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Newsletter vom 27.04.2015

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Fowid-Flyer

Mehrheit der Deutschen gegen stärkeren Einfluss der Religionen im ZDF-Fernsehrat: 61 Prozent der Bevölkerung plädieren für religionsfreie Vertreter +++ "Give Peace a Chance!" - "International Atheist Convention" vom 22.-24. Mai in Köln +++ "Kirche muss Katholikentag selbst finanzieren!" - Stadtrat von Münster lehnt Antrag auf Bezuschussung des Katholikentags 2018 ab +++ Gegen eine Kriminalisierung der Sterbehilfe: Strafrechtler kritisieren die Verbotspläne der deutschen Parlamentarier +++ Kurz notiert: gbs bei der Berliner Stiftungswoche; Schläge im Namen des Herrn; neuer Fall von Diskriminierung am Arbeitsplatz sorgt für Schlagzeilen +++ Die nächsten Termine

 

 

MEHRHEIT DER DEUTSCHEN GEGEN STÄRKEREN EINFLUSS DER RELIGIONEN IM ZDF-FERNSEHRAT: 61 PROZENT DER BEVÖLKERUNG PLÄDIEREN FÜR RELIGIONSFREIE VERTRETER

60 Prozent der Deutschen lehnen einen größeren Einfluss der Vertreter der Religionen im ZDF-Fernsehrat ab, 61 Prozent sprechen sich dafür aus, dass dort auch Repräsentanten der Konfessionsfreien vertreten sein sollten. Dies geht aus einer repräsentativen EMNID-Studie hervor, die die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) heute auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Wie die Umfrage zeigt, steht das Votum der Bevölkerung in klarem Widerspruch zum Neuentwurf des ZDF-Staatsvertrags, der am 18. Juni 2015 unterzeichnet werden soll.

Nach dem neuen ZDF-Staatsvertrag werden die beiden christlichen Großkirchen mit ihren Wohlfahrtsverbänden insgesamt sechs, der Zentralrat der Juden und die Muslime jeweils einen Repräsentanten in den von 77 auf 60 Sitze verkleinerten Fernsehrat entsenden. Dadurch steigt der Stimmenanteil religiöser Repräsentanten deutlich, während die Interessen der rund 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die keiner Religion angehören, im Fernsehrat nach den Plänen der Landesregierungen weiterhin unberücksichtigt bleiben sollen.

Der Neuentwurf des ZDF-Staatsvertrags steht damit in einem deutlichen Widerspruch zur Mehrheitsmeinung der Bürgerinnen und Bürger, erläutert Carsten Frerk, Leiter der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid): "Nach den aktuellen Umfrageergebnissen sind 60 Prozent der Bevölkerung gegen einen stärkeren Einfluss der Religionen im Fernsehrat, nur 30 Prozent dafür, 10 Prozent waren sich unschlüssig. Dabei lehnen nicht nur 74 Prozent der konfessionsfreien Menschen, sondern auch die Mehrheit der Katholiken (54 Prozent) sowie der Protestanten (55 Prozent) eine stärkere religiöse Einflussnahme ab. Nur bei den Muslimen und den Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften sprechen sich Mehrheiten dafür aus."

Für eine explizite Interessenvertretung religionsfreier Menschen im ZDF-Fernsehrat plädieren der Umfrage zufolge 61 Prozent der deutschen Bürgerinnen und Bürger, 31 Prozent sind dagegen, 8 Prozent machen keine Angaben.

"Bemerkenswert daran ist", so Frerk, "dass auch innerhalb der Religionsgemeinschaften Mehrheiten für einen Sitz der Konfessionsfreien im Fernsehrat eintreten. 51 Prozent der Katholiken, 63 Prozent der Protestanten, 66 Prozent der Muslime und sogar 73 Prozent der Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften votieren für eine Interessenvertretung religionsfreier Menschen im ZDF-Fernsehrat. Offenbar ist das Gespür dafür, dass es ungerecht wäre, das konfessionsfreie Drittel der deutschen Bevölkerung bei dieser Frage auszugrenzen, bei den Gläubigen an der Basis sehr viel stärker verankert als bei den Funktionären an der Spitze der politischen und religiösen Institutionen."

Die EMNID-Umfrage war von der Forschungsgruppe Weltanschauung in Deutschland (fowid) im Auftrag der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) initiiert worden. Deren Vorstandssprecher, der deutsche Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon, hatte bereits vor einem Monat die "inakzeptable Ausgrenzung konfessionsfreier Bürgerinnen und Bürger" im Rahmen des neuen ZDF-Staatsvertrags scharf kritisiert.

Alle Daten zur Umfrage:
http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Kirche_und_Politik/Einfluss_im_Fernsehrat.pdf

gbs-Pressemitteilung "Inaktzeptable Ausgrenzung konfessionsfreier Bürgerinnen und Bürger":
/meldung/zdf-staatsvertrag

 

"GIVE PEACE A CHANCE!" - "INTERNATIONAL ATHEIST CONVENTION" VOM 22.-24. MAI IN KÖLN

Die Welt ist in einem rasanten Wandel begriffen. Atheisten und Säkularisten wagen es mehr und mehr, ihre Stimme zu erheben und sich zu ihren Überzeugungen zu bekennen – selbst in Ländern, in denen das bislang kaum denkbar schien. Zugleich haben fundamentalistische Gewalt und Intoleranz neue traurige Höhepunkte erreicht. Auf der internationalen atheistischen Konferenz in Köln kommen Säkularisten aus verschiedenen Regionen der Welt zusammen, um einander zuzuhören und ihre Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen.

Die Situation von Atheisten und Säkularisten unterscheidet sich von Land zu Land beträchtlich. Es eint sie der Wunsch nach Freiheit von religiöser Bevormundung und nach einer Welt, in der nicht Waffen, sondern die besseren Argumente den Ausschlag geben. Unter dem Titel "Give Peace A Chance" werden über 15 Referenten aus den USA, aus Frankreich, der Schweiz, Kroatien, der Türkei, Ägypten, Großbritannien und Deutschland über den Zusammenhang von Religion und Gewalt, Säkularisierung und globale Konflikte diskutieren. Zum besseren Verständnis werden die Vorträge aus dem Englischen ins Deutsche und vom Deutschen ins Englische simultanübersetzt.

Ein besonderes Highlight der Veranstaltung: Im Rahmen der Convention wird Greg Graffin, Evolutionsbiologe und Sänger der legendären Punk-Band "Bad Religion", für seinen Einsatz für Selbstbestimmung und Toleranz sowie der Förderung des vernunftgeleiteten Denkens mit dem IBKA-Preis "Sapio" ausgezeichnet.

Ausrichter der Veranstaltung ist der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). Kooperationspartner sind die Atheist Alliance International (AAI) sowie die Giordano-Bruno-Stiftung.

Informationen und Karten zur Veranstaltung:
http://www.ibka.org/tagung2015

Veranstaltungsplakat:
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"KIRCHE MUSS KATHOLIKENTAG SELBST FINANZIEREN!" - STADTRAT VON MÜNSTER LEHNT ANTRAG AUF BEZUSCHUSSUNG DES KATHOLIKENTAGS 2018 AB

Erstmals in der Geschichte des Katholikentags verweigert eine Stadt die beantragte Millionen-Subvention: Der Münsteraner Stadtrat hat den Antrag der Veranstalter auf Gewährung eines Barzuschusses in Höhe von 1,2 Mio. EUR abgelehnt. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!", die von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) initiiert und vor Ort insbesondere vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) unterstützt wurde.

Die Aktiven vom "11. Gebot" hatten im November vergangenen Jahres drei Tage lang in der Innenstadt Münsters auf die verfassungswidrige Praxis der öffentlichen Förderung von Kirchentagen hingewiesen. Die knapp drei Meter hohe Moses-Skulptur mit einer "Steintafel", auf der das 11. Gebot "Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!" verkündet wird, fand enormen Zuspruch unter den Münsteranern. An die Bürger wurden Postkarten mit dem "11. Gebot" verteilt, um die damals noch schwankenden Fraktionen von SPD und Grünen an die Trennung von Staat und Kirche zu erinnern.

Weitere Informationen:
/meldung/katholikentag-muenster

 

GEGEN EINE KRIMINALISIERUNG DER STERBEHILFE: STRAFRECHTLER KRITISIEREN DIE VERBOTSPLÄNE DER DEUTSCHEN PARLAMENTARIER

Über 140 renommierte Strafrechtler haben sich in einer gemeinsamen Resolution gegen das geplante Verbot des assistierten Suizids ausgesprochen. Die Resolution darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass das von vielen Bundestagsabgeordneten befürwortete "Verbot der organisierten Sterbehilfe" vor dem Bundesverfassungsgericht wohl keinen Bestand haben würde.

Einer der beiden Initiatoren der Resolution ist gbs-Beirat Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, der am 21. April in Berlin eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema leitete. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch die Fotoausstellung zur Kampagne "Mein Ende gehört mir: Für das Recht auf Letzte Hilfe" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

In den Medien wurden in den letzten Wochen vermehrt kritische Stimmen gegen das im Herbst möglicherweise kommende Verbot der organisierten Sterbehilfe laut. So empfahl Gert Scobel zum Thema "Sterbehilfe" das Buch "Letzte Hilfe - Ein Plädoyer für das selbstbestimmte Sterben" von Uwe-Christian Arnold und Michael Schmidt-Salomon: "Wer eine Auseinandersetzung zum Thema Sterbehilfe sucht, (...) sollte dieses informative und über weite Strecken entspannt argumentierende Buch unbedingt lesen - und sei es auch nur, um zu wissen, wie schwer die Argumente der Befürworter zu widerlegen sind."

Dringender Appell gegen Strafbarkeit des assistierten Suizids (hpd):
http://hpd.de/artikel/11581?nopaging=1

Podiumsdiskussion mit führenden deutschen Strafrechtlern (hpd):
http://hpd.de/artikel/11619

"Das Verbot der Sterbehilfe wäre ein Rückschritt" (Die Welt):
http://www.welt.de/politik/deutschland/article139702470/Das-Verbot-der-Sterbehilfe-waere-ein-Rueckschritt.html

"Positive Kultur des Sterbens" (taz-Interview mit BGH-Richter Thomas Fischer):
http://www.taz.de/!158643/

Scobels Buchempfehlung "Letzte Hilfe" (3sat):
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=47326

 

KURZ NOTIERT

GBS BEI DER BERLINER STIFTUNGSWOCHE:
Wie bereits in den vorangegangenen Jahren hat die gbs auch 2015 an der "Berliner Stiftungswoche" teilgenommen. Dieses Mal ging es um "Effektiven Altruismus" und die "Menschenrechtslage in Nordkorea" – Themen, für die die Giordano-Bruno-Stiftung bislang weniger bekannt ist, die sich aber dennoch folgerichtig aus dem Denkansatz des "Evolutionären Humanismus" ergeben. Der hpd berichtete über beide Veranstaltungen.

Effektiver Altruismus – Making a difference?:
http://hpd.de/artikel/11610

Menschenrechte in Nordkorea:
http://hpd.de/artikel/11629

SCHLÄGE IM NAMEN DES HERRN:
Der katholische Fernsehsender K-TV (versehen mit dem "Apostolischen Segen" durch Benedikt XVI.) erlaubt immer wieder tiefe Einblicke in die Psyche strenggläubiger Christen. In diesem Beitrag wird erklärt, dass harte Prügelstrafen in Klosterschulen stets aus reiner Liebe erfolgt sind und dass Kinder ihren Eltern dankbar sein sollten, wenn sie geschlagen werden. An dem Videoclip kann man auch erkennen, dass die Realität die Satire mitunter übertrifft. Gegen Hans Buschor, den "Geistlichen Leiter" von K-TV, kommt selbst Oliver Kalkofe nicht an!
https://www.youtube.com/watch?v=T8RwFCtZ9AI

NEUER FALL VON DISKRIMINIERUNG AM ARBEITSPLATZ SORGT FÜR SCHLAGZEILEN:
Weil sie mit ihrer Freundin eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingeht, verliert eine homosexuelle Hortleiterin ihren Job beim katholischen Sozialverband Caritas. Anders als in früheren Zeiten stoßen solche Fälle von religiöser Diskriminierung am Arbeitsplatz mittlerweile selbst bei konservativen Politikern auf Kritik:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/katholische-kirche-homosexuelle-hortleiterin-muss-job-aufgeben-1.2445894

 

DIE NÄCHSTEN TERMINE

In den kommenden Wochen finden im gbs-Umfeld besonders viele Veranstaltungen statt. Alle Termine finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender:
/termine

 

Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team
www.giordano-bruno-stiftung.de

 

P.S.: Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen:
www.facebook.com/gbs.org

Infos für diejenigen, die die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützen möchten:
www.giordano-bruno-stiftung.de/aufbau/aufklaerer-werden