Sie sind hier

»§ 218 StGB ist kein guter Kompromiss«

In einem Offenen Brief an die Politik setzen sich 42 Organisationen für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein

wegmit218_demo_buendnis_selbstbestimmung.jpg

Demo des "Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung", das von der gbs unterstützt wird (Foto: Sabrina Gröschke / Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung)

Heute haben sich 42 Verbände und Organisationen, darunter die Giordano-Bruno-Stiftung und der Zentralrat der Konfessionsfreien, an Bundeskanzler Scholz, die Bundesminister*innen und die Bundestagsabgeordneten der Regierungsparteien gewandt. In einem Offenen Brief fordern sie die Bundesregierung dazu auf, noch in dieser Wahlperiode einen Gesetzesentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs zur Beratung und Abstimmung im Bundestag vorzulegen.

In dem Brief, der u.a. auch vom AWO Bundesverband, von Amnesty International, dem DGB, dem Paritätischen Gesamtverband und dem pro familia Bundesverband unterzeichnet wurde, heißt es:

»Aktuelle Forschung zu den Erfahrungen ungewollt Schwangerer in Deutschland zeigt: Der Schwangerschaftsabbruch wird stigmatisiert und die Versorgungslage ist vielerorts unzureichend. Jedoch wären mehr Gynäkolog*innen bereit Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern würden. Sie sehen den § 218ff StGB als wesentlichen Teil des Problems. Der Bericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin zeigt auf, dass Gesetzesänderungen zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs notwendig und verfassungsrechtlich möglich sind. Die grundsätzliche Rechtswidrigkeit des Schwangerschaftsabbruchs mindestens in der Frühphase der Schwangerschaft ist nicht haltbar.«

Die Verbände betonen, dass der § 218 StGB kein guter Kompromiss ist. Eine Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs im Sinne einer guten Gesundheitsversorgung sei dringend geboten und auch machbar. Lebensschutz könne und müsse mit anderen Mitteln umgesetzt werden. Für die Konzeption und Umsetzung einer zielführenden gesetzlichen Regelung des Schwangerschaftsabbruchs sichern die Verbände und Organisationen der Politik ihre Unterstützung zu.

Der Offene Brief, der u.a. hier im Originalwortlaut zu lesen ist, wurde von folgenden Organisationen erstunterzeichnet:

  • Allgemeiner Behindertenverband in Deutschland e.V. , Marcus Graubner, Vorsitzender, Klaus Heidrich, Schatzmeister
  • AWO Bundesverband e.V., Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums
  • Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V., Juliane Sim, Vorsitzende
  • Amnesty International, Dr. Julia Duchrow, Generalsekretärin
  • Berliner Frauenbund 1945 e.V., Mechthild Rawert, Vorsitzende
  • Berufsverband für Heilpraktikerinnen – LACHESIS, Anna Bluhm, Geschäftsstelle
  • Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, Dr. Ines P. Scheibe, Koordinierungskreis
  • Bundesforum Männer, Dr. Dag Schölper, Geschäftsführer
  • Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e.V., Katja Grieger und Katharina Göpner, Geschäftsführung
  • Bundesverband Trans* e.V., Nora Eckert, Vorständin
  • CFFP – the centre for feminist foreign policy, Kristina Lunz und Nina Bernarding, Leitung
  • Deutscher Hebammenverband e.V., Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin
  • Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe e.V., Dr.med. Claudia Schumann-Doermer
  • Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V. (DGVT), Monika Bormann
  • Deutscher Gewerkschaftsbund, Elke Hannack, Stellvertretende Vorsitzende
  • Doctors for Choice Germany, Dr. med. Leonie Kühn, Co-Gründerin und Vorstandsmitglied
  • Evangelische Frauen in Deutschland e.V. Angelika Weigt-Blätgen, Vorsitzende des Präsidiums
  • Feministisches Netzwerk für Gesundheit Berlin, Dr. Jutta Begenau und Sybill Schulz, Sprecherinnen
  • Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg e.V., Sprecherinnenrat
  • Frauenrat Saarland e.V., Eva Groterath, Vorsitzende
  • Giordano Bruno Stiftung, Dr. Michael Schmidt-Salomon, Vorsitzender
  • Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V., Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier, Vorsitzende
  • Humanistischer Verband Deutschlands – Bundesverband, Katrin Raczynski, Vorstand
  • Jugendnetzwerk Lambda e.V., Vorstand
  • Landesfrauenrat Baden-Württemberg e.V., Prof.in Dr. Ute Mackenstedt u. Verena Hahn, Vorsitzende
  • Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz, Gisela Reiber, 1. Vorsitzende
  • Landesfrauenrat Sachsen e.V., Susanne Köhler u. Dr. Jessica Bock, Vorsitzende
  • Landesverband Sexuelle Gesundheit Niedersachsen / Aidshilfe Niedersachsen, Christin Engelbrecht, Geschäftsführung
  • Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V., Thomas Altgeld, Geschäftsführer
  • medica mondiale e.V., Dr. Monika Hauser, Vorsitzende
  • Nationales Netzwerk Frauen und Gesundheit, Dr. Ute Sonntag, Koordination
  • Paritätischer Gesamtverband e.V., Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender
  • pro familia Bundesverband e.V., Monika Börding, Vorsitzende
  • Sanktionsfrei e.V., Helena Steinhaus, Gründerin & Geschäftsführerin
  • Spitzenfrauen*Gesundheit, Antje Kapinsky, Vorstand
  • TERRE DES FEMMES Menschenrechte für die Frau e.V., Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin
  • Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V., Asiye Balıkçı-Schmidt, Bundesvorsitzende
  • ver.di, Silke Zimmer, Mitglied des Bundesvorstands
  • verein demokratischer ärzt*innen, Elisabeth Furian, Vorstand
  • Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., Daniela Jasper, Bundesvorsitzende
  • Zentralrat der Konfessionsfreien e.V., Ulla Bonnekoh, stv. Vorsitzende