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»Ich entscheide selbst!«

Aktionstage für sexuelle Selbstbestimmung im September

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Aktionstag des Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung

Das "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" ruft zu einem "Aktionstag für sexuelle Selbstbestimmung" am 17. September in Berlin auf. Wie jedes Jahr ist der Aktionstag als Gegendemonstration zum sogenannten "Marsch für das Leben” gedacht. Am 28. September folgt der bundesweite "Safe Abortion Day", der sich für die längst überfällige Enttabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs einsetzt. Beide Aktionstage werden von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt.

Der "Marsch für das Leben" ist das wohl wichtigste öffentlichkeitswirksame Event christlicher Fundamentalist*innen in Deutschland. Sie selbst bezeichnen sich gerne als "Lebensschützer*innen", da sie in der Nachfolge des hochumstrittenen Papstes Pius IX. glauben, dass schon die empfindungsunfähige befruchtete Eizelle (Blastozyste) "beseelt" sei. Leider ist das Bundesverfassungsgericht dieser irrationalen Annahme vor 30 Jahren (auch dank des Drucks der katholischen Kirche) gefolgt, weshalb die Protagonisten des "Marsches für das Leben" meinen, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen, wenn sie ungewollt schwangere Frauen unter Druck setzen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall (siehe hierzu die gbs-Stellungnahme zur Verfassungsbeschwerde der Gießener Ärztin Kristina Hänel). Schon der Begriff "Lebensschutz" wirkt absurd, wenn man die Realität zur Kenntnis nimmt (man denke nur an vergewaltigte Ukrainerinnen, die ins streng katholische Polen geflüchtet sind): Christlicher "Lebensschutz" bringt Frauen in Lebensgefahr.

Damit die Gegner sexueller und reproduktiver Selbstbestimmungsrechte in den Straßen Berlins nicht allein den Ton angeben, ruft das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung (dem viele säkulare Organisationen, u.a. die gbs und der Zentralrat der Konfessionsfreien angehören) zu einer Gegendemo auf. Die Veranstaltung am 17. September beginnt mit einer Auftaktkundgebung um 12.00 Uhr am Pariser Platz/ Brandenburger Tor, auf der u.a. gbs-Beirat Philipp Möller (Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien) und die Gynäkologin Dr. Jana Maeffert (Vorstandsmitglied von Doctors for Choice) über die notwendige Entkriminalisierung und Enttabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs sprechen werden. Bei der Abschlusskundgebung um 14.30 Uhr vor dem Paul-Löbe-Haus werden u.a. Saraya Gomis (Staatssekretärin des Berliner Senats für Vielfalt und Antidiskriminierung), Galina Terekhova (Vorstandsmitglied von QUARTERRA) und Mia Schumacher (Vorstandsmitglied des LSVD BB) über die Lebenssituation queerer Menschen berichten, die derzeit von religiös-nationalistischen Kräften in besonderem Maße bedroht werden.

Safe Abortion Day

Elf Tage nach der Berliner Gegendemo wird der bundesweite "Safe Abortion Day" stattfinden (28.9.2022). Wie in den vorangegangenen Jahren geht es auch dieses Mal um die Sicherstellung eines uneingeschränkten, flächendeckenden, legalen und barrierefreien Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen. Denn davon sind wir auch Deutschland noch immer weit entfernt. Zwar wurde in diesem Jahr der umstrittene § 219a StGB (das Verbot der sogenannten "Werbung für den Schwangerschaftsabbruch") abgeschafft, doch die Abtreibung gilt hierzulande weiterhin als "rechtswidrig", was einer der Gründe dafür ist, warum immer weniger Ärztinnen und Ärzte bereit sind, Abbrüche vorzunehmen.

Noch prekärer ist die Situation im internationalen Maßstab: Zeitgleich mit der Abschaffung des § 219a in Deutschland wurde in den USA das Recht auf Schwangerschaftsabbruch durch das Oberste Gericht aus den Angeln gehoben. In unserem Nachbarland Polen ist die Abtreibung inzwischen de facto verboten. Finanzstarke Netzwerke versuchen, eine solche illiberale Regelungen auch in anderen europäischen Ländern zu etablieren. Deshalb ist es an der Zeit, sich noch entschiedener für sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung einzusetzen – hier in Deutschland und weltweit.

Informationen zu den beiden Aktionstagen finden sich auf der Website des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung.