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Wider das Vergessen: "Freiheit für Raif Badawi!"

Band 7 der Schriftenreihe der Giordano-Bruno-Stiftung erschienen

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Foto: Jörg Salomon

Am 23. April 2016 wurde an Raif Badawi und seine Ehefrau Ensaf Haidar der Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) verliehen. Der jetzt erschienene siebente Band der Schriftenreihe der gbs dokumentiert den Festakt. (Übernahme des Artikels mit freundlicher Genehmigung des Humanistischen Pressedienstes)

Leider konnte der Preis nur an Frau Haidar überreicht werden; ihr Mann ist seit dem Jahr 2012 in einem saudischen Gefängnis eingesperrt. Im Vorwort des Heftes heißt es dazu: "Die Giordano-Bruno-Stiftung hat ihr diesen Preis gemeinsam mit ihrem Ehemann Raif Badawi verliehen, wohl wissend, dass er an diesem Festakt nicht würde teilnehmen können. (…) Er wurde für seine Aufrufe zu mehr Toleranz, Meinungsfreiheit und Achtung der Menschenrechte zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt, von denen Anfang 2015 bereits 50 Hiebe vollstreckt wurden."

Das kleine Heft dokumentiert die Beiträge der Festveranstaltung vom 23. April 2016 in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt a. M. Mit dem Text "Der Mut zum aufrechten Gang" erklärt der Sprecher der gbs, Michael Schmidt-Salomon, weshalb die Stiftung Raif Badawi und Ensaf Haidar mit dem Deschner-Preis auszeichnet: "(…) für ihren gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat." Schmidt-Salomon weist darauf hin, dass die beiden Preisträger zu Vorbildern wurden für "Männer und Frauen weltweit, die sich mit totalitärer Politik, religiöser Bevormundung und patriarchalen Rollenmodellen nicht länger abfinden wollen. "Der Aufruf an die Bundesregierung, sich für die Freilassung von Raif Badawi einzusetzen, verhallte leider ungehört.

Andrea C. Hoffmann hat unter anderem das Buch "Freiheit für Raif Badawi, die Liebe meines Lebens" gemeinsam mit Ensaf Haidar verfasst. Sie würdigte in Ihrem Beitrag das Engagement von Ensaf Haidar: "Dass Raif Badawi heute noch am Leben ist – und dass wir heute über ihn sprechen – verdanken wir einem zweiten, ebenfalls sehr mutigen Menschen: seiner Frau Ensaf Haidar." Hoffmann berichtet über ihre Begegnungen mit der Ehefrau des Verurteilten und las Abschnitte aus dem oben erwähnten Buch.

Die Laudatio auf die beiden Preisträger hielt Hamed Abdel-Samad. Allein die Dokumentation dieser Rede ist den Kauf des Heftchens wert. Abdel-Samad weist darauf hin, dass ihn eine tiefe Freundschaft mit Badawi und Haidar verbindet. Doch das allein habe ihn nicht bewogen, die Laudatio zu halten. "Eigentlich  sollten Ensaf und Raif keine Helden werden. Sie sind ganz normale Menschen, die nichts anderes wollen, als ein Mindestmaß an Freiheit, ein Mindestmaß an Menschenwürde zu haben. (…) Aber sie verlangen das von einem Land, das Menschenwürde nicht anerkennt, das Freiheit nicht buchstabieren kann."Daran, dass sich die Situation der beiden und die von Tausenden anderen nicht verändert, ist auch Schuld einer verfehlten Politik des Westens. "Die feige Diplomatie des Westens ist furchtbar. Diese kleine, schüchtern wirkende Frau (…) ist viel stärker und mutiger als alle europäischen Politiker zusammen!"

Die Dankesrede von Ensaf Haidar beendet die Dokumentation des Festaktes. Die "Unterstützung und Wertschätzung" setze ein Zeichen weit über das Einzelschicksal von Raif Badawi. "Der Deschner-Preis zeigt Raif und auch anderen Aktivistinnen und Aktivisten, dass sie nicht alleine sind. Er zeigt ihnen, dass ihre beharrlichen Forderungen nach Menschenrechten wie freier Meinungsäußerung und ihr friedlicher Wunsch nach Reformen im Nahen Osten und Nordafrika menschliche und legitime Forderungen sind."

Freiheit für Raif Badawi! - Schriftenreihe der Giordano-Bruno-Stiftung – denkladen, 2018, 48 Seiten, Fotos, geheftet, 5,00 Euro.
Weitere Bände der gbs-Schriftenreihe