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Tectum

01. 05.

15:30 Uhr (SR 2 Kulturradio): Karl der Große. Die Korrektur eines Mythos

Althistoriker Rolf Bergmeier im Gespräch mit Moderator Jochen Marmit

Regelmäßig und nicht nur zur Karlspreisverleihung wird Karl der Große euphorisch beschworen. Selbst nüchterne Historiker ergehen sich gern in Lobeshymnen auf den "Vater Europas" und preisen Karl als Vermittler antiker Kultur und Gelehrsamkeit. Dabei hat Karl weder eine einzige öffentliche Schule gegründet, noch eine Wissenschaft gefördert, kein einziges Theater und keine einzige Bibliothek eröffnet. Vor und nach ihm liegt die städtische Kultur am Boden. Leben die Menschen im Elend.

Was war denn nun seine zu lobpreisende Leistung?
Karls Handeln und seine Gesetze sind reine unversöhnliche Theologie, er droht: "Sterben soll, wer Heide bleiben will." Er führt lebenslang Kriege, fördert Klerus, Bischöfe und Klöster nach Kräften. DAFÜR spricht ihn die Kirche selig und heilig.

Mit unserem modernen Europa hat sein Handeln rein gar nichts zu tun. Mit Bildung und Wissenschaft, demokratischem Diskurs, Kritik und Kompromiss, mit Toleranz, kultureller Vielfalt und freiem Denken hatte Karl der Katholiban keine Verträge. Darum taugt er auch nicht als "Vater" oder gar "heiliger Vater". Das mag für das katholische Mittelalter gegolten haben, aber heute ist diese Verklärung nur noch peinlich. Es gilt mit diesen Karlslegenden aufzuräumen und mit einer Figur, die nicht als Vorbild taugt.



Zum Referenten:
Rolf Bergmeier ist schriftstellerisch tätig und Autor verschiedener Publikationen, die sich mit der Schnittstelle "Alte Geschichte, frühes Mittelalter und Kirchengeschichte" beschäftigen. Neben dem Buch "Karl der Große. Die Korrektur eines Mythos" (2016) hat er auch die Titel  "Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums: Die Legende vom ersten christlichen Kaiser" (2010), "Schatten über Europa. Der Untergang der antiken Kultur" (2012) und "Christlich-abendländische Kultur - Eine Legende" (2014) veröffentlicht. Rolf Bergmeier ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.