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Start ins neue Jahr: Rückblick 2010, Ausblick 2011

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Maria Reinfeld / pixelio.de

Mit einem fulminanten „Freigeister-Konzert“ des Pianisten und Komponisten Martin Münch am Stiftungssitz in Mastershausen ist die gbs ins neue Jahr gestartet. Das Konzert am Neujahrstag, bei dem Münch neben Eigenkompositionen furiose Werke der musikalischen Freigeister Ravel und Skrjabin vortrug, war ein guter Vorgeschmack auf das kommende Jahr, denn auch dieses verspricht, „furios“ zu werden, wie Stiftungssprecher Michael Schmidt-Salomon ausführte: „Selten zuvor standen wir als Stiftung vor derartig großen Herausforderungen. Hoffentlich werden wir den Tanz auf dem Vulkan, der uns 2011 erwartet, auch nur ansatzweise so virtuos meistern können, wie dies Martin Münch in seiner Darbietung von La Valse gelungen ist.“

Die gbs werde sich im laufenden Jahr noch stärker in ethische, politische und juristische Debatten einmischen, sagte der Stiftungssprecher. Als Think Tank für Humanismus und Aufklärung müsse die Stiftung „mit kühlem Kopf heiße Eisen anpacken“. Als Beispiele nannte er die Präimplantationsdiagnostik, über die der Deutsche Bundestag in Bälde beraten wird, sowie die „weltanschauliche Manipulation von Kindern an den Schulen unseres Landes“, die bislang kaum ernsthaft thematisiert werde.

Ein wichtiger Stiftungs-Schwerpunkt 2011 sei das Thema „Tierrechte“: „Wir haben in unseren Grundsatzpapieren darauf hingewiesen, dass der evolutionäre Humanismus einen verantwortungsvolleren Umgang mit nichtmenschlichen Lebensformen verlangt, bislang aber nur wenig auf diesem Gebiet gemacht. Das wollen wir 2011 nachholen.“ Als zentrale Termine des Jahres nannte Schmidt-Salomon den Festakt zur Vergabe des Deschner-Preises am 3. Juni in Frankfurt (der Name des Preisträgers wird zeitnah bekanntgegeben) sowie eine kritische Veranstaltungsreihe zum Papstbesuch Ende September in Berlin: „Wir werden es nicht versäumen, den deutschen Papst gebührend zu empfangen.“

Rückblickend auf 2010, sprach Schmidt-Salomon von „einem Jahr, das unsere Erwartungen übertroffen hat“. So konnte die Stiftung ihren Teil dazu beitragen, dass das Schicksal der missbrauchten, misshandelten Heim- und Internatskinder nicht länger verdrängt werden konnte. Die gbs organisierte in diesem Zusammenhang u.a. die große Heimkinder-Demo in Berlin „Jetzt-reden-wir!“, zu der gbs-Beirat Jacques Tilly die medial hochwirksame „Prügelnonne“ beisteuerte, sowie die von gbs-Beiratsmitglied Ingrid Matthäus-Maier geleitete Pressekonferenz des Vereins ehemaliger Heimkinder, die im Dezember im Haus der Bundespressekonferenz stattfand und internationales Medienecho auslöste.

Ebenfalls erfolgreich war die von der gbs maßgeblich forcierte und finanzierte KORSO-Kampagne zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen, in deren Rahmen das neue Grundlagenwerk von gbs-Kurator Carsten Frerk „Violettbuch Kirchenfinanzen“ an mehr als 1.000 politische Entscheidungsträger und Journalisten verschickt wurde. Auch die von der gbs mitinitiierte Kampagne „Asyl für Ex-Muslime“ konnte 2010 einen ersten Erfolg verbuchen: Siamak Zare, Gründungsmitglied des Zentralrats der Ex-Muslime, erhielt 2010 den Flüchtlingsstatus, womit erstmals behördlicherseits anerkannt wurde, dass auch religionsfreie Menschen religiös verfolgt werden.

Nicht zuletzt schaltete sich die gbs nachdrücklich in die neu entflammte „Leitkultur-Debatte“ ein, indem sie deutlich machte, dass eine plurale Gesellschaft auf säkularen Werten gründen muss und die Rede vom „jüdisch-christlichen Abendland“ auf eine bedenkliche Geschichtsfälschung hinausläuft. Im Zuge dieser und anderer Stiftungsaktivitäten stieg die Zahl der gbs-Fördermitglieder im vergangenen Jahr von 2.000 auf 2.500 Personen, die Zahl der Newsletter-Abonnenten von 7.400 auf 9.200. „Eine schöne Bilanz, die ohne die Mithilfe vieler Menschen vor Ort, insbesondere in den gbs-Regionalgruppen, nicht möglich gewesen wäre.“

Im Internet ist nun eine „Chronologie der Ereignisse 2010“ zu finden.