Newsletter vom 2.4.2025
- Erstmals mehr Konfessionsfreie als Katholiken und Protestanten in Deutschland: Aktuelle fowid-Analyse belegt den Trend zur säkularen Gesellschaft
- Muss die Kirche Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen?: »Hängemattenbischof« unterstützt Schmerzensgeldklagen gegen das Erzbistum Köln
- Selbst CDU-Wähler halten die Kirchen für unwichtig: Was Friedrich Merz in seiner Religionspolitik beachten sollte
- Sollte man die Bundesregierung durch eine KI ersetzen?: Das von ChatGPT entworfene »Religionsfreiheitsgesetz« würde die offene Gesellschaft stärken
- Kurz notiert: Spöttertreffen in Oberwesel; Skepkon in Regensburg; Deschner-Gedenkveranstaltung in Haßfurt; Podcast »Sinnerfüllt« im gbs-YouTube-Kanal
- Empfehlenswerte Bücher
- Die nächsten Termine
Erstmals mehr Konfessionsfreie als Katholiken und Protestanten in Deutschland
Aktuelle fowid-Analyse belegt den Trend zur säkularen Gesellschaft
Es ist ein historischer Wendepunkt: Erstmals in der Geschichte Deutschlands stellen konfessionsfreie Menschen einen größeren Bevölkerungsanteil als Katholiken und Protestanten zusammengenommen. Dies geht aus den Daten hervor, welche die »Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland« (fowid) heute auf ihrer Website veröffentlicht hat.
Ende 2023 hatten die Konfessionsfreien mit 46 Prozent einen ebenso großen Anteil an der Gesamtbevölkerung wie Katholiken und Protestanten, 2024 sind sie an den Großkirchen vorbeigezogen: Laut den aktuellen Berechnungen von fowid-Leiter Carsten Frerk stellten Katholiken Ende 2024 23,7 Prozent der Bevölkerung, Protestanten (EKD) 21,5 Prozent, Muslime 3,9 Prozent, weitere Religionsgemeinschaften 4,1 Prozent und die Konfessionsfreien 46,8 Prozent. Gerundet ergibt dies ein Verhältnis von 47 Prozent (Gruppe der Konfessionsfreien) zu 45 Prozent (Katholiken und Protestanten).
Dass die Anzahl der Konfessionsfreien die Zahl der Mitglieder der beiden Großkirchen hierzulande übertreffen würde, war schon lange absehbar: Wirft man einen Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung seit der deutschen Reichsgründung 1871, wird deutlich, dass sich der Bevölkerungsanteil der katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder in Deutschland (von ursprünglich 98 Prozent auf nunmehr 45 Prozent) mehr als halbiert hat, während der Anteil der konfessionsfreien Menschen (von ursprünglich unter einem Prozent auf 47 Prozent) etwa um den Faktor 50 gestiegen ist.
fowid-Leiter Frerk geht davon aus, »dass die konfessionsfreien Menschen noch in diesem Jahrzehnt die absolute Mehrheit in Deutschland stellen werden«. Was für die Kirchenverantwortlichen besonders dramatisch ist: Mit der zunehmenden Kirchenferne der Bevölkerung geht auch ein Abschied von traditionellen Glaubensvorstellungen einher. So glauben nur noch 17 Prozent der Bevölkerung im Sinne des christlichen (und muslimischen) Bekenntnisses an einen persönlichen Gott. Bei den Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, bekennen sich nur noch knapp 3 Prozent zu einem personalen Gottesglauben.
»Offenkundig ist Deutschland – wie Westeuropa insgesamt – auf dem Weg in eine säkulare Gesellschaft«, erklärt dazu gbs-Vorstand Michael Schmidt-Salomon. »Dies steht in einem bemerkenswerten Kontrast zum Bedeutungsgewinn religiös-nationalistischer Ideologien in anderen Teilen der Welt – und erklärt auch, warum bei uns ein völlig anderes Politikverständnis vorherrscht als etwa in Russland, in Indien, der Türkei oder den USA. In säkularen Gesellschaften zählen die Selbstbestimmungsrechte des Individuums sehr viel mehr als jene religiösen, ethnischen und nationalistischen Identitäten, auf die sich die autoritären Regime von Putin bis Trump stützen. Wir sollten daher alles daran setzen, das ›alte, demokratische Europa‹ mit seiner Orientierung an den Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Individualität und Säkularität gegen die ›Internationale der Nationalisten‹ zu verteidigen. Denn es steht viel auf dem Spiel: Falls die religiös-nationalistischen Ideologien auch in Europa Überhand gewinnen sollten, würden alle zivilisatorischen Fortschritte, die die Menschheit seit Ende des 2. Weltkrieg erzielt hat, schnell wieder zunichtegemacht werden.«
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Muss die Kirche Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen?
»Hängemattenbischof« unterstützt Schmerzensgeldklagen gegen das Erzbistum Köln
In der vergangenen Woche fanden gleich zwei Verhandlungstermine vor dem Landgericht Köln statt, in denen Betroffene sexualisierter Gewalt eine sechsstellige Entschädigungssumme vom Erzbistum Köln forderten. Um den wegweisenden Schmerzensgeldprozessen vor dem Landgericht Köln die notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, war die gbs-Aktionsgruppe »11. Gebot« mit dem »Hängemattenbischof« vor Ort.
Beide Verfahren sind für die katholische Kirche äußerst brisant: Im ersten Fall geht es um die Pflegetochter eines wegen Missbrauchs zu zwölf Jahren Haft verurteilten Priesters, die auf eine Entschädigung von rund 850.000 Euro klagt. Sie wurde in der Obhut des Priesters mehrfach vergewaltigt, von ihm schwanger und zur Abtreibung gezwungen. Der zweite Fall betrifft eine ehemalige Messdienerin, die vom damaligen Leiter ihrer Messdienergruppe rund 200-mal, erstmals schon im Alter von sechs Jahren, sexuell missbraucht wurde. Die 39-Jährige, die wegen der traumatischen Vorfälle bis heute in Behandlung ist, fordert eine Entschädigung in Höhe von 800.000 Euro.
In beiden Fällen richten sich die Klagen nicht gegen die verurteilten Straftäter, sondern gegen das Erzbistum Köln, das seiner Verantwortung als Dienstherr nicht nachgekommen ist und die Taten somit erst möglich gemacht hat. In den Prozessen geht es daher um die Frage, ob das Erzbistum Köln, das in seiner Eigenschaft als »Körperschaft des öffentlichen Rechts« zu besonderer Sorgfalt verpflichtet ist, für seine Amtspflichtverletzung haftet und falls ja: wie hoch die Entschädigungssumme angesichts des Leids der beiden Betroffenen anzusetzen ist.
Zumindest im Falle der ehemaligen Messdienerin scheint das Gericht die Amtshaftung des Bistums nicht auszuschließen. Auf den weiteren Verlauf der Verfahren darf man daher gespannt sein. Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative »Eckiger Tisch e. V.«, die zusammen mit dem »11. Gebot« die Mahnwache vor dem Gericht organisierte, erklärte in Köln: »Betroffene wurden Jahrzehnte von den Täterorganisationen Evangelische Kirche und Katholische Kirche im Stich gelassen. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Betroffenen auch von der Justiz im Stich gelassen werden!?« Katsch hat zusammen mit seinem Team bereits knapp 97.000 Unterschriften gesammelt, um die 27 Bistümer in Deutschland dazu zu bewegen, auf die Einrede der Verjährung zu verzichten, wenn Betroffene Entschädigungen für das erlittene Leid zivilrechtlich einklagen. Er hofft darauf, dass die Petition im Zuge der aufsehenerregenden Verfahren von noch mehr Menschen unterstützt wird: »Machen wir noch diese Woche die 100.000 Unterschriften voll!«
Wer die Forderung der Betroffenen unterstützen möchte, kann die Petition unter diesem Link unterzeichnen. Vielen Dank!
Selbst CDU-Wähler halten die Kirchen für unwichtig
Was Friedrich Merz in seiner Religionspolitik beachten sollte
77 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bewerten den »Lebensbereich Kirche« als »unwichtig«, 68 Prozent weisen »der Religion« keine relevante Bedeutung in ihrem Leben zu. Dies geht aus den jüngst veröffentlichten Daten der »Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften« (ALLBUS) hervor. »Die deutsche Politik sollte die Ergebnisse der Umfrage ernstnehmen und das Verhältnis von Staat und Religion neu bestimmen«, erklärt dazu der Vorsitzende der »Giordano-Bruno-Stiftung« (gbs), Michael Schmidt-Salomon.
Die »Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland« (fowid) hat den aktuellen Datensatz »ALLBUS 2023« im Hinblick auf die Einstellungen der Bevölkerung zu Kirche und Religion analysiert und in einem Beitrag ausführlich dargestellt. Über die Ergebnisse war selbst fowid-Leiter Carsten Frerk streckenweise überrascht: »Einiges war zu erwarten – etwa, dass 96 Prozent der Konfessionsfreien der Aussage zustimmen, dass die Kirchen für sie unwichtig sind. Schon etwas erstaunlicher ist, dass dies auch auf 65 Prozent der katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder zutrifft.«
Der bemerkenswerteste Befund der Studie ist für Frerk jedoch, »dass die Parteipräferenz bei dieser Frage kaum eine Rolle spielt«: »Die überwältigende Mehrheit der Wählerinnen und Wähler aller Parteien hält die Kirchen für unwichtig (78 Prozent bei der SPD, 84 Prozent bei der FDP, 81 Prozent bei den Grünen, 88 Prozent bei den Linken, 85 Prozent bei der AfD, 86 Prozent bei den sonstigen Parteien). Selbst CDU/CSU-Wähler stimmen mit einer starken Mehrheit von 65 Prozent der Aussage zu, dass die Kirchen in ihrem Leben unwichtig sind.«
Der künftige Bundeskanzler sollte diese Fakten in seiner Religionspolitik beachten, meint der Philosoph und gbs-Vorsitzende Michael Schmidt-Salomon: »Sollte Friedrich Merz, der sich in der Vergangenheit immer wieder als ›gläubiger Christ‹ präsentiert hat, seine Politik tatsächlich an den Interessen der Kirchen ausrichten, wäre dies einem Großteil seiner Wählerinnen und Wähler kaum zu vermitteln. Eine solche Ausrichtung wäre zudem alles andere als zukunftstauglich. Denn je jünger die Menschen in Deutschland sind, desto größer ist ihr Abstand zu den Kirchen. Nur in der Altersgruppe der über 89-Jährigen liegt die Zustimmung zu der Aussage, dass die Kirchen für das eigene Leben unwichtig sind, unter der 50-Prozentmarke. Mit Blick auf die nähere Zukunft sollte die CDU/CSU ihre traditionell kirchenaffine Politik daher gründlich überdenken.«
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Sollte man die Bundesregierung durch eine KI ersetzen?
Das von ChatGPT entworfene »Religionsfreiheitsgesetz« würde die offene Gesellschaft stärken
KI-Programme sind nicht wirklich »intelligent«, sie verwenden bloß das ihnen vorliegende Datenmaterial, um Antworten zu erzeugen, die im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung als sinnvoll erscheinen könnten. Der Vorteil von KI-Programmen besteht allerdings darin, dass sie keine religiös-weltanschaulichen Vorlieben haben und zur Erledigung einer Aufgabe alle vorliegenden Daten (etwa Gesetzestexte) unvoreingenommen berücksichtigen.
Im vorliegenden Fall hatte der »Zentralrat der Konfessionsfreien« dem KI-Programm ChatGPT folgende Aufgabe gestellt: »Entwerfe ein Gesetz für eine wegweisende, umfassende gesetzliche Reform zum Religions- und Weltanschauungsrecht, welche die Gleichbehandlung sämtlicher Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sowie aller Bürgerinnen und Bürger sicherstellt!« Der Vorschlag, den ChatGPT in Sekundenschnelle erarbeitet hat, ist bemerkenswert. Denn das KI-generierte »Gesetz zur Stärkung der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates und der individuellen Freiheit (Religionsfreiheitsgesetz)« stellt alles in den Schatten, was die Ampelregierung und sämtliche ihrer Vorgängerregierungen auf diesem Gebiet jemals produziert haben.
Warum eine solche Modernisierung des Verhältnisses von Staat und Religion erforderlich sei, hat der Zentralrat der Konfessionsfreien in seiner Pressemitteilung zum KI-Entwurf erläutert. Zentralrats-Vorsitzender Philipp Möller erklärte, das veraltete Staatskirchenrecht, das die Bunderepublik Deutschland unverändert aus der Weimarer Reichsverfassung von 1919 übernommen hat, sei »ein offenes Einfallstor für islamistische Ideologien, die den Werten unseres Grundgesetzes den Kampf angesagt haben«. Dies sieht auch gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon so: »Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich radikal geändert, doch die Religionspolitik ist auf dem Stand von 1919 stehengeblieben. Von dieser ›Religionspolitik aus der Mottenkiste‹ haben Islamisten und Rechtsextreme gleichermaßen profitiert.«
Den vollständigen Artikel, der nicht zuletzt auch auf die Frage eingeht, wie es denn überhaupt sein kann, »dass eine KI, die gar kein Verständnis von dem hat, was sie formuliert, bessere Lösungsvorschläge unterbreitet als die Mehrheit unserer Berufspolitikerinnen und -politiker«, findet man auf der gbs-Website...
Kurz notiert
Spöttertreffen in Oberwesel: Am Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung (»Haus Weitblick«) fand am vorletzten Samstag das »2. Spöttertreffen« des Humanistischen Pressedienstes (hpd) statt, an dem u.a. 10 bekannte deutsche Karikaturist*innen teilnahmen (nämlich Burghard Fritsche, Ruth Hebler, Michael Holtschulte, Dorthe Landschulz, Nadia Menze, Til Mette, Oliver Ottitsch, Bettina Schipping, Klaus Stuttmann und Jacques Tilly). Die meisten von ihnen hatten sich zuvor bereits an dem lesenswerten Buch »Free Charlie! Satire kann man nicht töten« beteiligt, das eine Auswahl der besten religionskritischen Zeichnungen der letzten 25 Jahre enthält (unbedingte Kaufempfehlung, die Tantiemen-Einnahmen aus dem Buchverkauf kommen übrigens der »Free Charlie!«-Kampagne zugute!). Auf dem »Spöttertreffen« wurde viel diskutiert und vor allem herzhaft gelacht – auch über den Vortrag von Daniel Al-Kabbani, der zusammen mit zwei weiteren Redaktionsmitgliedern über die Arbeit des Satiremagazins »Der Postillon« berichtete. In einem weiteren Impulsvortrag stellte Assunta Tammelleo (bfg München) den Blasphemie-Preis »Der freche Mario« vor, während Michael Schmidt-Salomon (gbs) über die »Free Charlie!-Kampagne zur Abschaffung des Gotteslästerungsparagrafen 166 StGB« informierte. Im Rahmen seines Vortrags kam der gbs-Vorsitzende darauf zu sprechen, dass kurz vor dem Ende der letzten Legislaturperiode ein Ablehnungsbescheid des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags erfolgt ist, der allerdings auf das Kernargument der Petition (»§ 166 gefährdet den öffentlichen Frieden, den er schützen soll!«) gar nicht eingeht. Dies sei jedoch kein Grund, zu resignieren. »Nach der Petition ist vor der Petition!«, versprach er vor den versammelten Karikaturist*innen. »Wir werden die Free Charlie!-Kampagne auf jeden Fall weiterführen, zumal es immer offensichtlicher wird, dass Islamisten den alten Zensurparagrafen instrumentalisieren, um die Kunst- und Meinungsfreiheit in Deutschland einzuschränken.« Peter Kurz hat für den hpd einen Bericht über das »Spöttertreffen« verfasst, den man hier nachlesen kann.
Skepkon in Regensburg: Die SkepKon 2025 ist die größte skeptische Veranstaltung im deutschsprachigen Raum, die es jemals gab! Das Programm hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdreifacht. Es wird insgesamt 30 Vorträge, Panels und Workshops zu klassischen Skeptiker-Themen aus Pseudowissenschaft, Esoterik und Verschwörungstheorien geben wie auch zu kontroversen Themen aus Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Auf der diesjährigen SkepKon wird es neben wissenschaftlichen Fakten und pseudowissenschaftlichen Mythen auch um gesellschaftliche Kontroversen und brandaktuelle Entwicklungen gehen – von der neuen Trump-Administration über Künstliche Intelligenz bis zu wissenschaftlichen Tabus. Die mehrtägige Veranstaltung, die vom 29. bis 31. Mai im Marinaforum Regensburg stattfindet, wird von der »Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften« (GWUP) ausgerichtet und u.a. von »Scientific Temper« (unter Beteiligung der gbs) unterstützt. Weitere Infos findet man auf der Veranstaltungs-Website.
Deschner-Gedenkveranstaltung in Haßfurt: Die Stadt Haßfurt erinnert an ihren wohl berühmt-berüchtigtsten Bürger, den Autor und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner (»Kriminalgeschichte des Christentums«). Der 100. Geburtstag Deschners (23. Mai 2024) ist zwar schon eine Weile her, doch das Jubiläumsjahr ist noch nicht vorbei. Am 9. April (Beginn: 18:30) lädt Deschners Heimatstadt zu einer Gedenkveranstaltung in die Stadthalle Haßfurt (Hauptstraße 3, 97437 Haßfurt) ein. Nach einer musikalischen Eröffnung, der Begrüßung durch den 2. Bürgermeister der Stadt und einer Lesung aus Werken von Karlheinz Deschner durch Schüler des örtlichen Gymnasiums wird im Rahmen der Veranstaltung der von der gbs produzierte Film »Karlheinz Deschner: Der Streitschriftsteller« von Ricarda Hinz gezeigt. Im Anschluss daran findet ein Podiumsgespräch mit Michael Schmidt-Salomon (langjähriger Begleiter von Karlheinz Deschner) und Frank Strickstrock (Deschners letztem Lektor beim Rowohlt-Verlag) statt, das von Horst Hofmann, dem Vorsitzenden des Kulturforums Haßfurt, moderiert wird. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, die Zahl der Sitzplätze jedoch begrenzt und eine vormalige Anmeldung erforderlich. Interessierte sollten sich möglichst zeitnah, spätestens bis zum 6.4., anmelden (Mailadresse: christine.reinders[AT]hassfurt.de). Weitere Infos zur Gedenkfeier gibt es im Veranstaltungskalender der Stadt Haßfurt (ein direkter Link zur Veranstaltung ist nicht verfügbar, daher bitte den entsprechenden Eintrag vom 9.4. aufrufen).
Podcast »Sinnerfüllt« im gbs-YouTube-Kanal: Der Audio-Podcast »SINNERFÜLLT: Humanistische Lebensgeschichten« von und mit Susanne Bell war bislang nur via Spotify und Amazon Music verfügbar, ab sofort kann er auch über den gbs-YouTube-Kanal gehört werden! Inzwischen gibt es fünf Folgen des Podcasts: Nach dem ersten Gespräch mit Sektenaussteigerin Laura-Madeleine, sprach Susanne Bell mit dem Comiczeichner (und gbs-Beirat) Ralf König (»Der dressierte Mann«) über sein Leben und Werk, mit Nicolai Sprekels (SARAM) über »Nordkorea im Nebel der Desinformation«, mit Michael Schmidt-Salomon (gbs) über seine »Sehnsucht nach logischer Stringenz« und Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime) über ihre Erfahrungen im Iran und im Exil (»Marx im Minirock statt Islamismus«). Alle Folgen des SINNERFÜLLT-Podcasts sind im gbs-YouTube-Kanal über diesen Link abrufbar.
Empfehlenswerte Bücher
Andreas Altmann: Sehnsucht Leben. Reportagen. Piper 2025. Das neue Buch des Bestsellerautors und gbs-Beirats Andreas Altmann ist eine Art »Best of« seiner Reisereportagen. Er verfolgt die »Sehnsucht Leben« auf allen Kontinenten. Stets stilsicher, prägnant und gnadenlos ehrlich. Auch sich selbst gegenüber: »Ich bin noch immer eitel, noch immer verletzbar, noch immer ruhmsüchtig, noch immer nicht nachsichtig genug, noch immer fehlt mir alles, um ›über den Dingen‹ zu stehen. Doch trotz seiner (in einem anderen Buch fulminant beschriebenen) »Scheißjugend« in Altötting ist Altmann im Leben angekommen – dank der »Waffe Sprache«, die seine »Munitionskammer« und sein »Verbandskasten« ist. Mit ihrer Hilfe hetzt er gegen den »tagtäglichen Schwachsinn, der uns erniedrigt« und gegen die »Schweinehunde, die uns umzingeln«. Mit ihrer Hilfe schwärmt er aber auch von »jenen Menschenkindern«, die mit einer »geheimnisvoll beharrlichen Sanftmut durchs Leben gehen». Ein Muss für Altmann-Fans und ein hervorragendes Einsteiger-Buch für all diejenigen, die noch nicht das Vergnügen hatten, in den Altmannschen Sprachkosmos einzutauchen. Weitere Infos zum Buch auf der Website des Verlags…
Heinz-Werner Kubitza: Der unterschlagene Jesus. Die Lehren des Paulus als geistige Wurzel des Abendlands. Alibri 2024. gbs-Beirat Heinz-Werner Kubitza hat mit »Der Jesuswahn« (2011) und »Jesus ohne Kitsch« (2019) bereits zwei wegweisende Bücher zur historischen Gestalt hinter dem christlichen »Erlöser« vorgelegt, mit seinem neuen Buch wendet er sich nun dem eigentlichen Begründer des Christentums zu: Paulus. Das glänzend recherchierte und geschriebene Buch liest sich streckenweise spannend wie ein Roman. Und das Ergebnis lässt sich schwerlich bestreiten: Was bereits Friedrich Nietzsche vermutet hatte, wird durch Kubitzas sorgsame Analyse zur Gewissheit, nämlich dass Paulus, und nicht etwa Jesus, den dogmatischen Rahmen vorgab, der das Christentum zu einer Weltreligion machen sollte. Kubitza fasst die Bedeutung des Paulus folgendermaßen zusammen: »Er, und nicht etwa Jesus, hat das christliche Menschen- und Gottesbild geformt. Er, und nicht etwa Jesus, hat einen Gott erschaffen, der durch ein Blutopfer befriedigt werden muss. Er, und nicht etwa Jesus, hat die absurde Lehre einer bis ins Mark sündhaften Menschheit in die Welt gesetzt, die Unterordnung der Frau zementiert und der Verherrlichung von Obrigkeitsstaat und Sklaverei den Weg bereitet. Man kann Paulus und seinen Einfluss praktisch nicht überschätzen, ist doch das Christentum, so wie es die halbe Welt erobert hat, im Wesentlichen Paulinismus.« Wer sich ein begründetes Urteil über das Christentum bilden möchte, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Dringende Leseempfehlung! Weitere Infos zum Buch auf der Website des Verlags…
Michael Scholz: Antisemitische Verschwörungstheorien. Eine aktuelle Darstellung von Brunnenvergiftung bis Zinswucher. Alibri 2024. Judenfeindliche Verschwörungsideologien sind ein jahrhundertealtes Phänomen – und tragischerweise aktuell wieder groß in Mode, was Michael Scholz in seinem Buch unter anderem an den brandgefährlichen QAnon-Mythen sowie an der sogenannten »Soros-Verschwörung« aufzeigt. Der Autor beschreibt kurz und prägnant die historische Entwicklung vom religiösen Antijudaismus zum rassistischen Antisemitismus, in deren Folge Juden von einstigen »Sündenböcken«, die am Rande der Gesellschaft verortet wurden, zu den vermeintlichen »Beherrschern der Welt« mutierten. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf den islamischen Antisemitismus, der erst im 20. Jahrhundert (mit tätiger Unterstützung der Nationalsozialisten) an Bedeutung gewann und gegenwärtig die wohl größte Bedrohung für Juden weltweit darstellt. Erfreulicherweise geht Scholz in diesem Zusammenhang darauf ein, dass nicht jede Kritik an der Politik Israels als Ausdruck von Antisemitismus gewertet werden darf (allerdings hätte man diesen Punkt durchaus etwas ausführlicher behandeln können). Kritisch könnte man vielleicht die Verwendung des Begriffs »Verschwörungstheorie« sehen, da diese Mythen allen Kriterien widersprechen, die ein wissenschaftliches Aussagesystem erfüllen muss, um als »Theorie« gelten zu können. Ein wenig schief ist auch die Darstellung des christlichen Antijudaismus, der tatsächlich schon mit Paulus begann (siehe das oben vorgestellte Buch von Heinz-Werner Kubitza). Dies alles schmälert aber keineswegs den Wert dieses äußerst verdienstvollen Buches, das einen ausgezeichneten Überblick über die Geschichte des Judenhasses und seine Wirkung bis heute bietet. Weitere Infos zum Buch auf der Website des Verlags…
Rolf Cantzen: Magische Haut. Eine Reliquienverschwörung. Alibri 2024. »In diesem Roman ist weniger erfunden, als es den Anschein hat«, heißt es im Vorspann des neuen Buchs von Rolf Cantzen. Tatsächlich haben 13 Städte behauptet, jene »magische Haut« zu besitzen, die im Zentrum dieser tragisch-komischen Groteske steht, nämlich die »Vorhaut Jesu«, die dem »Heiland« aufgrund des jüdischen Beschneidungsrituals schon im Säuglingsalter abhandenkam. Ist eine dieser Vorhautreliquien echt – und ließe sich die darin enthaltene DNA möglicherweise nutzen, um der angeschlagenen katholischen Kirche zu neuer Größe zu verhelfen? Cantzen, der für den WDR unlängst ein bemerkenswertes Radiofeature zum 425. Todestag von Giordano Bruno produziert hat, spinnt diese Idee geschickt aus, indem er die Handlung auf mehreren Zeitebenen spielen lässt. Eine äußerst vergnügliche Reise in die Niederungen des religiösen Irrsinns, der im Roman zwar satirisch auf die Spitze getrieben wird, aber letztlich doch sehr viel näher an der Wirklichkeit dran ist, »als es den Anschein hat«. Weitere Infos zum Buch auf der Website des Verlags…
Die nächsten Termine
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