Der kultivierte Schimpanse. Zur Evolution des Wir-Gefühls
Veranstaltung mit dem Primatologen Volker Sommer am 2. April 2017 in Oberwesel
Wir unterscheiden gerne "Tiere" von "Menschen". Erstere sind angeblich von starren Instinkten gesteuert, während letztere als "kulturfähig" gelten. Tatsächlich befolgen Menschengruppen regional ausdifferenzierte Lebensstile, hinsichtlich Technologie, Umgangsformen und Werten. Dass es derlei innerartliche Varianz allerdings auch bei nicht-menschlichen Tieren, etwa unseren nächsten Verwandten, den großen Menschenaffen, gibt, wird der bekannte Evolutionsbiologe Volker Sommer am Sonntag, dem 2. April (Beginn: 14:30 Uhr), im Forum der Giordano-Bruno-Stiftung erläutern.
So unterscheiden sich speziell Bevölkerungen von Schimpansen hinsichtlich Nahrungserwerb und Werkzeugbenutzung, aber auch bezüglich dessen, was als sozial akzeptabel gilt. Dies kreiert eine quasi-religiöse Binnenmoral und Gruppenidentität. Kultur hat mithin eine Doppelfunktion: Sie vermittelt Zugehörigkeit, grenzt aber gleichzeitig aus. Bei Schimpansen schürt derlei Konstruktion von "Wir" und "Andere" extrem gewaltsame Auseinandersetzungen. Ein evolutionsbiologischer Blickwinkel lässt uns auch Konflikte zwischen Menschengruppen besser verstehen – inklusive der Chancen und Herausforderungen von "Multikulti".
Volker Sommer ist Professor für evolutionäre Anthropologie am University College London. Als international führender Primatologe erforscht er in Asien und Afrika die Verhaltensökologie von Affen. Er gehört zu den Menschenaffen-Expertengruppen der IUCN – der "Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen" im Rahmen der UNO. Einer breiteren Öffentlichkeit ist der engagierte Natur- und Tierschützer durch Fernsehsendungen sowie seine Bücher zu darwinischen Themen bekannt, z.B. "Lob der Lüge" oder "Menschenaffen wie wir”. Als wissenschaftlicher Beirat der "Giordano-Bruno-Stiftung" setzt er sich für eine säkulare Weltsicht ein.
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich