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fowid-Analyse: Die Konfessionsfreien in Deutschland

Wodurch zeichnen sich die Menschen aus, die keiner Religion angehören?

Die Konfessionsfreien in Deutschland – das sind rund 37 Millionen Menschen, davon 30 Millionen älter als 18 Jahre. Was ist ihnen eigen? Und was unterscheidet sie von Kirchenmitgliedern? Diese Fragen will die »Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland« (fowid) im Rahmen einer dreiteiligen Untersuchung klären, die auf die aktuellen Daten der »Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften« (ALLBUS, 1982 – 2023) zurückgreift.

fowid-Leiter Carsten Frerk hat heute den ersten Teil seiner Analyse veröffentlicht, der schon einige bemerkenswerte Erkenntnisse vermittelt. So zeigt sich beispielsweise, dass sich Konfessionsfreie und Kirchenmitglieder in ihren persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Präferenzen nur recht wenig voneinander unterscheiden. Einer der maßgeblichen Gründe dafür dürfte sein, dass die Kirchenmitglieder inzwischen sehr viel säkularer geworden sind, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass sich 54 Prozent der Protestanten und 47 Prozent der Katholiken als »nicht religiös« einstufen. Signifikante Unterschiede sind vor allem bei jenen Themen feststellbar, die das individuelle Selbstbestimmungsrecht betreffen, etwa bei der Sterbehilfe und dem Schwangerschaftsabbruch. Besonders Katholiken äußern sich in diesen Punkten deutlich restriktiver als Konfessionsfreie. 

Insgesamt lässt sich bei den Konfessionsfreien eine größere weltanschauliche Homogenität feststellen als bei den Kirchenmitgliedern. So verstehen sich 92 Prozent der Konfessionsfreien als »nicht-religiös«, während die Kirchenmitglieder in dieser Frage (siehe oben) sehr gespalten sind. Auch treten 84 Prozent der Konfessionsfreien für ein »naturalistisches Weltbild« ein, in dem es keine metaphysischen Gestalten (Götter, Teufel, Engel, Dämonen oder Heilige) gibt, die in die Naturgesetze eingreifen. Dass diese naturalistische Grundhaltung inzwischen auch von 76 Prozent der Evangelischen und 77 Prozent der Katholiken geteilt wird, zeigt auf, wie brüchig hierzulande das christliche Weltbild geworden ist.

Carsten Frerk resümiert: »Für die Konfessionsfreien gibt es keine Hinweise dafür, dass sie in größerer Anzahl (wieder) Kirchenmitglieder werden könnten. Anders sieht es bei den Kirchenmitgliedern aus. Rund 30 bis 40 Prozent der EKD-Evangelischen bzw. 20 bis 30 Prozent der römischen Katholiken kann man als ›säkular‹ einstufen: Sie leben selbstbestimmt ohne Jenseitsbezug, ohne Gott und Autoritäten, mit Vorbehalten gegen Kirche/Religion – und sind dennoch Kirchenmitglieder. Das macht sie (insbesondere die Jüngeren unter ihnen) zu potenziellen zukünftigen Konfessionsfreien, wenn sich die Gründe für ihre jetzige Kirchenmitgliedschaft verändern.«

Den ersten Teil der Studie zu den Konfessionsfreien, der zahlreiche Grafiken und Tabellen zu unterschiedlichen Themenfeldern enthält, findet man ab sofort auf der fowid-Website.