Der Großmeister der komischen Kunst [1]
Zum Tod von Martin Perscheid
Martin Perscheid ist tot. Der gefeierte Cartoonist und gbs-Beirat, der auch für den Humanistischen Pressedienst (hpd) zeichnete, erlag in der Nacht zum 31. Juli seinem Krebsleiden. Er wurde nur 55 Jahre alt. Ein Nachruf von gbs-Mitarbeiterin und -Beirätin Ricarda Hinz.
Er war der Großmeister der Reduktion: sein schier unerschöpflicher Output von Ein-Bild-Geschichten brachten jede Komplexität treffsicher auf den Punkt. Kein Strich zu viel, keine Schnörkelei, keine Umwege, nein, immer mitten auf die Zwölf! Jeder, wirklich jeder kennt sein blau behemdetes, sagenhaft schlichtes Alter Ego, durch dessen Glasbaustein-Brille er uns zu wahrem Durchblick auf die Abgründe dieser Welt verhalf.
Sein Werk ist kolossal, seine Fangemeinde riesig und unser Respekt vor ihm war entsprechend groß, als wir ihn vor drei Jahren fragten, ob er auch für das Satirefenster des Humanistischen Pressedienstes zeichnen würde. Weltanschaulich rannten wir bei ihm offene Türen ein: Der in eine katholisch sozialisierte Familie geborene Perscheid war natürlich längst zum säkularen Humanisten und Atheisten konvertiert, wie viele seiner von uns zuvor schon sehr bewunderten Cartoons erkennen ließen. Er belieferte uns seither sehr engagiert mit weiteren religions- und gesellschaftskritischen Pointen.
Mit Martin Perscheid, dem Großmeister der komischen Kunst, der im Alter von nur 55 Jahren von uns gegangen ist, verlieren wir nicht nur einen großartigen Cartoonisten, sondern auch einen humanen Aufklärer und wahrhaft sensiblen Freund. Seit 2020 verstärkte Martin Perscheid mit seiner Mitgliedschaft im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung den Anteil der Künstler und Künstlerinnen in der Stiftung. Wir hätten ihn liebend gern noch länger bei uns gehabt und viel besser kennen gelernt.
Sein Werk wird noch lange unerreicht als hellster Stern am Firmament humorvoller Kunst stehen und nachfolgende Generationen über das Zwerchfell im Hirn erleuchten.