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„Die Rehabilitierung der Opfer des §175 ist überfällig!“

Petitionsübergabe am Mittwoch im Bundestag

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Foto: Jim Pfeffer / pixelio.de

Rund 50.000 homosexuelle Männer wurden in Deutschland nach dem Krieg verurteilt, bloß weil sie ihre sexuelle Präferenz auslebten – ein Verstoß gegen die Menschenrechte, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) urteilte. Dennoch wurden die Opfer des „Schwulenparagrafen“ 175 StGB niemals rehabilitiert oder gar entschädigt. Damit sich das ändert, werden am kommenden Mittwoch, dem 30.1.2013, die Unterschriften der Petition zur Rehabilitierung der Opfer des §175 im Bundestag übergeben. Die gbs unterstützt die Aktion.

Bis heute Abend 23.59 Uhr besteht noch die Möglichkeit, die Petition zur „Rehabilitierung aller und Entschädigung der (noch lebenden) in Deutschland wegen § 175 Verurteilten“ zu unterschreiben. Am Mittwoch, dem 30.1., wird Rosa von Zehnle, Leiter des Rosa Archiv Leipzig, die Unterschriftenliste der 1. Vorsitzenden des Petitionsausschusses, Kersten Steinke, überreichen. Passenderweise  wird die Übergabe im Anschluss an die „Gedenkstunde des Deutschen Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus“ stattfinden – immerhin gründete die Homosexuellenverfolgung im Nachkriegs-Deutschland nicht zuletzt auf der Verschärfung des "Schwulenparagrafen" in der Nazi-Zeit.

Im Rahmen der Petitionsübergabe sollen Vertreter aller Bundestagsfraktionen zu Wort kommen. Für die Giordano-Bruno-Stiftung wird gbs-Pressereferent Philipp Möller anwesend sein. gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erklärte dazu: „Die Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des §175 ist längst überfällig! Erschreckenderweise haben sich Richter und Politiker über Jahrzehnte hinweg eher an sogenannten ‚biblischen Werten‘ orientiert als am Geist unserer Verfassung, in deren Zentrum die individuellen Selbstbestimmungsrechte stehen. Durch diese verfassungswidrige weltanschauliche Borniertheit wurde das Leben vieler Menschen zerstört. Dieser Schaden lässt sich nie wieder gutmachen, zumal zahlreiche Opfer des §175 bereits gestorben sind. Umso wichtiger ist es nun, dass die Rehabilitierung und Entschädigung der 175er schnellstmöglich umgesetzt wird. Es wäre ein Skandal, wenn die Parlamentarier diesen längst überfälligen Schritt noch länger hinauszögern würden!“