Sie sind hier

Das humanistische "Glaubensbekenntnis"

Humanisten kennen keine "heiligen Schriften", keine unantastbaren Propheten, Priester oder Philosophen, die den Zugang zur "absoluten Wahrheit" besitzen. Woran also "glaubt" ein Humanist? Im Grunde ist die Antwort bereits im Begriff "Humanismus" enthalten: Humanisten glauben an den Menschen – genauer: an die Entwicklungsfähigkeit des Menschen. Sie vertrauen darauf, dass die Menschheit lebensfreundlichere, freiere und gerechtere Verhältnisse herstellen kann, als wir sie heute vorfinden. Wer prinzipiell die Möglichkeit einer Verbesserung der Lebensverhältnisse ausschließt, ist kein "Humanist", sondern "Zyniker".

Am Schluss seines Buchs "Hoffnung Mensch - Eine bessere Welt ist möglich" (2014) hat der Philosoph (und gbs-Vorstandssprecher) Michael Schmidt-Salomon diesen humanistischen "Glauben an die Entwicklungsfähigkeit des Menschen" in wenigen Zeilen zusammengefasst. Auf vielfachen Wunsch hin haben wir beschlossen, dieses "humanistische Credo" (das selbstverständlich für niemanden verbindlich ist) an dieser Stelle zu veröffentlichen:

Ich glaube an den Menschen
Den Schöpfer der Kunst
Und Entdecker unbekannter Welten.

Ich glaube an die Evolution
Des Wissens und des Mitgefühls
Der Weisheit und des Humors.
Ich glaube an den Sieg
Der Wahrheit über die Lüge
Der Erkenntnis über die Unwissenheit
Der Phantasie über die Engstirnigkeit
Und des Mitleids über die Gewalt.

Ich verschließe nicht die Augen
Vor den Schrecken der Vergangenheit
Dem Elend der Gegenwart
Den Herausforderungen der Zukunft
Aber ich glaube
Dass wir bessere Wege finden werden
Um das Leid zu vermindern
Die Freude zu vermehren
Und das Leben zu bewahren.

Ich glaube an den Menschen
Der die Hoffnung der Erde ist
Nicht in alle Ewigkeit
Doch für Jahrmillionen
(Amen).

(Aus: Michael Schmidt-Salomon: Hoffnung Mensch. Eine bessere Welt ist möglich. Piper Verlag 2014, S. 330. In dem Buch finden sich auch zahlreiche empirische Belege, die - trotz aller Irrungen und Wirrungen der Geschichte - diesen humanistischen "Glauben an die Entwicklungsfähigkeit des Menschen" untermauern.)