Sie sind hier

Evolutionärer Humanismus

affenmensch.jpg

Der Affe in uns

"Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen". Die Giordano-Bruno-Stiftung vertritt die Position des „Evolutionären Humanismus“, die Mitte des letzten Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, formuliert wurde. Im Auftrag der Stiftung wurden Huxleys Ideen u.a. im „Manifest des evolutionären Humanismus“ (2005) sowie in "Hoffnung Mensch" (2014) wieder aufgegriffen und auf den Stand der heutigen Forschung gebracht.

Wie jeder konsequente Humanismus geht auch der Evolutionäre Humanismus von der Notwendigkeit und Möglichkeit der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse aus. Evolutionäre Humanist*innen treten entschieden für die Werte der Aufklärung, für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Allerdings begreifen sie den Menschen nicht mehr als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution, das sich nur graduell, nicht prinzipiell, von den anderen Lebensformen auf diesem „Staubkorn im Weltall“ unterscheidet. Als Kinder der Evolution sind auch wir bloß „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer), was sich in einem verantwortungsvolleren Umgang mit der nichtmenschlichen Tierwelt niederschlagen sollte.

Ethische Grundlage des evolutionären Humanismus ist das "Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleicher Interessen". Daher sind diskriminierende Ideologien wie Rassismus, Sexismus, Ethnozentrismus oder Speziesismus sowie sozialdarwinistische oder eugenische Konzepte, die mitunter auch von Evolutionstheoretikern (eine zeitlang sogar von Julian Huxley!) vertreten wurden, mit unserem Konzept des evolutionären Humanismus unvereinbar. (Lesen Sie zu diesem Thema auch das "Humanistische Glaubensbekenntnis".)

Eine Besonderheit des evolutionären Humanismus besteht darin, dass er zwar einerseits eine Weltanschauung ist, die klare Antworten auf die Grundfragen der menschlichen Existenz gibt (Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn des Lebens? Was ist ethisch gerecht?), andererseits jedoch eine strikte Beachtung des Gebots der weltanschaulichen Neutralität im öffentlichen Raum verlangt (siehe hierzu den von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichten Artikel zur "Bioethik im Evolutionären Humanismus"). Dies erklärt unter anderem auch, warum aus der weltanschaulich gebundenen Giordano-Bruno-Stiftung strikt weltanschaulich neutrale Organisationen wie das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) und das Hans-Albert-Institut (HAI) hervorgegangen sind.

Nachtrag (August 2017): Bedauerlicherweise hat der Bestsellerautor Yuval Noah Harari den "evolutionären Humanismus" in seinen Büchern "Eine kurze Geschichte der Menschheit" und "Homo deus" völlig entstellt. Aufklärung hierüber bietet der Text "Die große Harari-Ver(w)irrung - Waren die Nazis wirklich 'Humanisten'?" von Michael Schmidt-Salomon.