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Newsletter vom 8.6.2021

Die Kaaba in Mekka (Foto: Konevi/Pexels)

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Die Kaaba in Mekka (Foto: Konevi/Pexels)

Inhalt:


Umfrage zeigt Sorge vor radikalem Islam

Deutliche Mehrheit unzufrieden mit Kampf der etablierten Parteien gegen Islamismus

Eine Mehrheit (66 Prozent) der Bevölkerung macht "Rechtsextreme" für die steigende antisemitische Gewalt verantwortlich – gleichzeitig aber halten 53 Prozent auch "radikale Islamisten" für die Ursache. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), der Alice Schwarzer Stiftung und der Giordano-Bruno-Stiftung. Dafür wurden vom Institut für Demoskopie Allensbach repräsentativ rund 1000 Personen zu ihren Einstellungen zum Islam und Islamismus befragt.

Die Umfrage belegt, dass die Menschen in Deutschland mehrheitlich ein differenziertes Bild vom Islam haben und sehr genau unterscheiden zwischen "Islam und Islamismus". So finden 65 Prozent, dass "Muslime dasselbe Recht auf Religionsfreiheit haben müssen" wie Christen. Gleichzeitig aber meinen nur 5 Prozent der Befragten, vom Islam gehe keinerlei Bedrohung für die deutsche Gesellschaft aus.

Auffallend ist die Kluft zwischen der Sorge der Mehrheit vor dem radikalen Islam und dem, was den Parteien bei der Lösung des Problems zugetraut wird. Auf die Frage "Welche Partei bzw. welche Parteien in Deutschland engagieren sich besonders für den Kampf gegen den radikalen Islam?" antworteten 4 Prozent: die Linke / 5 Prozent: die Grünen / 7 Prozent: die FDP / 9 Prozent: die SPD / 21 Prozent: die CDU/CSU – und 43 Prozent: die AfD. Dazu meint Allensbach-Chefin Prof. Renate Köcher: "Es ist eine riskante Konstellation, wenn die überwältigende Mehrheit bei einem wichtigen Anliegen keine der gemäßigten Parteien als Anwalt identifiziert." Die Frage des Verhältnisses der etablierten Parteien zum politischen Islam könnte also noch eine brisante Rolle bei den Wahlen spielen.

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Terror gegen Israel mit deutscher Unterstützung?

Bundesrechnungshof soll Informationen über mutmaßliche Hamas-Finanzierung veröffentlichen

Hat Deutschland die Raketen mitfinanziert, die im Mai auf Israel abgefeuert wurden? Der Bundesrechnungshof hat untersucht, ob Gelder des Auswärtigen Amtes (AA) über Umwege an die islamische Terrororganisation Hamas geflossen sind, will diese Informationen aber nicht preisgeben. Dagegen klagt nun das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) zusammen mit der Rechtsanwältin Seyran Ateş.

Finanziert wird das Klage-Verfahren mit Mitteln der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), aus der auch das Institut für Weltanschauungsrecht hervorgegangen ist. "Es ist wichtig, die Öffentlichkeit über die Verbindungen zwischen dem legalistischen und dem militanten Islamismus aufzuklären, denn beide Strömungen verfolgen letztlich dieselben verfassungsfeindlichen Ziele und sind zum Teil auch personell miteinander verflochten", sagt Stiftungssprecher Michael Schmidt-Salomon und fügt hinzu: "Bei alldem geht es selbstverständlich nicht um einen ‚Generalverdacht gegen Muslime‘, sondern ganz im Gegenteil darum, liberale Gläubige wie Seyran Ateş oder Mouhanad Khorchide in ihrem Kampf gegen fundamentalistische Strömungen des Politischen Islam zu unterstützen."

Weitere Informationen hierzu auf der gbs-Website...


»Nicht der Präsident aller Deutschen«

Unmut über die Kirchentagsrede des Bundespräsidenten

Ein Bundespräsident sollte alle Bürgerinnen und Bürger repräsentieren, doch Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Eröffnung des Ökumenischen Kirchentags als "engagierter Christ", der sich parteiisch auf die Seite der Kirchen stellt und die zunehmende Religionsabstinenz in der Bevölkerung als Gefahr begreift. "Dies lässt Zweifel an Steinmeiers Eignung für das höchste Staatsamt aufkommen", meint der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Michael Schmidt-Salomon.

"Frank-Walter Steinmeier hat sich in dieser Rede nicht als 'Präsident aller Deutschen' gezeigt", kritisiert Schmidt-Salomon. "Immerhin sind 39 Prozent der Bevölkerung konfessionslos. Die vielen Millionen religionsfreien Menschen sind auch nicht bloß zu tolerieren, wie es die Rede des Bundespräsidenten nahelegt, sondern als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger zu respektieren. Toleranz, sprich: die Erduldung einer Last, wäre eindeutig zu wenig – zumal offene Gesellschaften auf religionsfreie Menschen in besonderem Maße angewiesen sind. Denn es ist kein Zufall, dass die Menschenrechte im weitgehend säkularisierten Westeuropa stärker geachtet werden als in kirchlich geprägten Ländern wie Polen, in denen 'engagierte Christinnen und Christen' das Sagen haben. Auch für Deutschland lässt sich hier ein klarer Zusammenhang aufzeigen: Je größer der Einfluss der Kirchen war, desto weniger wurden individuelle Freiheitsrechte (etwa von Frauen oder Homosexuellen) respektiert. Dass Steinmeier ausgerechnet in der Säkularisierung eine Gefahr erkennt, wirft kein gutes Licht auf sein Geschichtsbewusstsein."

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Kurz notiert

Mehr Transparenz nach Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx? Nach dem Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx haben gbs und ifw eine Veröffentlichung der wohl besonders brisanten Münchener Missbrauchs-Studie gefordert. Dieselbe Forderung erhob Deutschlands bekanntester Kriminologe" Christian Pfeiffer bereits vor mehr als einem Jahr bei der bislang letzten öffentlichen Veranstaltung am gbs-Stiftungssitz: "In München liegt eine 350 Seiten starke Studie über das Bistum im Panzerschrank von Kardinal Reinhard Marx. Es ist absurd, wenn er seine flammenden Reden über Transparenz hält und bis heute keine Angst davor hat, dass irgendjemand sagt: 'Öffnen Sie den Panzerschrank!' Es gibt keinen Grund, Benedikt zu schützen oder ihm eine Sonderrolle zu geben, nur, weil er Papst geworden ist."
Immerhin: Der gesellschaftliche Druck auf die Kirchen wächst. Der jüngst veröffentlichte Song "System 2.0" von Bodo Wartke (feat. Carolin Kebekus & Die Bet-Bitches) bringt ziemlich genau auf den Punkt, was weite Teile der Bürgerinnen und Bürger denken. Der gbs-Vorstand kommentierte dies wie folgt: "Es ist ein gutes Zeichen, dass die Dinge, die wir nun schon seit gut 15 Jahren anprangern (anfangs mit heftigem Widerstand vonseiten der Kirchen, der Medien und des politischen Establishments), inzwischen in der "Mitte der Gesellschaft" angekommen sind..."

Debatte über Schwangerschaftsabbruch nimmt Fahrt auf: Mit der "Reform" des § 219a hat die Bundesregierung versucht, die Debatte über die Regelung des Schwangerschaftsabbruchs unten zu halten – ein "durchsichtiges, taktisches Manöver", das nicht aufgehen wird, wie Michael Schmidt-Salomon bereits Anfang 2019 prophezeite. Nach den bundesweiten Protestaktionen "150 Jahre Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs" hat nun auch der STERN das Thema aufgegriffen. Die Titelgeschichte "Wir haben abgetrieben!" erinnert an das legendäre Heft vor 50 Jahren.

Übermäßig viele Krankenhäuser in konfessioneller Hand: Nur 0,2 Prozent der Deutschen wünschen sich, dass die Kirchen für die Versorgung der Kranken zuständig sind (ALLBUS-Umfrage von 2018). Tatsächlich aber ist hierzulande jedes dritte Krankenhaus (!) in konfessioneller Hand, wie die aktuelle Analyse der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) zeigt.

Schluss mit Kanzel-Culture! In Leipzig regt sich Widerstand gegen die erneute Forderung der christlichen Lobbygruppe "Paulinerverein", die historische Kirchenkanzel in der Universitätsaula anbringen zu lassen. Mit einer spektakulären Aktion hat die Leipziger Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung ein Ende der "Kanzel-Culture" gefordert.

Das Recht auf genitale Selbstbestimmung: Neun Jahre nach dem legendären "Kölner Urteil" zur Genitalbeschneidung bei Jungen ist der "Worldwide Day of Genital Autonomy" (WWDOGA) ein Symbol für die Selbstbestimmungsrechte des Kindes unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Tradition geworden. Die Videos der Vorträge und Diskussionen zum diesjährigen WWDOGA sind inzwischen online verfügbar. Mit von der Partie sind u.a. Seyran Ateş (Rechtsanwältin und Gründerin der Ibn Rushd-Goethe Moschee Berlin), Ulrike Bahr, MdB (Berichterstatterin für Kinder- und Jugendhilfe der SPD-Bundestagsfraktion), Prof. Dr. Matthias Franz (Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Katja Keul, MdB (Sprecherin für Rechtspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Godula Kosack (Vorstandsvorsitzende Terre des Femmes e.V.) sowie Rana Ahmad & Stefan Paintner (Säkulare Flüchtlingshilfe e.V.).

7. Internationaler "Cradle to Cradle"-Kongress: Schließen sich verbesserter Umweltschutz und Wirtschaftswachstum wirklich aus? Diesen Eindruck vermitteln viele Stellungsnahmen zum Thema. Unter dem  Leitthema "Urban Future" macht der "Cradle to Cradle"-Kongress 2021 deutlich, dass sich Umweltschutz und Wirtschaftswachstum bestens ergänzen können. Anders als in den vorausgegangenen Jahren findet der Kongress 2021 in drei Etappen statt. Die Teilnahme ist vor Ort sowie digital via Live-Stream möglich. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat die Schirmherrschaft für den Internationalen "Cradle to Cradle-Kongress" übernommen, der u.a. von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt wird.


Empfehlenswerte Literatur

Hamed Abdel-Samad: Schlacht der Identitäten. 20 Thesen zum Rassismus - und wie wir ihm die Macht nehmen. dtv 2021. "Rassismus", so schreibt gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad, ist ein "viel zu wichtiges Thema, um es den ideologischen Grabenkämpfen zwischen rechts und links zu überlassen." Deshalb analysiert er das Phänomen des Rassismus in seinen unterschiedlichen Aspekten, berichtet über eigene Rassismuserfahrungen, zeigt aber auch auf, wie schnell "Antirassismus" selbst zu einer Form des "Rassismus" werden kann. Ein mutiges, kluges, brillant formuliertes Buch, das nicht zuletzt auch der festgefahrenen Debatte über die sog. "Cancel-Culture" neue Impulse verleihen könnte. (Weitere Buchinfos auf der Website des Verlags...)

Helmut Ortner: Widerstreit. Über Macht, Wahn und Widerstand. Nomen 2021. Der neue Sammelband von gbs-Beirat Helmut Ortner versammelt Essays und Kommentare der letzten Jahre, die zwar unterschiedliche Themen behandeln, aber von derselben Grundhaltung getragen werden: "Es geht darum, die offene Gesellschaft gegen ihre falschen Freunde und richtigen Feinde zu verteidigen. Gleich ob links oder rechts. Gegen politischen Fanatismus und religiösen Wahn. Gegen Geschichtsvergessenheit und Populismus." Lesenswert! (Weitere Buchinfos auf der Website des Verlags...)

Giordano Bruno: Werke in sieben Bänden. Herausgegeben von Thomas Leinkauf. Meiner 2021. Die hochwertige Giordano-Bruno-Edition des Felix-Meiner-Verlags ist abgeschlossen! Was Michael Schmidt-Salomon vor einigen Jahren über die ersten beiden Bände schrieb, gilt für das gesamte Projekt: "Diese prächtig ausgestatte, sorgfältig redigierte und mit erhellenden Kommentaren versehene kritische Edition ist eine verlegerische Großtat! Die Übersetzungen der Bruno-Texte wirken frisch, lebendig, ohne dabei gewollt "modern" zu klingen. Es ist zu hoffen, dass dieser wunderbaren Edition der Erfolg beschieden sein wird, der ihr gebührt!" Hinweis: Die Bruno-Werke (Leinenausgabe, 7 Bände, 4.400 Seiten) sind derzeit über die Verlagswebsite zum Sonderpreis von 498 Euro erhältlich (gegenüber dem regulären Preis von 1.056 Euro). Das Angebot ist allerdings auf 100 Exemplare limitiert (und da die gbs bereits als Erstbestellerin für die Stiftungsbibliothek im "Haus Weitblick" zugeschlagen hat, sind derzeit höchstens noch 99 Exemplare des Sets verfügbar...).


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