Neuausgabe, dessen Cover die berühmte "Prügelnonne" von gbs-Beirat Jacques Tilly ziert, geht der Autor auf das Zusammenspiel von Tätern und Vertuschern ein. An seiner eigenen Geschichte zeigt er, dass die Kirche noch in den 1980er und 1990er Jahren mit allen juristischen und propagandistischen Mitteln versucht hat zu verhindern, dass die Geschehnisse an die Öffentlichkeit gelangen.
Das Buch kann u.a. bei unserem Kooperationspartner denkladen.de bestellt werden: http://www.denkladen.de/Kirchen-Religionskritik/Kirchenkritik/Homes-Prue...

CARSTEN FRERK / CHRISTOPH BAUMGARTEN: GOTTES WERK UND UNSER BEITRAG - KIRCHENFINANZIERUNG IN ÖSTERREICH. CZERNIN, 2012, 283 SEITEN, GEBUNDEN, EURO 24,90
Carsten Frerk hat sich bereits mehrfach mit den finanziellen Verhältnissen der Kirchen in Deutschland befasst. Nun legt er zusammen mit dem österreichischen Journalisten Christoph Baumgarten ein Buch über "Kirchenfinanzierung in Österreich" vor. Ähnlich wie im "Violettbuch Kirchenfinanzen" werden die verschiedenen Bereiche, in denen der Staat resp. die Gesellschaft die Kirchen alimentiert, dargestellt. Es sind ähnliche Felder – Schulsystem, Sozialbereich, Denkmalpflege, Entwicklungshilfe –, auf denen das Geld fließt. Im Detail gibt es jedoch zahlreiche Unterschiede, die darauf hindeuten, dass Österreich eben länger "völlig katholisch" war als Deutschland. Zwei weitere Kapitel nehmen sich den Besitz und die Wirtschaftsbeteiligungen der Kirche vor.
Für alle österreichischen Säkularen ist das Buch unverzichtbares Nachschlagewerk und hervorragende Argumentationshilfe. Für das deutsche und schweizerische Publikum ist das Werk interessant, weil der Filz dichter und die Lügen dreister sind, weil mit den Ordensgemeinschaften ein österreichspezifisches Phänomen beschrieben wird und die Autoren auch Skurriles präsentieren und es damit schaffen, uns beim trockenen Thema Kirchenfinanzen immer wieder zum Schmunzeln zu bringen.
Das Buch kann u.a. bei unserem Kooperationspartner denkladen.de bestellt werden:
http://www.denkladen.de/Kirchen-Religionskritik/Kirchenkritik/Frerk-Baum...

 

DIE NÄCHSTEN TERMINE

Wie immer finden Sie die wichtigsten Termine der kommenden Wochen in unserem Veranstaltungskalender:
/termine

 

Mit freundlichen Grüßen

Das gbs-Newsletter-Team
www.giordano-bruno-stiftung.de

Infos für diejenigen, die die Ziele der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützen möchten:
/aufklaerer-werden