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Newsletter vom 24.09.2014

"Mein Ende gehört mir!": Sterbehilfe-Kongress am 10. und 11. Oktober in Berlin +++ Effektiver Altruismus: Wie kann das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Wesen verbessert werden? +++ Kurz notiert: Widerstand gegen Scharia-Islam wächst / "Lebensschützer" attackieren Selbstbestimmungsrechte / Christliche Fundamentalisten rufen zu Massenanzeigen auf / Englischsprachige Ausgabe des "Manifest des evolutionären Humanismus" erschienen / Drei Bücher von gbs-Autoren als "Wissensbuch des Jahres" nominiert +++ Literaturempfehlungen: Aktuelle Bücher von Rolf Oerter, Eckart und Renate Voland, Hermann Josef Schmidt und Joachim Kahl +++ Die nächsten Termine

"MEIN ENDE GEHÖRT MIR!": STERBEHILFE-KONGRESS AM 10. UND 11. OKTOBER IN BERLIN

Am Samstag, dem 11. Oktober 2014, findet an der TU Berlin der Kongress "Mein Ende gehört mir!" statt, der sich dem heiß diskutierten Thema "Sterbehilfe" widmet. Bereits am Freitagabend, dem 10. Oktober, zeigt das "Bündnis für Selbstbestimmung bis zum Lebensende", dem auch die Giordano-Bruno-Stiftung angehört, die eindrucksvolle Filmdokumentation "Notausgang" – "ein Film, den jeder gesehen haben sollte, der sich eine eigene Meinung zur Frage des selbstbestimmten Sterbens bilden möchte", so gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon.

Mit dem Sterbehilfe-Kongress in Berlin reagiert das "Bündnis für Selbstbestimmung bis zum Lebensende" auf die Versuche konservativer Politiker, Ärzte und Kirchenfunktionäre, die bisher in Deutschland straffreie Beihilfe beim wohlerwogenen Suizid (zumindest partiell) zu verbieten. Das geplante Gesetzesvorhaben verstößt nach Auffassung des Bündnisses nicht nur gegen Artikel 1 der Verfassung, sondern steht auch im Widerspruch zum Votum der Bevölkerungsmehrheit: Denn drei von vier Bürgern wünschen sich laut repräsentativen Umfragen, im Falle eines unerträglichen Leidens Hilfe bei der Beendigung des eigenen Lebens in Anspruch nehmen zu können.

Die gbs plant zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) eine großangelegte Kampagne zum "Recht auf Letzte Hilfe". Mehr zu dieser Kampagne im gbs-Sondernewsletter Anfang Oktober.

Informationen zum Sterbehilfe-Kongress in Berlin sind bereits jetzt verfügbar:
www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/kongress-mein-ende-gehoert-mir

 

EFFEKTIVER ALTRUISMUS: WIE KANN DAS LEBEN MÖGLICHST VIELER EMPFINDUNGSFÄHIGER WESEN VERBESSERT WERDEN?

Der effektive Altruismus (EA) ist eine Philosophie und eine soziale Bewegung, die darauf abzielt, die beschränkten Ressourcen Zeit und Geld optimal einzusetzen, um das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Wesen möglichst umfassend zu verbessern. Gemeinsam mit der gbs-Schweiz hat die Giordano-Bruno-Stiftung Deutschland nun ein Projekt zum Effektiven Altruismus auf den Weg gebracht.

Die Grundidee des Effektiven Altruismus besteht darin, die eigenen Ressourcen so einzusetzen, dass sie den größten positiven Impact generieren. So geht es beim "klugen Spenden" um die Kosteneffektivität von Hilfsorganisationen, d.h. um die Frage, wie viel Gutes pro Geldeinheit bewirkt wird, wie viele Leben etwa gerettet werden können.

Diese Frage wurde in den vergangenen Jahren intensiv erforscht: Hilfswerk-Evaluatoren wie "GiveWell" haben hunderte Hilfsorganisationen wissenschaftlich untersucht und kamen zu dem Schluss, dass für die Wirksamkeit vieler Hilfsmaßnahmen überhaupt keine Evidenz existiert und einige Hilfswerke um mehrere Größenordnungen effektiver sind als andere. Eben diese besonders effektiven Hilfswerke sollen im Rahmen des Projekts unterstützt werden.

Lesen Sie weiter unter:
www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/effektiver-altruismus

 

KURZ NOTIERT

WIDERSTAND GEGEN SCHARIA-ISLAM WÄCHST: Das Erscheinen des Buchs "Der islamische Faschismus" von gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad hat im März dieses Jahres noch einen Aufschrei in den Medien ausgelöst. Aber im Zuge der IS-Terrorakte sind die Kritiker des Vergleichs von Islamismus und Faschismus merklich verstummt. Die Behörden sind alarmiert: Allein aus Deutschland sind rund 400 Männer für den Islamischen Staat in den "heiligen Krieg" gezogen. Hinzu kommt, dass es hierzulande immer häufiger zu Versuchen kommt, die Bevölkerung im Sinne des Scharia-Islams einzuschüchtern.
Doch der Widerstand gegen den islamistischen Sittenterror wächst: Initiiert vom Zentralrat der Ex-Muslime fanden in Wuppertal und Düsseldorf Demonstrationen gegen die "Scharia-Polizei" statt. Auch das Innenministerium scheint sich allmählich dazu durchzuringen, entschiedener gegen das soziale Umfeld vorzugehen, aus dem das IS-Terrornetzwerk seine Unterstützer rekrutiert.
Ebenso wichtig ist, dass auch von religiös-muslimischer Seite vermehrt Stimmen laut werden, die sich von jeder Form des islamischen Faschismus abgrenzen. So haben bekannte Islam-Theologen Anfang September eine Stellungnahme veröffentlicht, die sämtliche "Deutungen des Islam, die ihn zu einer archaischen Ideologie des Hasses und der Gewalt pervertieren, aufs Schärfste verurteilt":
http://www.uni-frankfurt.de/51847589/Stellungnahme

"LEBENSSCHÜTZER" ATTACKIEREN SELBSTBESTIMMUNGSRECHTE: Am vergangenen Samstag hat der alljährliche "Marsch fürs Leben" stattgefunden, begleitet von einer Gegendemonstration unter dem Motto "Mein Körper – Meine Verantwortung – Meine Entscheidung", zu der unter anderem auch die Giordano-Bruno-Stiftung aufgerufen hatte.
Traditionellerweise wehren sich die meist christlich inspirierten "Lebensschützer" gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, den sie als "Mord" verunglimpfen. Allerdings stand In diesem Jahr auch der Kampf gegen das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende oben auf der Agenda des "Marschs fürs Leben". Sterbehilfe ist für "Lebensschützer" ähnlich verwerflich wie der Schwangerschaftsabbruch, da sie das Leben als ein "Geschenk Gottes" betrachten, über das der einzelne Mensch nicht selbst bestimmen dürfe.
So meinte der ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, MdB Hubert Hüppe (CDU, Mitglied im Gesundheitsausschuss), in seinem Aufruf zum "Marsch fürs Leben": "Angesichts zunehmender pränataler Selektion sowie der einsetzenden Sterbehilfe-Debatte" sei es wichtig, "mit einem entschiedenen Ja zum Leben an die Öffentlichkeit zu gehen." Scharfe Kritik äußerte Hüppe dabei an der Giordano-Bruno-Stiftung, die er mithilfe von fehlinterpretierten Aussagen der gbs-Preisträger Richard Dawkins und Peter Singer zu diskreditieren versuchte:
http://www.bv-lebensrecht.de/aktuell/einzelansicht/article/hubert-hueppe...

CHRISTLICHE FUNDAMENTALISTEN RUFEN ZU MASSENANZEIGEN AUF: Mitte September erhielt gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon ein gutes Dutzend Drohbriefe, in denen er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er dereinst fürchterlich in der Hölle brennen werde. Auslöser der Empörung war ein aktuelles Flugblatt der fundamentalistischen Splitterpartei "Christliche Mitte – Für ein Deutschland nach Gottes Geboten". Die "Christliche Mitte" ruft darin zu Massenanzeigen gegen das bereits 2007 erschienene Buch "Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel" auf.
Der Autor nahm die Empörung gelassen: "Dass sich diese Herrschaften erst 7 Jahre nach dem Erscheinen des kleinen Ferkels zu Wort melden, zeigt deutlich, wie sehr sie der Zeit hinterherhinken – allerdings wohl nicht bloß 7 Jahre, sondern eher 7 Jahrhunderte..."

ENGLISCHSPRACHIGE AUSGABE DES "MANIFEST DES EVOLUTIONÄREN HUMANISMUS" ERSCHIENEN: In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Anfragen zu einer englischen Übersetzung des 2005 im Auftrag der gbs geschriebenen "Manifests" von Michael Schmidt-Salomon. Nun ist das "Manifesto of Evolutionary Humanism" als E-Book im Alibri-Verlag erschienen (parallel dazu auch die E-Book-Fassung des deutschen Originals). Das "Manifesto", übersetzt von Angela Lahee und Fiona Lorenz, wird im Internet in allen gängigen E-Book-Formaten angeboten. Der Alibri-Verlag stellt das Buch auf seiner Website als pdf-Datei zur Verfügung:
http://www.alibri-buecher.de/E-Books/Buecher/Michael-Schmidt-Salomon-Man...

DREI BÜCHER VON GBS-AUTOREN ALS "WISSENSBUCH DES JAHRES" NOMINIERT: Seit 22 Jahren stellt eine Jury von unabhängigen Journalisten für "bild der wissenschaft" aus der Flut der Neuerscheinungen die spannendsten, unterhaltsamsten und kompetentesten Sachbücher zusammen. In diesem Jahr sind gleich drei Bücher von gbs-Autoren auf der Nominierungsliste gelandet: "Vom Gottesteilchen zur Weltformel" von Rüdiger Vaas, "Lebenslänglich hinter Gittern" von Colin Goldner und "Hoffnung Mensch" von Michael Schmidt-Salomon. Die drei Bücher wurden zuvor auch im gbs-Newsletter empfohlen.

LITERATUREMPFEHLUNGEN: AKTUELLE BÜCHER VON ROLF OERTER, ECKART UND RENATE VOLAND, HERMANN JOSEF SCHMIDT UND JOACHIM KAHL

ROLF OERTER: DER MENSCH, DAS WUNDERSAME WESEN. WAS EVOLUTION, KULTUR UND ONTOGENESE AUS UNS MACHEN. SPRINGER SPEKTRUM 2014.
Wem das Buch "Hoffnung Mensch" von Michael Schmidt-Salomon gefallen hat, wird sicher auch "Der Mensch, das wundersame Wesen" von gbs-Beirat Rolf Oerter zu schätzen wissen. Obwohl sich die beiden Autoren nicht abgesprochen haben, sind ihre zeitgleich entstandenen, transdisziplinären Bücher von derselben Grundhaltung getragen und behandeln ähnliche Themen, wenn auch unter leicht unterschiedlichem Blickwinkel (Schmidt-Salomon argumentiert stärker philosophisch und politisch, Oerter eher psychologisch und soziologisch), wodurch sich die Texte sinnvoll ergänzen.
Oerter stellt in seinem Buch das sogenannte EKO-Modell vor (E für Evolution, K für Kultur und O für Ontogenese, die individuelle Entwicklung des Menschen). Dabei zeigt er anhand von vielen einprägsamen Beispielen (auch aus dem Bereich der Religion) auf, dass sich jede Handlung und Erfahrung eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen aus dem Zusammenwirken von Evolution, Kultur und Ontogenese erklären lässt. Mit diesem umfassenden Ansatz versucht Oerter, die Einseitigkeiten zu vermeiden, denen man in der Debatte über das "Wesen des Menschen" oft begegnet (etwa biologistische oder kulturistische Argumentationsweisen). Ein hochinformatives, gut geschriebenes Buch, das wichtige Grundlagen für das Projekt der "Einheit des Wissens" liefert.
Informationen zum Buch bei unserem Kooperationspartner denkladen.de:
http://www.denkladen.de/Natur-Forschung/Anthropologie/Oerter-Der-Mensch-...

ECKART VOLAND / RENATE VOLAND: EVOLUTION DES GEWISSENS. HIRZEL VERLAG 2014.
Wie kam es zur Entwicklung des Gewissens? Steht die Existenz einer inneren Moralinstanz, die Scham- und Schuldgefühle produziert, wenn sich das Individuum über Normen hinwegsetzt, nicht im Widerspruch zu evolutionären Prinzipien? Sollten sich in der Evolution nicht schon längst diejenigen durchgesetzt haben, die bei der Durchsetzung ihrer Interessen von Gewissensbissen niemals geplagt werden?
Traditionellerweise erklären Evolutionstheoretiker den evolutionären Erfolg des Gewissens damit, dass eine innere Moralinstanz für das Individuum selbst Vorteile bringt, nämlich als Navigationssystem für sozial angepasstes, erfolgreiches Verhalten in der Gruppe. Eckart Voland (Soziobiologe und gbs-Beirat) und Renate Voland (Psychologin) warten in ihrem lesenswerten Buch mit einer spannenden (und in ihren Konsequenzen weitreichenden) Alternativerklärung auf: Sie zeigen, dass das Gewissen nicht vorrangig dem nützt, der es besitzt, sondern demjenigen, der es geformt hat.
Das Gewissen, so das Ergebnis ihrer Analyse, beruht auf der Kapitulation des Kindes gegenüber der Autorität der Eltern bzw. des Sozialsystems, dem es sich unterzuordnen hat. Dies erklärt auch, warum es als "kindlich eingefrorene" Moralinstanz geradezu immun gegen rationale Gegenargumente ist. Eine These, die vielen Moralphilosophen und -theologen nicht behagen dürfte, die aber in diesem Buch mit überzeugenden evolutionsbiologischen und psychologischen Argumenten untermauert wird.
Informationen zum Buch auf der Website des Hirzel-Verlags:
http://www.hirzel.de/titel/59922.html

HERMANN JOSEF SCHMIDT: "DEM GILT ES DEN TOD, DER DAS GETHAN" – NIETZSCHES FRÜHE ENTWICKLUNG UND EINIGE IHRER FOLGEN. ALIBRI 2014.
Friedrich Nietzsches Entwicklung vom Pfarrerssohn zum "Antichrist" gibt vielen ein Rätsel auf, obwohl es zu keinem Autor des 19. Jahrhunderts von frühester Kindheit an so viele Originalquellen gibt. Hermann Josef Schmidt hat es sich zur Aufgabe gemacht, das "Rätsel Nietzsche" zu lösen.
Mit bewundernswerter Akribie rekonstruiert der ehemalige Dortmunder Philosophieprofessor und heutige gbs-Kurator seit Jahrzehnten die psychische und intellektuelle Entwicklung des "Umwerters aller Werte". Dabei kam vieles zum Vorschein, was andere Nietzsche-Experten entweder übersehen oder bewusst verdrängt haben. Das aktuelle Buch fasst einige seiner Forschungsergebnisse zusammen. Ein absolutes Muss für jeden, der sich für Nietzsche interessiert. Wer es noch genauer wissen möchte, dem sei Schmidts vierbändiges Standardwerk "Nietzsche absconditus oder Spurenlesen bei Nietzsche" empfohlen. Das ebenfalls im Alibri Verlag erschienen ist.
Informationen zum Buch bei unserem Kooperationspartner denkladen.de:
http://www.denkladen.de/Erkenntnis-Lebenskunst/Denker/Schmidt-Dem-gilt-e...

JOACHIM KAHL: DAS ELEND DES CHRISTENTUMS ODER PLÄDOYER FÜR EINE HUMANITÄT OHNE GOTT. NEUAUFLAGE. TECTUM 2014.
Joachim Kahls Buch ist ein Klassiker der modernen Religionskritik. Erstmals 1968, zur Zeit der Studentenrevolte, erschienen, sorgte es bald für großes Aufsehen. Nach einer Neuauflage 1993 war das Buch längere Zeit vergriffen, der Marburger Tectum-Verlag – geleitet von gbs-Beirat Heinz-Werner Kubitza ("Der Jesus-Wahn") – hat es nun verdienstvollerweise wiederveröffentlicht. Ein bedeutendes Zeitdokument, das nicht nur "historisch" von Interesse ist, denn viele Probleme, die Joachim Kahl Ende der 1960er Jahre als 26-jähriger Ex-Theologe mit spitzer Feder kritisierte, sind noch heute brennend aktuell.
Informationen zum Buch auf der Website des Tectum-Verlags:
http://www.tectum-verlag.de/weitere-bereiche/religionskritik/das-elend-d...

 

DIE NÄCHSTEN TERMINE

Wie immer finden Sie die wichtigsten Termine der kommenden Wochen in unserem Veranstaltungskalender:
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Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team
www.giordano-bruno-stiftung.de

P.S.: Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen:
www.facebook.com/gbs.org

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www.giordano-bruno-stiftung.de/aufbau/aufklaerer-werden