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Das Goldene Brett 2017

Der Preis für den "größten Unfug des Jahres" wird am 23. November vergeben

Der "König von Deutschland", ein Impfgegner und ein Professor mit Vorliebe für Schutzengel: Zum siebten Mal vergibt die Skeptiker-Vereinigung GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) das "Goldene Brett vorm Kopf" – einen Negativpreis für den größten unwissenschaftlichen Unfug des Jahres. Die Preisverleihung findet am 23. November 2017 in Wien und Hamburg statt und wird u.a. von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt. Aus Hunderten von Nominierungen hat eine Jury die drei Finalisten ausgewählt. Einer von ihnen wird am 23.November das Goldene Brett erhalten.

Andrew Wakefield – der Impfgegner

Ins Finale geschafft hat es Andrew Wakefield – ein britischer Arzt, der auch im deutschen Sprachraum zu einer Galionsfigur der Impfkritiker-Bewegung geworden ist. 1998 erregte er mit einer Publikation im Fachmagazin "The Lancet" Aufsehen, in der er einen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem MMR-Kombinationsinpfstoff gegen Mumps, Masern und Röteln und Autismus behauptete. Später wurde bekannt, dass Wakefield von Anwälten, die Eltern autistischer Kinder vertraten, bezahlt worden war. The Lancet zog die Studie zurück, ein Berufsverbot gegen ihn wurde ausgesprochen.

Trotzdem ist Wakefield bis heute eine bekannte Figur der Impfgegnerszene – selbst zu US-Präsident Donald Trump hatte er Kontakt, um seine impfkritische Haltung zu propagieren. Im vergangenen Jahr wurde er insbesondere durch seinen Impfgegnerfilm "Vaxxed" bekannt. Durch Personen wie Wakefield wird das Impfen – eine der erfolgreichsten Errungenschaften der Medizingeschichte – als etwas Gefährliches und Bekämpfenswertes dargestellt, mit potenziell lebensgefährlichen Folgen.

Peter Fitzek – der König von Deutschland

Ebenfalls unter die Top 3 kommt Peter Fitzek, Esoterikautor und Führungspersönlichkeit der sogenannten "Reichsbürgerbewegung", von der die Existenz der Bundesrepublik Deutschland geleugnet wird. Auch in Österreich hat sich inzwischen eine derartige Gruppe gebildet. Die Reichsbürger behaupten, Deutschland sei kein legitimer souveräner Staat, daher müsse man sich auch nicht an seine Regeln und Gesetze halten. Häufig wird die Bundesrepublik Deutschland als "Firma" oder "GmbH" bezeichnet, deren Forderungen keine legale Bedeutung haben.

Fitzek rief das "Königreich Deutschland" aus und ließ sich selbst zum "König von Deutschland" bzw. zum "Imperator Fiduziar" krönen. Er gründete eine "Königliche Reichsbank", in die seine Anhänger Geld einzahlten und erfand sogar eine eigene Währung – das sogenannte "Engelgeld". Als Fitzek beim übertreten einer Geschwindigkeitsbegrenzung erwischt wurde, zeigte er einen selbst ausgestellten "Führerschein des Königreichs Deutschland" vor. Wegen Veruntreuung der in die Bank eingelegten Gelder und unerlaubter Bankgeschäfte wurde Fitzek schließlich zu einer Haftstrafe verurteilt.

Johannes Huber – der Professor mit den Schutzengeln

Der dritte Finalist ist Prof. Johannes Huber. Der Gynäkologe, der in den Medien gerne als "Hormonpapst" tituliert wird, sorgte mit antiwissenschaftlichen Behauptungen für Aufsehen. Sein Buch "Es existiert" wurde zum Bestseller, nun legte er mit "Der holistische Mensch" nach. Darin präsentiert er eine Vielzahl esoterischer Ideen – von Schutzengeln über magische Aura bis hin zu übersinnlicher Informationsübertragung und die Bedeutung früherer Leben für unser zukünftiges Schicksal.

Gerade deshalb, weil man Johannes Huber medizinische Fachkompetenz nicht absprechen kann und er unter vielen Menschen hohes Ansehen genießt, sind seine oft wirren Argumentationsketten bedenklich: Wenn ein scheinbar vertrauenswürdiger Wissenschaftler den Glauben an Übersinnliches öffentlich als "methodisch richtig" bezeichnet, dann wird der Geist des rationalen Denkens und der Aufklärung rascher beschädigt, als ihn viele andere Wissenschaftler, die sich für Wissenschaftskommunikation engagieren, in mühevoller Arbeit aufbauen können.

Auszeichnung für das Lebenswerk: Die Homöopathen

Auch ein Preis für das Lebenswerk wird wieder vergeben – er geht dieses Jahr an die Homöopathin Cornelia Bajic und den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ).

Die öffentliche Verleihungsfeier für "Das Goldene Brett vorm Kopf" findet am 23. November 2017 um 20:15h (Einlass ab 20h) in der Urania in Wien (Uraniastraße 1) und gleichzeitig bei der Parallelveranstaltung in Hamburg im Schanzenkino73 (Schulterblatt 73) statt.

Die Website zur Veranstaltung:
http://2017.goldenesbrett.net/