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Newsletter vom 11.05.2021

Inhalt:


150 Jahre Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs

Bundesweite Proteste am 15. Mai 2021

Am 15. Mai 1871 wurden die Bestimmungen zum Schwangerschaftsabbruch im Reichsstrafgesetzbuch verabschiedet. Noch heute gelten Schwangerschaftsabbrüche nach §218 StGB als Straftat – eine Regelung, die Frauen entmündigt und ein gesellschaftliches Tabu geschaffen hat. Daher fordert die Giordano-Bruno-Stiftung zusammen mit weiteren 120 Organisationen eine grundlegende Reform der gesetzlichen Bestimmungen: "Die Paragraphen 218 bis 219a des Strafgesetzbuchs verletzen nicht nur die Würde der Frau, sondern verstoßen zudem gegen das Gebot der weltanschaulichen Neutralität des Staates!", heißt es dazu aus dem gbs-Vorstand.

Mit einem bundesweiten Aktionstag am 15. Mai will die Kampagne "150 Jahre Widerstand gegen §218 - Es reicht!" auf dieses "in Paragraphen gegossene Unrecht" und die damit einhergehende immer schlechter werdende medizinische Versorgung von ungewollt Schwangeren aufmerksam machen. In über 30 Städten setzen Aktivist*innen und Organisationen um den 15. Mai ein Zeichen für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Die Aktionsformen sind vielfältig – trotz Pandemie: In Berlin bilden die Aktivist*innen und Freund*innen vom "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" und dem "Netzwerk Frauengesundheit" am 15. Mai ab 11 Uhr eine Menschenkette rund um das Berliner Reichstagsgebäude. Von Kundgebungen und Demonstrationen in Stuttgart und Frankfurt über Onlineformate wie Filmvorführungen mit Podiumsdiskussion in Hannover bis hin zu Guerilla-Aktionen, die das Stadtbild von Mainz und Marburg verschönern, ist alles dabei.

Weiterlesen auf der gbs-Website...


Bertha von Suttner-Studienwerk schreibt Stipendien aus

Jetzt bis zum 31. Juli 2021 bewerben!

Zum Wintersemester 2021/22 vergibt das humanistische Bertha von Suttner-Studienwerk (BvS) erstmalig Stipendien an Studierende und Promovierende. Neben der finanziellen Unterstützung erhalten die Suttner-Stipendiatinnen und -Stipendiaten eine umfassende ideelle Förderung.

Bis zum 31. Juli 2021 können sich engagierte junge Menschen beim Bertha von Suttner-Studienwerk bewerben. Sie sollten sehr gute Leistungen in der Schule, dem Studium oder im außerschulischen bzw. außeruniversitären Bereich erbracht haben. Darüber hinaus spielen soziales Engagement, die kritische Auseinandersetzung mit den großen Themen des Lebens und ein ausgeprägtes Interesse an fachübergreifenden Diskursen beim BvS eine wichtige Rolle.

Das Bertha von Suttner-Studienwerk (BvS) wurde 2021 vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD), der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), der Humanistischen Akademie Deutschland (HAD) und der Bundesarbeitsgemeinschaft humanistischer Studierender (BAG) gegründet. Mit seiner Hilfe sollen humanistische Studierende die gleiche Förderung erhalten wie ihre religiösen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Unterstützt wird das BvS von zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens, darunter vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Weitere Infos auf der Website des Bertha von Suttner-Studienwerks...


Triage: Wer soll zuerst behandelt werden?

Stellungnahme des Hans-Albert-Instituts kritisiert die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates

Wessen Leben sollen Ärzte retten, wenn nicht mehr allen geholfen werden kann? Welche Kriterien dürfen bei der Auswahl herangezogen werden, welche sind unzulässig? Das Hans-Albert-Institut hat hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich aus ethischer Perspektive mit Triage-Entscheidungen auseinandersetzt. Mögliche Implikationen ergeben sich daraus auch für die laufende Impfstrategie.

Der Deutsche Ethikrat hat sich bereits im vergangenen Jahr mit einer "Ad-hoc-Empfehlung" zur Frage der Triage positioniert. Die Anfang Mai veröffentlichte Stellungnahme des Hans-Albert-Instituts (HAI) setzt sich kritisch mit dieser Empfehlung auseinander. So argumentieren die Autoren und die Autorin des Instituts (Adriano Mannino, Marina Moreno, Florian Chefai, Nikil Mukerji, Thomas Metzinger, Franz-Josef Wetz und Dieter Birnbacher) entgegen der Ansicht des Ethikrates, dass die Lebenszeit eines Patienten sehr wohl ein ethisch legitimes und wichtiges Kriterium für die Verteilung knapper intensivmedizinischer Ressourcen sei und daher berücksichtigt werden sollte.

Um dies zu gewährleisten, müsse man auch keineswegs, wie der Deutsche Ethikrat unterstellte, für einen "rein utilitaristischen Modus des Abwägens im Sinne einer bloßen Maximierung von Menschenleben oder Lebensjahren" eintreten, welcher mit dem Grundgesetz unvereinbar wäre. Denn die Berücksichtigung der Lebenszeit in Triage-Entscheidungen widerspricht nach Auffassung der HAI-Autoren weder dem Verfassungsprinzip der unantastbaren Würde des Einzelnen noch der damit einhergehenden Unverrechenbarkeit des menschlichen Lebens. Sie sei vielmehr aus Gerechtigkeitsgründen, nämlich auf Basis der verfassungsrechtlich geforderten Gleichachtung aller Bürgerinnen und Bürger, geboten.

Weiterlesen auf der Website des Hans-Albert-Instituts...


Kurz notiert

Menschenaffen - Eine Geschichte von Gefühl und Geist: Am vergangenen Samstag strahlte ARTE den Film "Menschenaffen: Eine Geschichte von Gefühl und Geist" aus (der auch weiterhin über die ARTE-Mediathek verfügbar ist). In der eindrucksvollen Doku von Anja Krug-Metzinger kommen u.a. Jane Goodall, Frans de Waal und (gbs-Beirat) Volker Sommer zu Wort. Wer die bewegenden Bilder des Films gesehen hat, wird besser nachvollziehen können, weshalb der evolutionäre Humanismus die sakrosankte Trennlinie zwischen Mensch und Tier überwindet und weshalb die gbs vor 10 Jahren den Neustart des Great Ape Project initiierte.

Iran und Frauenrechte: Hat Deutschland den Iran (!) in das wichtigste UN-Gremium zur Gleichstellung der Geschlechter (!) gewählt? gbs-Stipendiatin Mina Ahadi vom "Zentralrat der Ex-Muslime" und Rebecca Schönenbach ("Frauen für Freiheit") haben Außenminister Heiko Maas in einem Offenen Brief dazu aufgefordert, diese Frage zu beantworten. Seine Antwort dürfte sicherlich viele Bürgerinnen und Bürger interessieren...

Religion und Gewalt: Dass gewaltlegitimierende Verse in religiösen Schriften Gläubige dazu motivieren, tödliche Gewalt gegen "Ungläubige" zu unterstützen, wundert uns nicht sonderlich (hierauf hat die gbs in den letzten Jahren immer wieder hingewiesen). Aber es ist gut, dass solche Zusammenhänge nun zunehmend auch empirisch untersucht werden, wie in dieser Studie der WZB-Forscher Ruud Koopmans und Eylem Kanoll, deren Ergebnisse Carsten Frerk für die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) zusammengefasst hat.

Spaghettimonster schlägt Jesus: In der deutschsprachigen Wikipedia haben in den vergangenen Jahren mehr Menschen nach dem "Fliegenden Spaghettimonster" gesucht als nach "Jesus Christus". Das dürfte "Ihre durchlauchteste Nudeligkeit" erfreuen - und es erfreut die gbs natürlich auch, schließlich bezieht sich die "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland" in ihrer Satzung explizit auf den "evolutionären Humanismus der Giordano-Bruno-Stiftung".

Überlastete Kirchenaustrittsstellen: Bisher hat es nur das Amtsgericht Köln in die bundesweite Presse geschafft, weil die neuen Termine dort innerhalb weniger Stunden bereits wieder ausgebucht waren. Doch nicht nur Köln macht seinen Bürgern den Kirchenaustritt schwer. In über 30 deutschen Städten muss man sehr lange (mitunter 6 Monate lang!) auf einen Termin warten, wie Maximilian Steinhaus (gbs-Leipzig / Sprecher der Aktion "11. Gebot") herausgefunden hat.

Moses beim Kirchentag Frankfurt: Schon seit vielen Jahren erinnert Moses mit dem "11. Gebot" daran, dass die Kirchen ihre Kirchentage selbst finanzieren sollten. Davon kann beim gerade anstehenden "Ökumenischen Kirchentag Frankfurt" (12.-16. Mai) allerdings nicht die Rede sein, der trotz überschuldeter Kommunen und tiefem Vertrauensverlust der Kirchen in der Bevölkerung zu 52 Prozent mit öffentlichen Steuergeldern bestritten werden soll. Die Aktivisten des 11. Gebots wollen deshalb gleich mit drei Skulpturen vor Ort sein, denn in Frankfurt kommen neben dem alten Moses auch der "nackte Luther" sowie der "Hängematten-Bischof" zum Einsatz. Aktuelle Bilder des Events sollen zeitnah auf der Facebook- bzw. der Twitter-Seite des 11. Gebots veröffentlicht werden.

Deschners Sexualgeschichte des Christentums: Als literarische Nachlassverwalterin des Deschnerschen Werkes bemüht sich die Giordano-Bruno-Stiftung darum, seine Bücher in der bestmöglichen Edition herauszubringen. Nun ist Karlheinz Deschners Klassiker "Das Kreuz mit der Kirche" in einer rundum verbesserten Neuauflage im Alibri Verlag erschienen. Ein grandios formuliertes Meisterwerk zu einem leider noch immer brennend aktuellen Thema (Missbrauchsskandal, Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, "neue Prüderie" etc.), wie Michael Schmidt-Salomon in seinem 20-seitigen Nachwort "Freie Liebe für freie Geister" darlegt. Dringende Leseempfehlung für alle, die verstehen wollen, warum der "Mord der Lust" so oft mit einer gesteigerten "Lust am Mord" einhergeht!


Die nächsten Termine

Die Termine der nächsten Wochen finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender.

  

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Das gbs-Newsletter-Team