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Fritz Bauer - der große Aufklärer der Nazi-Verbrechen

Regisseurin Ilona Ziok zeigt preisgekröntes Filmportrait am Stiftungssitz in Oberwesel

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© CV Films

Fritz Bauer (1903-1968) war einer der bedeutendsten Staatsanwälte, die Deutschland je hatte. Er sorgte dafür, dass die Attentäter des 20. Juli als "Kämpfer gegen ein Unrechtsregime" rehabilitiert wurden, gab Israel den entscheidenden Hinweis, um Adolf Eichmann zu fassen, und kämpfte gegen erbitterten Widerstand für die Durchführung der Frankfurter Auschwitz-Prozesse. Zur Erinnerung an den großen Humanisten und Ausnahmejuristen präsentiert die Giordano-Bruno-Stiftung am 20. Juli 2014 (70. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Adolf Hitler) Ilona Zioks eindrückliches Filmportrait "Fritz Bauer – Tod auf Raten" im gbs-Forum in Oberwesel. Im Anschluss an die Vorführung wird es ein Filmgespräch mit der Regisseurin geben, das von Michael Schmidt-Salomon moderiert wird.

Aufgewachsen in Stuttgart als Kind deutsch-jüdischer Eltern, studierte Fritz Bauer in der Weimarer Republik Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft und war von 1930-33 als jüngster Amtsrichter Deutschlands in Stuttgart tätig. Nach seiner Inhaftierung im KZ Heuberg emigrierte er 1936 nach Dänemark, später nach Schweden. 1949 kehrte er in seine deutsche Heimat zurück. 1956 wurde Bauer hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. Er war einer der wichtigsten Vorkämpfer für Strafrechts- und Strafvollzugs-Reformen und wies wie kaum ein anderer auf die gesellschaftliche Verantwortung des Justizwesens beim Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft hin.

Durch seine konsequente Verfolgung von NS-Verbrechern wurde Bauer im restaurativen Klima der Adenauer-Ära zur "Provokation für den Zeitgeist". Aufsätze und Reden mit Titeln wie "Mörder unter uns" und "Am Ende waren die Gaskammern" stießen nicht nur bei Alt-Nazis und Repräsentanten der Politik und Justiz auf erheblichen Widerstand, sondern erregten auch beim bürgerlichen Publikum der 50er und 60er Jahre Anstoß. Intrige, Sabotage und Rufmord begleiteten die Arbeit von Fritz Bauer, der neben seiner Tätigkeit als Staatsanwalt wichtige theoretische Beiträge für eine humanere Rechtsordnung verfasste und Mitbegründer der von Gerhard Szczesny 1961 initiierten Humanistischen Union war. Er starb am 30. Juni 1968 unter rätselhaften Umständen in seiner Frankfurter Wohnung.

Die Filmemacherin Ilona Ziok würdigt in ihrer Dokumentation "Fritz Bauer – Tod auf Raten" (D 2010 / 97 Min.) Leben und Werk des wichtigen Demokraten und Juristen im Nachkriegsdeutschland. In Form eines filmischen Mosaiks montiert die Regisseurin Archivmaterial, Aussagen von Bauers Freunden, Verwandten und Mitstreitern um ein zentrales Gespräch, das Bauer 1964 mit jungen Frankfurtern führte und in dem er seine wichtigsten ethischen Maximen formulierte. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden FBW verlieh der Dokumentation, die inzwischen auch international mit Erfolg gezeigt wurde, das Prädikat "besonders wertvoll".

Stimmen zum Film (Auswahl):

"Ein fantastischer Film. Eine fantastische Regiearbeit!"
(Klaus Maria Brandauer, Schauspieler und Regisseur)

"(…) ein zentrales Dokument der juristischen Zeitgeschichte (...)."
(Dr. Frank Bräutigam, Chef Redaktion Fernsehen SWR)

"Meines Erachtens ist "Tod auf Raten" ein epochales Werk des internationalen Dokumentarfilms, welches nicht nur eine Homage an die Grundfesten der Demokratie, sondern auch ein Aufruf an die Zivilcourage darstellt."
(Udo Langner, Wirtschaftswissenschaftler)

 

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Die Filmveranstaltung mit Ilona Ziok am 20. Juli 2014 im Haus WEITBLICK (Auf Fasel 16, 55430 Oberwesel) beginnt um 14.30 Uhr. Da die Sitzplätze begrenzt sind, ist eine vorherige Anmeldung über die Mailadresse steffen[AT]giordano-bruno-stiftung[PUNKT]de erforderlich. Eine Rückmeldung erfolgt nur, sofern alle Plätze bereits vergeben sind. Der Eintritt beträgt 10 Euro, für Schüler, Studenten und Erwerbslose: 5 Euro.