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Newsletter vom 27.01.2016

Kostenfreie Lehrmaterialien für den Evolutionsunterricht an Grundschulen: "Evokids"-Projektgruppe veröffentlicht Lehrbuch mit 22 Unterrichtseinheiten zum Thema "Evolution" +++ Verfassungswidrige Kirchensubventionen auf Rekordniveau: 2016 erhalten die Großkirchen erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro an Staatsleistungen +++ Sexuelle Zwangsneurosen: Warum eine Debatte über das Verhältnis von Religion und Sexualität überfällig ist +++ Kurz notiert: Kontroverse Ansichten über den Tod; Säkulare Denker im Ranking des Global Thought Leader Index; Gotteslästerung im Münsterland; Feiertagsfilmverbote in Deutschland; Doku "Die Kirche und das Geld"; Flüchtlingsbroschüre der gbs-Karlsruhe, Hörbuch zur Geschichte der Aufklärung +++ Die nächsten Termine

Kostenfreie Lehrmaterialien für den Evolutionsunterricht an Grundschulen: "Evokids"-Projektgruppe veröffentlicht Lehrbuch mit 22 Unterrichtseinheiten zum Thema "Evolution"

Bislang gab es kaum Unterrichtsmaterialien, die Lehrerinnen und Lehrer nutzen konnten, um das für das moderne Weltbild grundlegende Thema "Evolution" in den Klassen 3-6 zu behandeln. Diesen Missstand behebt ein 113-seitiges Lehrbuch, das die Projektgruppe "Evokids – Evolution in der Grundschule" heute auf ihrer Website veröffentlicht hat.

Die 22 Unterrichtsmodule des Lehrbuchs behandeln in kindgerechter Weise und fachlich korrekt die "Geschichte des Lebens auf unserem Planeten", die "Mechanismen der Evolution" sowie die "kulturellen Veränderungen in der Welt des Menschen". Als pädagogische Leitfigur fungiert dabei das durch die "Augsburger Puppenkiste" und Kinofilme bekannte "Urmel aus dem Eis" von Max Kruse (1921-2015), der das Evokids-Projekt von Anfang an unterstützte.

Dass die Lehrmaterialien kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können, ist dem ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts zu verdanken sowie der Anschubfinanzierung durch die Giordano-Bruno-Stiftung. gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erklärt das besondere Engagement der Stiftung damit, dass eine "frühzeitige Beschäftigung mit evolutionären Prozessen nicht nur bildungspolitisch, sondern auch integrationspolitisch von entscheidender Bedeutung" sei: "Gerade für Migrantenkinder, die häufig aus Gegenden stammen, in denen die Evolutionstheorie rigoros abgelehnt wird, ist es wichtig, dass sie möglichst frühzeitig Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen erhalten, um sich in einer modernen Wissenschaftsgesellschaft zurechtzufinden."

Um das Evokids-Projekt weiter voranzubringen und dafür zu sorgen, dass der Evolutionsunterricht zum verbindlichen Lehrinhalt an Grundschulen wird, sind die Evokids-Verantwortlichen über jede Form der ideellen und/oder finanziellen Unterstützung dankbar. Spenden an das Evokids-Projekt sind bequem auch über das Internet möglich und können, da das Projekt über die gemeinnützige Giordano-Bruno-Stiftung finanziert wird, steuermindernd bei der nächsten Steuererklärung geltend gemacht werden.

Weitere Informationen unter:
http://evokids.de/content/lehrmaterialien-evolutionsunterricht

Verfassungswidrige Kirchensubventionen auf Rekordniveau: 2016 erhalten die Großkirchen erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro an Staatsleistungen

Nach den Haushaltsplänen der Bundesländer werden die beiden christlichen Großkirchen im laufenden Jahr erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro an Staatsleistungen erhalten. "Verrechnet man dies mit den Zahlungen, die seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 an die Kirchen geflossen sind, kommt man auf die stolze Summe von 16,8 Milliarden Euro an Staatsleistungen – und dies, obwohl die deutsche Verfassung schon seit 1919 die Ablösung dieser Leistungen verlangt", erläutert der Politologe Carsten Frerk, Leiter der "Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" (fowid) und Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs).

Es ist ein bemerkenswertes Phänomen: Parallel zur sinkenden Kirchenbindung der Bevölkerung steigen die Dotationen der Bundesländer für die Kirchen immer weiter an: 1970, als noch rund 93 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung Kirchenmitglieder waren, lagen die sogenannten Staatsleistungen an die Kirchen bei 122 Millionen Euro. 1990, als die Kirchenmitgliederquote auf 73 Prozent gesunken war, zahlten die Bundesländer 267 Millionen Euro. Inzwischen sind die Staatsleistungen auf die bisherigen Rekordsummen von 499 Millionen Euro (2015) bzw. 510 Millionen Euro (2016) angewachsen, obwohl nur noch 59 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Großkirchen angehören.

Carsten Frerk, der diese Zahlen am heutigen Montag in Berlin vorstellte, wies darauf hin, dass die Staatsleistungen nicht, wie vielfach unterstellt wird, zur Unterstützung konfessioneller Sozialdienstleistungen dienen, etwa von Kindergärten, Krankenhäusern oder Altenheimen, die auf anderem Wege öffentlich subventioniert werden, sondern zur Finanzierung innerkirchlicher Angelegenheiten, etwa der Gehälter katholischer und evangelischer Bischöfe, die – neben sonstigen Vergünstigungen – zwischen 10.000 und 13.000 Euro monatlich verdienen: "Außer in Bremen und Hamburg werden alle deutschen Steuerzahler, auch konfessionsfreie, jüdische oder muslimische Bürgerinnen und Bürger, zur Finanzierung innerkirchlicher Belange herangezogen. Begründet wird dies mit Enteignungen der Kirche im frühen 19. Jahrhundert. Allerdings waren die damaligen Entschädigungsvereinbarungen nur für einen eng begrenzten Zeitraum gedacht, keineswegs 'für die Ewigkeit'. Im Nachhinein ist es Kirchenvertretern jedoch gelungen, eine völlig andere Sichtweise im politischen Raum zu etablieren. Auf Basis dieser Geschichtsverfälschung wurden im 20. Jahrhundert verschiedene Staatskirchenverträge geschlossen, die seit 1949 viele Milliarden Euro in die Kirchenkassen gespült haben, obwohl diese Zahlungen laut Verfassung schon seit knapp 100 Jahren eingestellt sein sollten."

Weitere Informationen:
/meldung/verfassungswidrige-kirchensubventionen-auf-rekordniveau

Sexuelle Zwangsneurosen: Warum eine Debatte über das Verhältnis von Religion und Sexualität überfällig ist

Anlässlich der anhaltenden Diskussionen um die Ereignisse in Köln, bei denen in der Silvesternacht zahlreiche Frauen zu Opfern sexueller Belästigungen und sexueller Gewalt wurden, hält die Giordano-Bruno-Stiftung eine Debatte über das Verhältnis von Religion und Sexualität für dringend erforderlich. "Wie beim Terrorismus werden auch bei Formen sexueller Gewalt die religiös-kulturellen Hintergründe nach dem Motto 'Das hat doch nichts mit Religion zu tun!' heruntergespielt", erklärte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon. "Tatsächlich werden sexuelle Diskriminierung und sexuelle Gewalt jedoch weltweit in erschreckendem Umfang religiös legitimiert. Der Grund dafür ist offensichtlich, denn die Verhinderung einer freien, selbstbestimmten Sexualität ist seit jeher eine zentrale Stütze religiöser Herrschaft."

Die sexuelle Revolution, die in den westlichen Ländern in den letzten Jahrzenten den Weg zu einer offeneren Gesellschaft ebnete, sei in muslimischen, aber auch in hinduistischen Gesellschaften (Beispiel Indien), noch nicht angekommen, sagte Schmidt-Salomon. Patriarchale, frauenverachtende Normen und Verhaltensweisen würden daher den Alltag in den meisten muslimischen Ländern bestimmen. Vor diesem Hintergrund müssten auch die Ereignisse in Köln verstanden werden. Wer versuche, sie mithilfe von Vorfällen auf dem Oktoberfest zu relativieren, demonstriere damit ein erschütterndes Maß an Realitätsverleugnung, die im Ansatz vielleicht gut gemeint, letztlich aber kontraproduktiv sei.

Erfahren Sie mehr unter:
/meldung/sexuelle-zwangsneurosen

Kurz notiert

Kontroverse Ansichten über den Tod: In der evangelischen Zeitschrift "Die Debatte" ist ein aufschlussreiches "Streitgespräch" zwischen Michael Schmidt-Salomon und dem Theologen Volker Lehnert zum Thema "Tod und Jenseitsvorstellungen" erschienen, das die Unterschiede zwischen theologischen und säkular-philosophischen Denkmustern verdeutlicht:
http://debatte.ekir.de/2015/12/07/wohin-des-weges/

Säkulare Denker im Ranking des Global Thought Leader Index: Laut dem "Global Thought Leader Index 2015" zählen drei gbs-Mitglieder zu den "einflussreichsten Ideengebern im deutschsprachigen Raum": Michael Braungart, Michael Schmidt-Salomon und Thomas Metzinger. In dem Ranking, das auf einem quantitativen Verfahren (Analyse der Verweise im Internet) beruht, konnten sich neben Religionsvertretern, etwa den Päpsten Benedikt XVI. und Franziskus sowie dem Dalai Lama, bemerkenswert viele Intellektuelle platzieren, die religionskritische Positionen vertreten, u.a. Richard Dawkins, Stephen Hawking, Ayaan Hirsi Ali, Amartya Sen, Salman Rushdie, Daniel Dennett und Peter Singer:
http://www.thoughtleaders.world/2015edition/deutsch/

Gotteslästerung im Münsterland: Die von der gbs eingereichte Petition zur Abschaffung des sog. "Gotteslästerungsparagraphen" 166 StGB wurde im vergangenen Jahr vom Deutschen Bundestag abgelehnt. Welch groteske Blüten der fromme Zensurparagraph noch immer treibt, zeigt ein aktueller Fall aus dem Münsterland:
http://hpd.de/artikel/12666

Feiertagsfilmverbote in Deutschland: Filme, die keine Feiertagsfreigabe von der FSK für sogenannte "stille Feiertage" wie Karfreitag oder Allerheiligen erhalten, dürfen von Kinobetreibern an den entsprechenden Tagen nicht vorgeführt werden. Die Piratenpartei hat nun erstmals eine FSK-Liste nicht feiertagsfreier Filme veröffentlicht (http://hpd.de/artikel/12642). Für Schlagzeilen sorgte das Feiertagsfilmverbot zuletzt durch die Aktion der (gbs-)Gruppe "Religionsfrei im Revier", die Monty Python‘s "Leben des Brian" trotz dezidierter Strafandrohung an Karfreitag zeigte und unter dem fröhlichen Motto "Jeder nur ein Kreuz!" zum Gerichtstermin in Bochum einlud:
http://hpd.de/artikel/12536

Doku "Die Kirche und das Geld": Der Kultursender "Arte" zeigte unlängst eine ausführliche Dokumentation mit dem Politologen Carsten Frerk (Leiter der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland und gbs-Beirat) zum Thema "Die Kirche und das Geld". Der Beitrag ist nun auch über YouTube verfügbar:
https://www.youtube.com/watch?v=fN2EL9jRko8

Flüchtlingsbroschüre der gbs-Karlsruhe: Die immer größer werdende Zahl von Menschen, die in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen, ist für die Karlsruher Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung seit ihrer Gründung ein zentrales Thema. Sowohl Asylsuchende als auch Helfer waren wichtige Ideen- und Impulsgeber für eine jüngst vorgestellte aufklärerische Informationsbroschüre, die ein besonderes Augenmerk auf die Rechte von Frauen und Kindern legt. Auf der Website der Regionalgruppe kann die Broschüre nun in deutscher, englischer und arabischer Sprache heruntergeladen werden:
http://gbs-karlsruhe.de/meldung/refugees

Hörbuch zur Geschichte der Aufklärung: gbs-Fördermitglied Jonas Hopf hat ein aufwändig produziertes Hörbuch mit dem Titel "Eine kurze Geschichte der Aufklärung" herausgebracht, das bei renommierten Autoren wie dem Philosophen Gerhard Streminger (gbs-Beirat) oder dem Historiker Rolf Bergmeier (gbs-Beirat) auf große Anerkennung stieß. Aber lässt sich die Geschichte des Fortschritts von der Antike bis zur Gegenwart überhaupt in knapp zwei Stunden erzählen? Das kann nun jeder selbst beurteilen, denn Jonas Hopf hat sein Hörbuch für begrenzte Zeit kostenfrei zur Verfügung gestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=R_Cv3ZQs1qE

Die nächsten Termine

Die Termine der nächsten Wochen finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender:
/termine

Mit freundlichen Grüßen

Das gbs-Newsletter-Team
www.giordano-bruno-stiftung.de

***

P.S.: Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen:
www.facebook.com/gbs.org

Infos für diejenigen, die die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützen möchten:
www.giordano-bruno-stiftung.de/aufbau/aufklaerer-werden

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