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GEW plädiert für »bekenntnisfreie Schulen« [1]

Ein wichtiger Schritt hin zu einem integrationsfördernden Bildungssystem

2025/12/04

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Bild: Wilfried Pohnke/Pixabay

»Gemeinsam Ethik statt getrennt Religion«, lautet eine Forderung der Giordano-Bruno-Stiftung und des Zentralrats der Konfessionsfreien. Möglich wäre dies nach Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes nur in sogenannten »bekenntnisfreien Schulen«. Umso wichtiger, dass die Einrichtung solcher Schulen nun auch von der »Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft« (GEW) vorangetrieben wird, der bundesweit einflussreichsten Interessenvertretung im Bildungsbereich.

Schon seit vielen Jahren plädiert die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) für ein integrationsförderndes, für alle Schülerinnen und Schüler verbindliches Fach »Ethik« anstelle des traditionellen religiösen Bekenntnisunterrichts, der nach Auffassung der gbs zur »religiösen Gettoisierung« der Gesellschaft beiträgt: »Wenn Klein-Erna mit Segen des Staates von Vertretern der katholischen Kirche, Klein-Mehmet von Muslimen, Klein-Philipp von Zeugen Jehovas etc. fürs Leben geschult werden, so entsteht darüber keine weltanschauliche Vielfalt, sondern bloß potenzierte Einfalt«, hieß es dazu pointiert im »Manifest des evolutionären Humanismus« aus dem Jahr 2005. Diese Argumente wurden wenig später auch in Fachkreisen diskutiert: So kam es 2012 in der führenden schulpädagogischen Zeitschrift »Pädagogik« zu einem vielbeachteten Streitgespräch [3]zum Thema »Werte für die Welt von morgen – Brauchen wir dafür Religionsunterricht?« zwischen dem katholischen Religionspädagogen Ulrich Riegel und gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon.

Im Januar 2025 hat die gbs ihre alte Forderung nach einem »gemeinsamen Ethikunterricht in bekenntnisfreien Schulen« noch einmal aufgegriffen und in den Fokus ihres diesjährigen Schwerpunktthemas »Mein Kopf gehört mir: Lernen für die offene Gesellschaft« [4] gerückt. Im Februar 2025 veröffentlichte der Zentralrat der Konfessionsfreien sein Positionspapier »Bekenntnisfreie Schule im bekenntnisfreien Staat« [5](Konfessionsfrei Kompakt Nr. 4), das u.a. auf die wegweisende Monografie von Hartmut Kreß »Religionsunterricht oder Ethikunterricht?« [6]rekurrierte, die bereits 2022 in der Schriftenreihe des »Instituts für Weltanschauungsrecht« (ifw) erschienen ist.

 
Ein Meilenstein auf dem Weg zur bekenntnisfreien Schule

Der Vorsitzende des Zentralrats der Konfessionsfreien Philipp Möller führte 2025 in Sachen »Bekenntnisfreie Schule« zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Politik und der Gewerkschaften. Bei Susanne Gondermann, der Vorsitzenden der »Bundesfachgruppe Gesamtschulen« der GEW, die zuvor schon beratend an der Erstellung des Positionspapiers des Zentralrats mitgewirkt hatte, stieß er damit auf offene Ohren. Gondermann war dann auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass beim GEW-Gewerkschaftstag 2025 der entsprechende Beschlussantrag eingereicht und am Ende auch verabschiedet wurde.

In den im November 2025 veröffentlichten »bildungspolitischen Leitlinien der GEW für die kommenden vier Jahre« liest man nun unter Punkt 3.29 [7], dass die GEW für die «landesgesetzliche Ermöglichung bekenntnisfreier Schulen« eintritt. Dazu heißt es in dem Beschluss: »Die GEW setzt sich dafür ein, dass Schulgremien, in denen Erziehungsberechtigte, Schüler*innen und Pädagog*innen vertreten sind, die Umwandlung oder Errichtung ihrer Schule als bekenntnisfreie Schule nach Artikel 7 Absatz 3 Satz 1 GG beantragen können. […] An einer bekenntnisfreien Schule gäbe es keinen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach. Es gäbe aber für alle Schüler*innen einer Klasse oder Lerngruppe ein verpflichtendes Fach zur ethischen, philosophischen und religionskundlichen Meinungs-, Willens- und Wertebildung.«

Dass sich die GEW mit ihren rund 275.000 Mitgliedern hinter ein solches »Kernanliegen einer säkularen Lernkultur« stellt, wertet Zentratsvorsitzender Philipp Möller als einen »Meilenstein«, der »die bekenntnisfreie Schule endlich in greifbare Nähe« rückt [8]. »Gemeinsam mit unseren Partnern in der GEW und unseren Verbündeten in der Politik werden wir uns weiterhin in den Landtagen und Schulministerien sowie bei Eltern- und Schülervertretungen dafür stark machen, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet werden müssen«, sagt Möller. »Unsere Botschaft: Die Schule ist der Ort, an dem alle gemeinsam den wichtigen philosophischen, ethischen und auch religiösen Fragen nachgehen und sich die Welt erschließen können – auch unabhängig vom Glauben ihrer Eltern oder Community. Mit dem neuen GEW-Beschluss wird es nun umso mehr darum gehen können, die rechtlichen Voraussetzungen voranzubringen, mit denen Schulen sich selbstbestimmt als bekenntnisfrei bezeichnen können.«

 
Professionelle Arbeit zahlt sich aus

Auch gbs-Vorstand Michael Schmidt-Salomon zeigt sich über den Vorstoß der GEW erfreut: »Dass sich die größte Bildungsgewerkschaft Deutschlands hinter die Forderung nach einer bekenntnisfreien Schule und einen gemeinsamen Ethikunterricht stellt, bildet einen wunderbaren Abschluss für unser diesjähriges Schwerpunktthema! Zugleich zeigt es uns, dass wir als Stiftungsvorstand die richtige Entscheidung getroffen haben, als wir beschlossen, dem Zentralrat der Konfessionsfreien entsprechende Geldmittel zur Verfügung zu stellen, damit er professionelle Arbeit leisten kann. Wir gratulieren Philipp und seinem Team zu diesem schönen Erfolg, bedanken uns bei den engagierten Mitgliedern des GEW und sind schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung auf diesem Gebiet!«

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Schwerpunktartikel »Mein Kopf gehört mir!« in der aktuellen Ausgabe des »bruno.«-Jahresmagazins [9] (bruno.2025, S. 34ff.).

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