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Die Giordano-Bruno-Stiftung übernimmt die Meldungen von den jeweiligen Veranstaltern. Bitte überprüfen Sie, ob die Veranstaltung tatsächlich stattfindet (siehe den angegebenen Link unter "Veranstalter" in der Terminanzeige). Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, beim Veranstalter nachzufragen.

Foto: Evelin Frerk

20. 11.

Wie die Kirchen nicht nur Lesben und Schwule diskriminieren

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum kirchlichen ArbeitsUNrecht mit der SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier in Duisburg

Krankenpfleger, Ärzte oder Kindergärtnerinnen tun das, wovon die Kirche oft nur predigt: Sie betreiben gelebte Nächstenliebe. Doch in kirchlichen Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kindergärten werden ihnen elementare Rechte vorenthalten. Kircheneigene Unternehmen verstoßen systematisch gegen das europäische Antidiskriminierungsgesetz. Selbst Ärzte oder Putzfrauen werden wegen ihrer Weltanschauung oder sexuellen Orientierung entlassen oder gar nicht erst eingestellt.

Und dies, obwohl viele dieser kirchlichen Einrichtungen zu 90 bis 100 Prozent vom Staat finanziert werden. Gegen diesen Missstand setzt sich die Kampagne GerDiA „Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz” ein, deren Sprecherin Ingrid Matthäus-Maier ist. Sie fordert, die Gültigkeit des Betriebsverfassungsgesetzes auf kirchliche Sozialeinrichtungen auszuweiten, damit die dort Beschäftigten zukünftig ihre private Lebensführung nicht mehr an kirchlichen Vorgaben ausrichten müssen und die üblichen Mitbestimmungsrechte erhalten.

Ingrid Matthäus-Maier studierte Rechtswissenschaft in Gießen und Münster und war danach bis 1976 als Verwaltungsrichterin in Münster tätig. 1969 trat sie in die F.D.P. ein. 1972 wurde sie Bundesvorsitzende der Jungdemokraten. Nach dem Koalitionswechsel 1982 ("geistig-moralische Wende") trat sie aus der F.D.P aus und in die SPD ein. Sie war Mitglied des Bundestages von 1976 bis 1982 und von 1983 bis 1999. Von 1999 bis 2008 gehörte sie dem Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an, von 2006 bis Mitte 2008 war sie Vorsitzende und Sprecherin der KfW-Bankengruppe (Rücktritt im April 2008). Nach ihrem Ausscheiden bei der KfW wurde Ingrid Matthäus-Maier Mitglied im Kuratorium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit 2008 engagiert sie sich als Beiratsmitglied in der Giordano-Bruno-Stiftung.

Die ehemalige Politikerin war maßgeblich an der Formulierung des 1974 entstandenen, damals wie heute erstaunlich fortschrittlichen FDP-Kirchenpapiers „Freie Kirche im Freien Staat“ beteiligt, das eine klare Trennung von Staat und Kirche (u.a. die Abschaffung der Kirchensteuer und die Ablösung sämtlicher exklusiver Staatsleistungen an die Kirchen) forderte. 1998 wurde sie mit dem CICERO-Rednerpreis ausgezeichnet.