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Sonder-Newsletter vom 30.4.2020: Aufklärung in Corona-Zeiten

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Bruno mit Maske (Gemälde: Wolfram P. Kastner, Corona-Modifikation: Roland Dahm)

Wie die Giordano-Bruno-Stiftung auf die Pandemie reagiert

Die Einschätzungen darüber, wie gefährlich das neue Corona-Virus ist, gehen auch innerhalb der Giordano-Bruno-Stiftung auseinander. Fest steht jedoch, dass die gbs – wie die allermeisten Non-Profit-Organisationen – im Rahmen der Corona-Pandemie neue Wege beschreiten muss. Die Voraussetzungen dafür hat ein Treffen des Kuratoriums und des Vorstands geschaffen, das am 19. April in Form einer Videokonferenz stattfand.

Schon am 9. März hatte die Giordano-Bruno-Stiftung alle Events im März abgesagt, wenige Tage später erfolgte die Absage sämtlicher Veranstaltungen bis in den Mai 2020. Drei Absagen waren für die Stiftung besonders schmerzhaft: Am 21. März sollte im "Haus Weitblick" eine Gedenkveranstaltung für den Arzt und Sterbehelfer Uwe-Christian Arnold stattfinden, mit der u.a. die im Februar errungene Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum "Recht auf Letzte Hilfe" gefeiert werden sollte. Für den 18. April war unter der Federführung des Humanistischen Pressedienstes (hpd) ein "Spöttertreffen" mit bekannten Cartoonisten und Kabarettisten am gbs-Stiftungssitz geplant. Zudem sollte am 2. Mai die Auftaktveranstaltung des neu gegründeten Hans-Albert-Instituts (HAI) in Heidelberg erfolgen und die Kampagne zum Schwerpunktthema 2020 "Die hohe Kunst der Rationalität: Fakten, Fakes und gefühlte Wahrheiten" offiziell starten.

"Es ist uns schwergefallen, diese Veranstaltungen vorzeitig abzusagen", erklärt Stiftungssprecher Michael Schmidt-Salomon, "jedoch war uns früh klar, dass eine Kontaktsperre über einen längeren Zeitraum erfolgen muss, wenn sie Wirkung entfalten soll." Die Stiftung habe sich seit Anfang März intensiv mit der Pandemie beschäftigt, allerdings sei die Einschätzung der Lage unter den Stiftungsmitgliedern sehr unterschiedlich ausgefallen – was, so Schmidt-Salomon, "vor allem auf die unklare Datenlage zurückzuführen" sei. Aus diesem Grund habe die Stiftung am 23. März eine Erklärung dazu abgegeben, weshalb sie unter den gegebenen Umständen keine Erklärung zur Corona-Pandemie abgeben könne.

"Unser Statement war auch als Kritik an jenen gedacht, die bestimmte Modellrechnungen oder Studienergebnisse ohne hinreichende empirische Befunde verabsolutieren", sagt Schmidt-Salomon. "Wir wollten klarstellen, das zum rationalen Handeln eben auch die Fähigkeit gehört, mit Ungewissheiten umgehen zu können. Das fällt uns Menschen schwer, ist aber ungemein wichtig: Man stelle sich nur einmal vor, welchen Vertrauensverlust das Wissenschaftssystem erleiden würde, falls sich herausstellen sollte, dass Sars-CoV-2 weit ungefährlicher (oder auch weit gefährlicher) ist, als dies bisher angenommen wurde! Daher hätten die Politik und die Medien meines Erachtens noch sehr viel klarer kommunizieren müssen, dass die einschneidenden Maßnahmen gegen die Pandemie rational nicht dadurch zu begründen sind, dass wir bereits so viel über das Virus wüssten, sondern vielmehr dadurch, dass wir noch viel zu wenig über dieses Virus wissen."

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Tot ohne Gott: Online-Vortrag des Philosophen Franz Josef Wetz am 5. Mai

Das Thema des Vortrags von gbs-Beirat und HAI-Direktoriumsmitglied Franz Josef Wetz im "Humanistischen Salon" des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes war lange ausgemacht, bevor "Corona" zum alles bestimmenden Thema in den Medien wurde. Die Bilder von den Folgen der Pandemie haben jedoch viele Menschen dazu veranlasst, sich intensiver mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Wetz‘ Vortrag zu einer "neuen Kultur des Abschieds" wird am 5. Mai live über den gbs-YouTube-Kanal gestreamt, Zuschauer können sich an der Diskussion beteiligen.

Wie damit umgehen, dass geliebte Menschen für immer gehen? Wie damit fertigwerden, dass man selbst in absehbarer Zeit für immer verschwinden wird? Viele Menschen behaupten, nur Angst vor dem Sterben, nicht aber Angst vor dem Tod zu haben. Doch niemand hakt sein Leben ohne weiteres ab. Wie also ist Trost ohne Religion möglich? Wie gehen wir vernünftig mit unserer Vergänglichkeit um – in einer Zeit, in der sich die Sterbe-, Bestattungs- und Trauerkultur in einem dramatischen Umbruch befindet?

Auf der Suche nach zeitgemäßen Erleichterungen bei der Bewältigung des Todes lässt sich Franz Josef Wetz weder auf religiöse Illusionen noch auf seichte, rationale Beschwichtigungen ein. Der Vortrag "Tot ohne Gott" greift zurück auf das gleichnamige Buch des Autors, das es 2019 auf die "Hotlist der besten Bücher des Jahres" schaffte. Die Redaktion des gbs-Newsletters urteilte über das Werk: "Ein kluges, brillant geschriebenes Aufklärungs- und Trostbuch mit hoher lebenspraktischer Relevanz. Unbedingt empfehlenswert!"

Weitere Informationen:
/meldung/tot-ohne-gott


P.S. Für die nächsten Wochen sind weitere Online-Vorträge geplant. Die jeweiligen Termine werden u.a. im Veranstaltungskalender der Stiftung bzw. des Humanistischen Pressedienstes (hpd) bekanntgegeben. Ein Vorabtipp: Ab Dienstag, dem 12. Mai, wird über den YouTube-Kanal des Evokids-Projekts eine Online-Führung für Kinder durch das derzeit (im Zuge von Corona) geschlossene Neanderthal-Museum verfügbar sein. Weitere Informationen hierzu folgen in Bälde.

  
Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team