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gbs-Newsletter vom 3.6.2022

Sommerforum 2022 (Foto: F. Chefai)

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gbs-Sommerforum 2022 (Foto: F. Chefai)


»Das hat meine Erwartungen weit übertroffen!«

Das gbs-Sommerforum und das erste Treffen der Suttner-Stipendiat*innen waren ein voller Erfolg

Intensive Tage im "Haus Weitblick": Am Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung oberhalb des Rheins sprachen die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Bertha von Suttner-Studienwerks über Themen, die sie bewegen. Die gute Stimmung übertrug sich auf das anschließende "gbs-Sommerforum", das Ideen zur "Zukunft des Humanismus" entwickelte. Die Gespräche gingen oft bis tief in die Nacht. "Ich habe noch nie so viele interessante und nette Menschen auf einen Schlag getroffen", sagte einer der Suttner-Stipendiaten bei der Abschlussrunde am Sonntagmorgen. "Die Atmosphäre hier war einfach fantastisch. Das hat meine Erwartungen weit übertroffen!"

Aktuell läuft die zweite Ausschreibungsrunde des Bertha von Suttner-Studienwerks. Wer sich für das "Suttner-Stipendium 2022" bewerben möchte, findet auf der BvS-Website alle relevanten Informationen.

Lesen Sie den vollständigen Bericht über das gbs-Sommerforum und das erste Treffen der Suttner-Stipendiat*innen auf der gbs-Website...


Höchste staatliche Pro-Kopf-Förderung aller Zeiten

gbs kritisiert die Subventionierung des Katholikentags

Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an den Kirchen geht mehr und mehr zurück. Noch nie hatte ein Kirchentag so wenige Besucherinnen und Besucher wie der kürzlich beendete Katholikentag in Stuttgart. Gleichzeitig jedoch sind die staatlichen Subventionen auf ein Rekordniveau gestiegen. Von den Gesamtkosten in Höhe von 10,65 Millionen Euro trug die öffentliche Hand 40,8 Prozent - und damit 217 Euro pro Besucher.

Die Giordano-Bruno-Stiftung demonstrierte vom 25. bis 29. Mai auf dem Stuttgarter Stauffenbergplatz mit drei Großplastiken gegen die zahlreichen Missstände im Verhältnis des Staates zu den Kirchen. Dabei wurden die Aktionen des "11. Gebots" ("Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!") abermals von zahlreichen Medien aufgegriffen, obgleich die Stuttgarter Ordnungshüter nichts unversucht ließen, um den Protest der gbs sowie der Betroffenen sexueller Gewalt ins Abseits zu drängen.

Weitere Infos hierzu finden sich auf der gbs-Website. Empfehlenswert ist auch der Kommentar von Daniela Wakonigg auf dem Portal des Humanistischen Pressedienstes...


»Wir wollen keine Fördergelder, sondern die Beachtung der Grundrechte!«

Der Zentralrat der Konfessionsfreien hat seine politische Agenda im Haus der Bundespressekonferenz vorgestellt

"Politische Mehrheiten werden sich nicht mehr gegen, sondern nur noch mit der rasant wachsenden Gruppe der Konfessionsfreien erzielen lassen." Mit diesen Worten verdeutlichte der Vorsitzende des Zentralrats der Konfessionsfreien, Philipp Möller, die Bedeutung der neuen Lobbyorganisation, die sich Mitte Mai im Haus der Bundespressekonferenz erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.

Der Zentralrat der Konfessionsfreien will die Rechte der vielen Millionen Menschen in Deutschland vertreten, die sich zu keiner Religion bekennen: "Bislang werden ihre Interessen von der deutschen Politik weitgehend ignoriert", sagte Möller im Haus der Bundespressekonferenz. "Die Ampelkoalition hat die historische Chance, dies zu ändern." Nicht ohne Grund trägt die politische Agenda des Zentralrats der Konfessionsfreien den Titel "Die Säkulare Ampel" (hier als PDF-Broschüre). In ihr zeigt der Zentralrat "zwölf Chancen für die offene Gesellschaft" auf. Dies sei das Hauptanliegen seiner Organisation, betonte Möller: "Im Unterschied zu anderen Lobbyverbänden geht es uns nicht um die Sicherung finanzieller Vorteile, sondern um gleiche Rechte für alle. Wir wollen keine Fördergelder, sondern die Beachtung der Grundrechte!"

Weitere Infos dazu finden sich auf der Website des Zentralrats der Konfessionsfreien, der von der Giordano-Bruno-Stiftung maßgeblich unterstützt wird...


Empfehlenswerte Literatur

Hartmut Kreß: Religionsunterricht oder Ethikunterricht? Schriften zum Weltanschauungsrecht, Band 3. Nomos 2022. Der konfessionsgebundene Religionsunterricht gerät zunehmend unter Druck. Hartmut Kreß, ehemaliger Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, hat schon vor Jahren dafür plädiert, den aus vormodernen Zeiten stammenden religiösen Bekenntnisunterricht aufzugeben und stattdessen das Pflichtfach "Ethik" für alle Schülerinnen und Schüler einzuführen. Mit dem gerade erschienenen Band 3 der ifw-Schriftenreihe zum Weltanschauungsrecht legt Kreß eine beeindruckende Monographie zu diesem Thema vor. In seiner spannenden, höchst informativen Abhandlung geht der Autor nicht nur auf die Geschichte des Religionsunterrichts ein, sondern erläutert auch den enormen Druck, den die Kirchen aufbauten, um den "Fremdkörper" Religionsunterricht im Grundgesetz zu verankern. Wichtiger noch: Kreß zeigt auf, wie die damit einhergehenden Probleme heute unter veränderten gesellschaftlichen Umständen (Säkularisierung/Pluralisierung) auf dem Boden der Verfassung gelöst werden könnten. Ein Muss für jeden, der sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen möchte! (Damit diese Monographie möglichst viele Interessierte/Entscheidungsträger erreicht, hat sich das ifw für einen Open-Acess-Zugang entschieden. Wer das Buch lieber in gedruckter Form lesen möchte, findet in diesem Verlagsflyer alle notwenigen Informationen.) 

Franz Josef Wetz: Das Fest der gewöhnlichen Dinge. Lesekompass durch Rilkes Duineser Elegien. Alibri 2022. Auf dem gbs-Sommerforum (siehe oben) plädierte Franz Josef Wetz für eine "neue Kultur des Staunens". Gerade Naturalistinnen und Naturalisten, die dazu neigen, die Geheimnisse des Kosmos rational "wegzuerklären", fällt dies oft schwer. Doch die Tatsache, dass wir die Vorgänge im Universum immer besser verstehen, bedeutet keineswegs, dass die Existenz des Universums selbstverständlich wäre. Es bleibt das tiefe existenzielle Staunen darüber, dass überhaupt irgendetwas ist und nicht vielmehr nichts. Dies ist nicht zuletzt auch das Grundthema des aktuellen Buchs von gbs-Beirat Franz Josef Wetz. Es ist bemerkenswert, mit welcher Leichtigkeit und Präzision der Philosoph die auf den ersten Blick sperrigen, undurchdringlich wirkenden, ja: geradezu esoterisch anmutenden Metaphern der "Duineser Elegien" in eine eingängige, einleuchtende Sprache übersetzt, ohne sie dabei zu trivialisieren. Ein Werk, das erstaunlicherweise nicht nur dazu beiträgt, Rilkes Lyrik besser zu verstehen, sondern auch uns selbst sowie die Welt, die uns umgibt. (Hier geht es zur Verlags-Website zum Buch...) 

Helmut Klumpjan: Hassprediger Gottes. Der amerikanische Radio-Prietser Father Charles Coughlin. Alibri 2022. Der römisch-katholische Priester Charles Coughlin, der in den 1930er Jahren mit seinen sonntäglichen Radio-Sendungen viele Millionen Amerikaner erreichte, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der religiösen Rechten in den USA, als Protagonist der ersten "America first"-Bewegung, Erfinder des "Hate Radios" und Vorreiter der heutigen Tele-Evangelisten. Helmut Klumpjan, ehemals Akademischer Direktor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg, zeichnet in seiner spannenden Biographie den Aufstieg und Fall Coughlins nach. Der phänomenale Erfolg des christlichen Hasspredigers, fanatischen Antikommunisten, Antisemiten und "Duce"-Anhängers endete erst, als Coughlin Anfang der 1940er Jahre in den Verdacht geriet, ein Nazi-Kollaborateur zu sein. Klumpjans Buch enthüllt einen Aspekt der amerikanischen Geschichte, der in Europa weitgehend unbekannt ist, der jedoch wichtig ist, um die politischen Vorgänge im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" besser einschätzen zu können. Mehr noch: Man könnte (mit Blick auf die Wirkmacht religiöser Nationalismen nicht nur in den USA, sondern auch in Russland, Ägypten, Indien, Iran, Pakistan etc.) davon sprechen, dass "Coughlins" heute in nahezu jedem Land der Welt aktiv sind. Umso wichtiger ist es, dass wir diese "Hassprediger Gottes" verstehen - denn nur so kann es gelingen, die offene Gesellschaft vor ihnen zu beschützen. (Verlags-Website zum Buch)  


Die nächsten Termine

Die Termine der nächsten Wochen finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender.

    
Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team