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18. 11.

Theorie und Experiment im naturwissenschaftlichen Denken

Die besondere Rolle der Physik - Vortrag von Dr. Rudolf Kötter in Nürnberg

Nach einer unter Naturwissenschaftlern weit verbreiteten Vorstellung stehen am Anfang der Forschungsarbeit in den Naturwissenschaften Beobachtungen von Einzelfällen, die sich entweder »in der Natur« ereignen oder im Labor experimentell erzeugt werden. Diese Beobachtungen gelten als elementar, weil sie streng mit sinnlichen Wahrnehmungen korrelieren und werden im einfachsten Fall in Listen festgehalten, welche die beobachteten Merkmale in ihren qualitativen und/oder quantitativen Ausprägungen (Messdaten) enthalten. Solche Protokolle über das Vorliegen bzw. Nichtvorliegen von Merkmalen und Merkmalsausprägungen lassen sich nun mittels statistischer Verfahren verbinden und verdichten.

Mit diesem Bild vom induktiven Aufbau der Naturwissenschaften verbinden sich bei näherem Hinsehen einige interessante Probleme. Im Vortrag soll gezeigt werden, dass das geläufige Bild vom induktiven Vorgehen in den Naturwissenschaften (Beobachtung – Verallgemeinerung – Naturgesetz) eine Verzerrung naturwissenschaftlicher Arbeitsweise darstellt, da hier die Rolle der Theoriebildung keine angemessene Berücksichtigung findet. Damit wird aber auch das Verständnis von der Leistungsfähigkeit der Naturwissenschaften erheblich erschwert, was auch negative Konsequenzen für die didaktische Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte hat.

Dr. Rudolf Kötter, Jahrgang 1947, hat neben Philosophie Rechtswissenschaft (1. Staatsexamen 1971) und Volkswirtschaftslehre (Dipl. Volkswirt 1975) in Erlangen studiert und wurde 1980 im Fach Philosophie promoviert. Nach langjähriger Tätigkeit am Interdisziplinären Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wurde er 2005 zum Geschäftsführer des Zentralinstituts für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der FAU ernannt und nahm diese Aufgabe bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2015 wahr. Seine Arbeitsinteressen liegen in der Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und der Angewandten Ethik, insbesondere der Wirtschafts- und Bioethik und sind mit über 70 Veröffentlichungen dokumentiert.

Es gilt 3G-Plus (geimpft, genesen, PCR-getestet).