"Propaganda der übleren Sorte": Giordano Bruno Stiftung wehrt sich gegen Kardinal Meisners Diffamierungen [1]
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat in seiner Allerheiligen-Predigt religionskritische Wissenschaftler in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt. Der Kardinal warnte vor "ideologisierten Biophysikern, Hirnforschern und Evolutionisten", die den Menschen weismachen, "dass es keinen Gott gibt und deswegen auch nicht Wahrheit oder Lüge, Gut oder Böse".
Das "System des Nationalsozialismus und des Kommunismus“ habe gezeigt, wohin das führe: "an den Rand des Abgrunds, in letzter Konsequenz zur Abschaffung des Menschen. Dafür stehen die KZs und Gulags."
Der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, bezeichnete Meisners Predigt als "Propaganda der übleren Sorte". Der Kardinal habe die Positionen religionskritischer Wissenschaftler völlig entstellt und darüber hinaus "kolossale Geschichtsverfälschung" betrieben. Als "demagogisch" beziehungsweise "erschreckend uninformiert" wertete Schmidt-Salomon den Nazi-Vergleich, den Meisner bemühte, um konfessionsfreie Menschen zu diskreditieren. Schließlich sei der Nationalsozialismus keineswegs atheistisch gewesen. "Der Gottesglaube avancierte im Nazi-Regime sogar zur Staatsdoktrin!", erklärte der Stiftungssprecher.
Wenn man unbedingt einen Vergleich mit dem Nationalsozialismus ziehen wolle, müsse man festhalten, dass es weit größere Parallelen zwischen Meisners Glauben und der Naziideologie gebe als zwischen religionskritischen Wissenschaftlern und dem Nationalsozialismus. Die katholische Kirche habe ihre Mitverantwortung an den nationalsozialistischen Gräueltaten bis heute nicht aufgearbeitet. "Dass Meisner ausgerechnet jene Weltanschauung in die Nähe des Nationalsozialismus rückte, die vom Nazi-Regime von Anfang an verfolgt wurde, setzt diesem Trauerspiel die Krone auf", sagte Schmidt-Salomon.
Der Philosoph gab an, dass er dem Kardinal sein neustes Buch "Jenseits von Gut und Böse" zusenden werde, das unter anderem die christlichen Wurzeln des Holocaust beschreibt. Allerdings hat Schmidt-Salomon wenig Hoffnung, dass sich Meisner durch Fakten beeindrucken lasse: "Wir werden wohl auch in Zukunft mit Diffamierungen durch Herrn Meisner rechnen müssen."
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