Newsletter vom 8.2.2020 [1]
Inhalt:
- Institutsgründung zum 99. Geburtstag von Hans Albert: Das Hans-Albert-Institut soll das kritisch-rationale Denken in Politik und Gesellschaft fördern
- Religion und Gewalt: Vortrag von Deutschlands bekanntestem Kriminologen Christian Pfeiffer am 8. März in Oberwesel
- Sterbehilfeverhinderungsgesetz auf der Kippe? Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Sachen §217 StGB wird mit Spannung erwartet
- Die nächsten Termine
Institutsgründung zum 99. Geburtstag von Hans Albert
Das Hans-Albert-Institut soll das kritisch-rationale Denken in Politik und Gesellschaft fördern
Er ist der wohl einzige lebende Mensch, dem es gelungen ist, zeitgleich mit den Antipoden Karl Popper und Paul Feyerabend befreundet zu sein: Am heutigen Samstag feiert der große Wissenschaftstheoretiker Hans Albert seinen 99. Geburtstag. Ihm zu Ehren bringt die Giordano-Bruno-Stiftung das Hans-Albert-Institut (HAI) an den Start, das zu einer Stärkung des kritisch-rationalen, evidenzbasierten Denkens beitragen soll.
Anders als Jürgen Habermas, mit dem er einst den sogenannten "Positivismusstreit" austrug, wird Hans Albert heute vom deutschen Feuilleton weitgehend ignoriert. In der internationalen Wissenschaftsgemeinde hingegen spielt das von Albert und Popper propagierte "Prinzip der kritischen Prüfung" eine herausragende Rolle. Selbst in der globalen Popkultur sind die Albertschen Thesen inzwischen angekommen – was man beispielsweise daran erkennt, dass Sheldon Cooper, der Physik- und Wissenschafts-Nerd der erfolgreichen Comedy-Serie "The Big Bang Theory", das von Hans Albert beschriebene "Münchhausen-Trilemma" nutzte, um sich aus einer heiklen Situation zu befreien.
Aufgabe des HAI ist es, die von Hans Albert entwickelten kritisch-rationalen Problemlösungsstrategien stärker in Politik und Zivilgesellschaft zu verankern. Thematisch wird sich das Institut dabei auf solche Entscheidungsprozesse konzentrieren, die mit ethischen Konflikten verbunden sind (etwa Fragen der Sterbehilfe, des Schwangerschaftsabbruchs oder der Bioethik), da gerade bei solch "heiklen Themen" eine kritisch-rationale, evidenzbasierte und weltanschaulich neutrale Argumentation unerlässlich ist.
Lesen Sie die Pressemitteilung zur Gründung des Instituts:
/meldung/hans-albert-institut [3]
Die Website des Hans-Albert-Instituts:
https://hans-albert-institut.de/ [4]
Sheldon Cooper ("The Big Bang Theory") über das "Münchhausen-Trilemma" (Video, englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=So_DEOtiSLI [5]
Religion und Gewalt
Vortrag von Deutschlands bekanntestem Kriminologen Christian Pfeiffer am 8. März in Oberwesel
Angesichts der Vertuschung des katholischen Missbrauchsskandals hat der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen Christian Pfeiffer unlängst den Rücktritt von Kardinal Marx als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gefordert. Am 8. März wird Pfeiffer im Rahmen der Vorstellung seines aktuellen Buchs "Gegen die Gewalt" am gbs-Stiftungssitz in Oberwesel erklären, was ihn zu dieser Stellungnahme veranlasst hat.
Der katholische Missbrauchsskandal war ein großes Thema der letzten Jahre, doch Christian Pfeiffer hat sich auch mit anderen Formen des Missbrauchs in Glaubensgemeinschaften beschäftigt, u.a. mit den Gewalterfahrungen von Kindern in evangelikalen Gemeinden und islamistisch ausgerichteten Moscheegemeinschaften. Das Fazit, das der Kriminologe in seinem Buch zieht, ist dennoch ausgesprochen positiv: Denn die in Deutschland lebenden Kinder haben über die letzten Jahrzehnte hinweg "immer mehr Liebe" und "immer weniger Hiebe" erfahren, was sich als eine erstaunlich erfolgreiche Methode der Verbrechensprävention erwiesen hat.
Prof. Dr. Christian Pfeiffer war Lehrstuhlinhaber für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Juristischen Fakultät der Universität Hannover, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, Justizminister des Landes Niedersachsen und langjähriger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). 2019 erschien sein Buch "Gegen die Gewalt - Warum Liebe und Gerechtigkeit unsere besten Waffen sind" im Kösel Verlag. Die Einführung in den Vortrag hält Dr. Jacqueline Neumann, die Leiterin des Instituts für Weltanschauungsrechts (ifw), das 2018 mit bundesweiten Strafanzeigen gegen kirchliche Missbrauchstäter für Aufsehen sorgte. Das ifw ist Mitveranstalter des Vortrags von Christian Pfeiffer am gbs-Stiftungssitz.
Achtung: Da der öffentliche Vortrag von Prof. Dr. Christian Pfeiffer zugleich auch als Abschluss des am Vortag stattfindenden internen Jahrestreffens des ifw gedacht ist, beginnt die Veranstaltung am Sonntag, dem 08. März 2020, im "Haus WEITBLICK" (Auf Fasel 16, 55430 Oberwesel) eine Stunde früher als gewohnt, also bereits um 13.30 Uhr (Einlass mit Sektempfang um 13.00 Uhr)!
Weitere Informationen und Anmeldung unter:
/meldung/religion-und-gewalt-christian-pfeiffer [6]
Sterbehilfeverhinderungsgesetz auf der Kippe?
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Sachen §217 StGB wird mit Spannung erwartet
Am 26. Februar (Aschermittwoch) wird das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zu den Verfassungsbeschwerden gegen das sogenannte "Sterbehilfeverhinderungsgesetz" §217 StGB verkünden. Die gbs hatte sich an dem Verfahren mit zwei ausführlichen Stellungnahmen beteiligt, außerdem hatte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon als "Sachverständiger Dritter" an der mündlichen Verhandlung im letzten Jahr mitgewirkt.
Der Verlauf der mündlichen Verhandlung stimmte die Befürworter des "Rechts auf Letzte Hilfe" sehr optimistisch, aber wird das in wenigen Tagen erfolgende Urteil des BVerG diesen Erwartungen entsprechen? Die gbs wird bei der Urteilsverkündigung mit mehreren Prozessbeobachtern anwesend sein und im direkten Anschluss ein internes Strategietreffen in Karlsruhe organisieren, an dem Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Organisationen teilnehmen werden, um über die Konsequenzen des Urteils zu diskutieren. Ein weiteres Strategietreffen wird am 21. März im Rahmen einer halböffentlichen "Gedenkveranstaltung für Uwe-Christian Arnold" am gbs-Stiftungssitz in Oberwesel stattfinden. Wir bleiben in Sachen "Letzter Hilfe" also am Ball. Weitere Informationen folgen in Bälde.
Das politische Testament des Sterbehelfers Uwe-Christian Arnold:
https://hpd.de/artikel/bitte-verschliessen-sie-nicht-augen-realitaet-16723 [7]
Vortrag von Michael Schmidt-Salomon bei der mündlichen Verhandlung in Karlsruhe:
/217-stgb-dient-nicht-lebensschutz-sondern-lebensschuetzern [8]
Die ausführlichen gbs-Gutachten von Michael Schmidt-Salomon und Jacqueline Neumann zum Verfahren:
https://weltanschauungsrecht.de/sites/default/files/download/stellungnahme_217stgb.pdf [9]
https://weltanschauungsrecht.de/sites/default/files/download/gbs_stellungnahme2_217stgb_neumann_2017-02-25.pdf [10]
Die nächsten Termine
Die Termine der nächsten Wochen finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender: /termine [11]
Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team
https://www.giordano-bruno-stiftung.de [12]
***
- Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen: https://www.facebook.com/gbs.org/ [13]
- Infos für diejenigen, die die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützen möchten: /aufbau/aufklaerer-werden [14]
- ACHTUNG: Wenn Sie den gbs-Newsletter abbestellen, Ihre Emailadresse ändern oder in den archivierten Newslettern der vergangenen Jahre stöbern möchten, nutzen Sie bitte diesen Link: /archiv/newsletterarchiv [15]