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Foto: Evelin Frerk

02. 06.

Karl der Große. Die Korrektur eines Mythos

Vortrag von Rolf Bergmeier in Aachen

Regelmäßig und nicht nur zur Karlspreisverleihung wird Karl der Große euphorisch beschworen. Selbst nüchterne Historiker ergehen sich dann gerne in Lobeshymnen auf den »Vater Europas« und preisen Karl als Vermittler antiker Kultur und Gelehrsamkeit. Dabei hat Karl nicht eine einzige öffentliche Schule gegründet, keine Wissenschaftsdisziplin gefördert, kein einziges Theater eröffnet und nicht eine öffentliche Bibliothek finanziert.

Vor und nach ihm liegt die städtische Kultur am Boden, die Menschen hausen in armseligen Holz-Baracken, entleeren ihre Notdurft auf den Straßen, Paris ist ein Müllhaufen. Statt Bildung, Wissenschaft und Kultur erlebt man Karls Handeln und seine Gesetze nur allzu oft als unversöhnliche Theologie, die unverhohlen droht: »Sterben soll, wer Heide bleiben will«. Nicht zuletzt deshalb führt er sein ganzes Leben lang Kriege, fördert Bischöfe und Klöster nach Kräften und wird von der Kirche im Gegenzug selig und sogar heilig gesprochen.

Bergmeier zeigt: Karl ist weder »Leuchtturm« noch »Vater Europas«. Sein Denken und Handeln stehen in krassem Gegensatz zu allem, was Europa Gesicht und Farbe verleiht. Mit dem Europa, wie wir es heute verstehen, mit der Fähigkeit zum demokratischen Diskurs, mit Kritik und Kompromiss,mit Toleranz, mit kultureller Vielfalt und freiem Denken hat es nicht das Geringste zu tun. Europa ist anders. Es gilt, mit den traditionell gepflegten Karlslegenden aufzuräumen und mit einer Figur, die nicht als Vorbild taugt.

Rolf Bergmeier, geboren 1940 in Oberhausen (NRW), war Oberst im Generalstab und im Verteidigungsministerium sowie in der NATO Brüssel tätig. 1989 reichte er sein Abschiedsgesuch ein und arbeitete anschließend als Systemanalytiker in der Industrie. Es folgte ein Studium der Alten Geschichte und Philosophie an der Gutenberg-Universität Mainz, das er mit dem Magister abschloss. Heute ist Rolf Bergmeier schriftstellerisch tätig und Autor diverser Publikationen, die sich mit der Schnittstelle »Alte Geschichte, frühes Mittelalter und Kirchengeschichte" beschäftigen.

Eintrittskarten sind in der Mayerschen Buchhandlung oder unter www.mayersche.de erhältlich.