Gute Nachrichten aus dem Iran: Zwei Menschen vor Steinigung gerettet +++ "Eine Predigt ist kein Tatsachenbericht" – Unterlassungsklage gegen Bischof Müller in Regensburg abgeschmettert +++ Die Angst vor dem kleinen Ferkel: Ferkelbuchstreit in der Schweiz +++ Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Neue Bücher von Ralf König, Michael Kernbach und Andreas Müller +++ Termine im Oktober

GUTE NACHRICHTEN AUS DEM IRAN: ZWEI MENSCHEN VOR STEINIGUNG GERETTET

Hinrichtungen von Regime-Kritikern, Steinigungen von Vergewaltigungsopfern: Die Nachrichten, die uns aus Iran erreichen, sind häufig deprimierend. Am 4. Oktober erhielt Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime und des Internationalen Komitees gegen die Todesstrafe, endlich wieder eine gute Nachricht: Gholam-Ali Eskandari und Gilan Mohammadi wurden an diesem Tag aus dem Gefängnis von Isfahan entlassen. Sechs Jahre lang hatte Ahadi zusammen mit anderen Menschenrechtsorganisationen für das Leben der beiden gekämpft, die wegen "außerehelichem Sex" in der Todeszelle saßen und auf ihre Steinigung warteten.

Mina Ahadi war nach der freudigen Botschaft, die sie zwei Minuten nach der Freilassung der Gefangenen erhielt, überglücklich: "Heute sehe ich mich im Spiegel - und ich habe das Gefühl, etwas jünger zu sein als gestern." Sie ließ jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Kampf gegen die Menschenrechtsverletzungen in Iran weiter intensiviert werden müsse: "Im Iran wurden bis heute Hunderte gesteinigt und heute sind Millionen auf der Straße gegen das islamische Regime und diese unmenschlichen Gesetze."

Seit diesem Jahr ist Mina Ahadi offiziell bei der Giordano Bruno Stiftung beschäftigt (Vielen Dank in diesem Zusammenhang an die "Kellmann Stiftung für Humanismus und Aufklärung" für die finanzielle Unterstützung!). Der gbs-Vorstand gratulierte Ahadi zu ihrem erfolgreichen Engagement und versprach, nach Mitteln und Wegen zu suchen, damit sie ihre wichtige Arbeit für die Menschenrechte auch in den kommenden Jahren weiterführen kann.

Links zum Thema:
http://hpd.de/node/7901
http://hpd.de/node/7821

 

"EINE PREDIGT IST KEIN TATSACHENBERICHT" – UNTERLASSUNGSKLAGE GEGEN BISCHOF MÜLLER IN REGENSBURG ABGESCHMETTERT

Da es angeblich keine "Wiederholungsgefahr" gebe, wies das Bayerische Verwaltungsgericht Regensburg in einer Verhandlung Ende September die Unterlassungsklage des Philosophen Michael Schmidt-Salomon gegen den Regensburger Bischof Müller ab, der ihn in einer Predigt diffamiert hatte.

Der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung hatte den Bischof verklagt, da dieser im Mai des vergangenen Jahres die unwahre, diffamierende Tatsachenbehauptung aufgestellt hatte, der Philosoph würde in seinen Schriften Kindstötung legitimieren, da dies u.a. bei Berggorillas ein natürliches Verhalten sei.

Der Vergleichsvorschlag von Richter Dr. Pfister, dass der Beklagte Bischof Müller eine Erklärung vor Gericht abgeben solle, dass er diese Behauptung so nicht wiederholen werde, wurde von Müllers Rechtsanwalt Himmelsbach abgelehnt. Er meinte, dass ein Bischof in einer Predigt ein besonderes Recht der Meinungsfreiheit habe und dass ohnehin kein Zuhörer von einer Predigt erwarte, dass in ihr über Tatsachen gesprochen werde. Eine Bemerkung, die im vollbesetzten Gerichtssaal für allgemeine Erheiterung sorgte.

Schmidt-Salomon erklärte nach dem Urteilsspruch gegenüber den anwesenden Reportern, dass er selbstverständlich in Berufung gehen werde. Die Frage, ob ein Bischof tatsächlich ein besonderes Recht besitze, andere ungestraft zu diffamieren, müsse dringend juristisch geklärt werden.

Hintergründe zum Verfahren (incl. Presseberichte):
http://www.schmidt-salomon.de/mss-mueller.htm

 

DIE ANGST VOR DEM KLEINEN FERKEL: FERKELBUCHSTREIT NUN AUCH IN DER SCHWEIZ

Es fing ganz harmlos an: Das Schweizer gbs-Förderkreis-Mitglied Andreas Koch wollte der Bibliothek von Hombrechtikon (einer Gemeinde im Kanton Zürich) die Kinderbücher von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke schenken. Nach eingehender Prüfung wurden die Bücher allerdings von der Bibliotheksleitung abgelehnt. Andreas Koch wollte diese Absage nicht einfach auf sich beruhen lassen und schrieb einen Leserbrief, in der er die "religiöse Zensur" beklagte und zu größerer weltanschaulicher Pluralität aufrief.

Dagegen setzte sich daraufhin Gemeindepräsident Max Baur zur Wehr, der dem Büchlein "Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel" eine "unglaubliche Beleidigung der darin aufgeführten Religionsgemeinschaften" attestierte. In der Folge griffen einige Schweizer Medien das Thema auf, woraus sich eine grundsätzliche Debatte über die weltanschauliche Pluralität der öffentlichen Institutionen entwickelte.

In Deutschland hat es ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit ebenfalls gegeben. Religionskritische Bücher sind hierzulande in den Bibliotheken ebenso unterrepräsentiert, entsprechende Buchgeschenke wurden und werden häufig abgelehnt. Doch, anders als in der Schweiz, haben die deutschen Medien derartige Fälle niemals thematisiert. "Offensichtlich hat das Prinzip der weltanschaulichen Neutralität in der Schweiz einen höheren Stellenwert als in Deutschland", meint Michael Schmidt-Salomon, dessen aktuelles Buch "Jenseits von Gut und Böse" seit einigen Wochen auf den vorderen Rängen der Schweizer "Top 15 der Wissensbücher" steht.

Schmidt-Salomon führt den besonderen Anklang, den seine Bücher in der Schweiz finden, vor allem auf den "sehr agilen Schweizer Freidenkerverband" zurück sowie auf die im Vergleich mit Deutschland ungewöhnliche Aufgeschlossenheit der Schweizer Medien". In der Vergangenheit war Schmidt-Salomon u.a. zu Gast bei den SF-Produktionen "Sternstunde Philosophie" und "Sternstunde Religion". Anfang November wird er an der Fernseh-Talkshow "Aeschbacher" (Ausstrahlung: 12. November, 22.20 Uhr SF1) teilnehmen sowie in der Radiosendung "Focus" eine Stunde lang mit dem Moderator Dominic Dillier diskutieren (Ausstrahlung: 5. November, 20 Uhr DRS3).

Links zum Schweizer Ferkelbuchstreit:
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/gemeinde/Die-Angst-vor-dem-kleinen-F...
http://www.zsz.ch/zszmeilen/storys.cfm?vID=11525

 

HUMOR IST, WENN MAN TROTZDEM LACHT: NEUE BÜCHER VON RALF KÖNIG, MICHAEL KERNBACH UND ANDREAS MÜLLER

Nachdem wir im letzten Newsletter drei Wissensbücher vorgestellt haben (Antweiler, Metzinger, Schmidt-Salomon), möchten wir in dieser Ausgabe Werke vorstellen, die Religionskritik auf humorvolle Weise betreiben und somit hervorragend geeignet sind, einer etwaigen November-Depression vorzubeugen:

1. Ralf König: "Archetyp". "Deutschlands erfolgreichster Comiczeichner" zeigte bereits mit "Prototyp", wie unterhaltsam die Bibel sein kann, wenn man sie mit ironischer Distanz betrachtet. In dem neuen Buch "Archetyp" erzählt Ralf König nun seine knollennasig-subversive Variante der Sintflutgeschichte: Klug, witzig und wunderbar gezeichnet! (Zurzeit findet übrigens in der Oberhausener Ludwig-Galerie eine große Ralf König-Werkschau mit dem Titel "Der Eros der Knollennasen" statt. Wer sich in der Gegend aufhält, sollte unbedingt vorbeischauen!)

Besprechung des neuen Ralf-König-Buchs auf hpd:
http://hpd.de/node/7941
Ausstellung in der Ludwig-Galerie Oberhausen:
http://www.ludwiggalerie.de/site/content/ausstellungen/
"Archetyp" auf denkladen.de:
http://www.denkladen.de/product_info.php/info/p1308

2. Michael Kernbach: "Best of Gott. Glaubenshopping leicht gemacht". Immer in derselben Religionsgemeinschaft herumzuhängen ist, so Michael Kernbach in seinem umwerfend komischen Glaubensratgeber "Best of Gott", wie "im-mer-auf-den-sel-ben-Cam-ping-platz-in-Ur-laub-fahren". Daher empfiehlt Kernbach die Kunst des "Glaubenshoppings": Warum nicht "als Buddhist aufstehen, als Christ frühstücken, Zeus ein kleines Brandopfer im Toast bringen und zur Selbstmotivation laut Odin brüllen?" Wer das "Soulsurfen durch die Religionen" beherrscht, der hat, da ist sich der Verfasser sicher, bald "viele Freunde mit spannenden Ansichten und exzentrischem Aussehen, öfter mal einen freien Tag und immer einen abwechslungsreichen Speiseplan."
Selten wurde der hehre Anspruch der Religionen so leichtfüßig karikiert wie in diesem Buch. Und bei allem "Religiotainment" lernt man sogar noch etwas hinzu: Oder hätten Sie etwa gewusst, wie man mit Hinduismus zur Bikinifigur kommt bzw. welche Religion in welcher Kalenderwoche die meisten Brückentage mit sich bringt? Eben!

"Best of Gott" bei denkladen.de:
http://www.denkladen.de/product_info.php/info/p1287

3. Andreas Müller: "Das Prometheus Trio: Die Invasion." Andreas Müller ist vielen bekannt als verantwortlicher Leiter von darwin-jahr.de sowie als Redakteur des humanistischen Pressedienstes. Mit "Das Prometheus Trio" hat er nun einen religionskritisch-satirischen Jugendkrimi vorgelegt. Wer Müllers mit spitzer Feder geschriebenen hpd-Artikel zu schätzen weiß, wird sicherlich auch Gefallen an dieser eigenartigen Mixtur aus Satire, Jugendbuch, Krimi und deftiger Religionskritik finden. Worum es in dem Buch geht, verrät der Autor in einem (aber)witzigen Interview, das er im Auftrag des hpd mit sich selbst führte.

Müller interviewt Müller auf hpd.de:
http://hpd.de/node/7833
Das Buch bei denkladen.de:
http://www.denkladen.de/product_info.php/info/p1304

 

TERMINE IM OKTOBER

MÜNCHEN, Donnerstag, 15. Oktober 2009, Vortrag von Prof. Dr. Franz M. Wuketits: "Darwins Kosmos. Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt" Veranstalter: bfg München, Humanistische Union München-Südbayern. Veranstaltungsort: Technische Universität München, Eingang 6, Luisenstr. in Höhe der Nr. 45, Raum 1402 im 1. Stock. Unkostenbeitrag: 6,- €, Hochschulangehörige haben freien Zutritt. Beginn: 19:30 Uhr

FRANKFURT/MAIN, Freitag, 16. Oktober 2009, Vortrag von Prof. Dr. Franz M. Wuketits: "Darwins Kosmos. Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt". Veranstalter: HU Frankfurt/gbs. Veranstaltungsort: Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5. Beginn: 19:30 Uhr

FRANKFURT/MAIN, Freitag, 16. Oktober 2009, Vortrag von Dr. Colin Goldner: "Die Situation der Frauen in Tibet und im tibetischen Buddhismus". Veranstaltungsort: Café ExZess, Leipziger Str. 91, 20 Uhr. Link: http://www.gegenbuchmasse.de

HEIDELBERG, Samstag, 17. Oktober 09, Vortrag von Prof. Dr. Franz M. Wuketits: "Darwins Kosmos. Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt" Veranstalter: Säkulare Humanisten (Regionalgruppe Rhein-Neckar des Förderkreises der gbs). Veranstaltungsort: Im Forum 37, Hauptstraße 37, Heidelberg, Veranstaltungsbeginn: 20.00 Uhr, Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, 4 Euro bei Voranmeldung.
Weitere Informationen unter:
http://www.saekulare-humanisten-rhein-neckar.de/

FRANKFURT/MAIN, Samstag, 17. Oktober 2009, Lesung von Andreas Müller im Rahmen der Langen Nacht der Bücher: "Das Prometheus Trio". Veranstaltungsort: Café ExZess, Leipziger Str. 91. Link: http://www.gegenbuchmasse.de

WIESBADEN, Samstag, 17. Oktober 2009, Vortrag von Dr. Colin Goldner: "Die Situation der Frauen in Tibet und im tibetischen Buddhismus". Veranstaltungsort: Café Klatsch, Marcobrunnerstr. 9. Beginn: 20 Uhr. Link: http://www.gegenbuchmasse.de

FRANKFURT/MAIN, Sonntag, 18. Oktober 2009, Lesung von Helge Nyncke: "Wo bitte geht's zu Gott fragte das kleine Ferkel". Veranstaltungsort: Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5. Beginn: 18:00 Uhr

KÖLN: Sonntag, 18. Oktober 2009, Vortrag von Prof. Dr. Franz M. Wuketits: "Darwins Kosmos. Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt". Veranstalter: IBKA. Veranstaltungsort: Naturfreundehaus Köln-Kalk, 17.00 Uhr.

OLDENBURG, Montag, 26. Oktober 09, Vortrag von Michael Schmidt-Salomon: "Über Moral. Zum Verhältnis von Ethik, Humanismus und Religion." Im Rahmen der Oldenburger Veranstaltungsreihe zur Bedeutung von Vernunft und Wissenschaft für den Humanismus. Veranstalter: Humanistischer Verband Oldenburg in Kooperation mit dem Humanistischen Verband Niedersachsen und der gbs, Ort: Vortragssaal des Kulturzentrums PFL, Peterstraße 3, Oldenburg. Beginn: 19.00 Uhr

WILHELMSHAVEN, Dienstag, 27. Oktober 09, Buchlesung von Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von Gut und Böse". Veranstalter: Humanistischer Verband Wilhelmshaven, Ort: Großer Saal der VHS Wilhelmshaven, Virchowstr. 29, Wilhelmshaven. Beginn: 19.30 Uhr

BREMEN, Mittwoch, 28. Oktober 09, Buchlesung von Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von Gut und Böse". Veranstalter: Humanistischer Landesverband Bremen, Ort: Villa Ichon, Am Goetheplatz 4, Bremen. Beginn: 19.30 Uhr

MÜNCHEN, Donnerstag, 29. Oktober 09, Streitgespräch zwischen Dr. Michael Schmidt-Salomon (gbs), dem evangelischen Theologen PD Dr. Alf Christophersen (LMU) und dem (gläubigen) Kulturjournalisten Dr. Alexander Kissler (SZ): "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott – Die neuen Atheisten". Veranstalter: Evangelische Stadtakademie München. Ort: Evangelische Stadtakademie München (Herzog-Wilhelm-Str. 24, 80331 München). Beginn: 19.00 Uhr. Weitere Informationen:
http://www.evstadtakademie.de/cms/?q=node/950

Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team