Das vermeintliche Vernunftwesen entpuppt sich mehr und mehr als „animal irrationale“. Statt ein seiner Natur gemäßes Mittelmaß anzustreben, agiert Homo sapiens (?) nach dem verhängnisvollen Motto „alles immer schneller, größer, höher“ und überfordert sich damit selbst. Die Unvernunft triumphiert in allen Bereichen, im kollektiven Handeln, in der Politik, in der Wirtschaft … Der alte Imperativ „Erkenne dich selbst!“ ist heute von besonderer Aktualität.

Der menschlichen Selbsterkenntnis dienen mittlerweile viele Ergebnisse aus verschiedenen Disziplinen wie Anthropologie, Verhaltensforschung und Evolutionsbiologie. Würden wir sie nutzen, dann würden wir erkennen: Nicht wir sollen uns an unsere Zivilisation anpassen, sondern wir sollen diese an uns anpassen!

Prof. Dr. Franz Wuketits ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien. Seit 2002 ist er Vorstandsmitglied des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung in Altenberg an der Donau in Niederösterreich.

Er hat zahlreiche Bücher zu evolutionsbiologischen und zivilisationskritischen Themen veröffentlicht. Aktuelle Buchpublikationen: „Wie viel Moral verträgt der Mensch? Eine Provokation“ (Gütersloher Verlagshaus, 2010), „Die Boten der Nemesis: Katastrophen und die Lust auf Weltuntergänge“ (Gütersloher Verlagshaus, 2012), „Zivilisation in der Sackgasse. Plädoyer für eine artgerechte Menschenhaltung“ (Mankau-Verlag, 2012), „Animal irrationale – Eine kurze (Natur-)Geschichte der Unvernunft“ (Suhrkamp, 2013).