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»Dies könnte der Anfang vom Ende des islamischen Regimes sein!«

Die Proteste im Iran treiben auch in Deutschland viele Menschen auf die Straße

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Demo mit Mina Ahadi (rechts mit Mikrofon) am 21. September in Köln

Seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die im Gewahrsam der religiösen Sittenpolizei ums Leben kam, protestieren Zehntausende Iranerinnen und Iraner gegen die eigene Regierung. Nun gilt es zu verhindern, dass das Mullah-Regime die Proteste ebenso blutig niederschlägt wie die "Grüne Revolte" im Jahr 2009.

"Dies könnte der Anfang vom Ende des islamischen Regimes sein!", sagt Mina Ahadi, Exil-Iranerin und Vorsitzende des "Zentralrats der Ex-Muslime", die in ihrer Menschenrechtsarbeit seit vielen Jahren von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt wird. "Der Westen sollte sich in der aktuellen Situation entschieden an die Seite der Protestierenden stellen, die nichts weiter als die Beachtung fundamentaler Menschenrechte einfordern. Deshalb sind wir mit dem Zentralrat der Ex-Muslime und vielen Exil-Iranerinnen und Iranern in den letzten Tagen auch hier in Deutschland auf die Straße gegangen. Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass es im Iran wieder Hoffnung auf Veränderung gibt. Der Tod von Mahsa Amini, die sterben musste, weil sie ihre Haare angeblich nicht ordnungsgemäß bedeckt hatte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wir dürfen die mutigen Menschen, insbesondere die vielen Frauen, die unter Einsatz ihres Lebens momentan gegen das Patriarchat und den politischen Islam ankämpfen, nicht im Stich lassen!"

Dem stimmt gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon zu: "Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat unlängst am Beispiel der iranischen Frauen erläutert, was ‚feministische Außenpolitik‘ bedeutet. Diesen Worten sollten jetzt Taten folgen, um zu verhindern, dass das Mullah-Regime die Proteste im eigenen Land ähnlich gewaltsam niederschlägt wie die Proteste von 2009. Klar ist dabei, dass von einer strukturellen Veränderung im Iran entscheidende Impulse für die ganze Welt ausgehen würden: Die Islamische Revolution im Iran hat den politischen Islam global ins Rollen gebracht, nun könnte vom Iran das maßgebliche Signal ausgehen, um dieser totalitären, patriarchalen Bewegung ein Ende zu bereiten."

Auch gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad hat zur Unterstützung der iranischen Protestbewegung aufgerufen, wobei er Teile der "postmodernistischen Linken" kritisierte, die das muslimische Kopftuch kontrafaktisch als ein "Zeichen der Emanzipation" interpretieren: "Frauen im Iran ziehen ihre Schleier ab und verbrennen sie, weil sie das religiöse patriarchale System, das den Hijab hervorgebracht hat, satt haben. Unterdessen glauben einige westliche Feministinnen immer noch, dass der Hijab ein Symbol der Ermächtigung ist. Wenn Sie etwas über echten Feminismus lernen möchten, empfehle ich, sich die persischen, kurdischen und arabischen Frauen anzusehen, die gegen religiöse Unterdrückung kämpfen, während Sie diese Religion im Westen stärken!"

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat 2007 gemeinsam mit Mina Ahadi in Deutschland und Maryam Namazie in Großbritannien die internationale Bewegung der Ex-Muslime begründet und 2007/2008 mit dem Plakat zur ersten kritischen Islamkonferenz, das eine junge Frau mit gelüftetem Schleier zeigte, ein ikonografisches Bild geschaffen, das weltweit Beachtung fand (siehe das Video "10 Jahre Ex-Muslime" von 2017). Vor allem im Iran traf die Kritik am politischen Islam auf fruchtbaren Boden. Erst vor einem Monat fand in Köln mit "Celebrating Dissent" eine Konferenz von Ex-Muslimen aus aller Welt statt. 

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Infos zu aktuellen Demonstrationen in Deutschland gibt es u.a. auf der Facebookseite von Mina Ahadi (teilwiese in persischer Sprache).