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Newsletter vom 27.05.2013

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Foto: Frank Nicolai

Plädoyer für die offene Gesellschaft: Mit der Abschlusserklärung der 2. Kritischen Islamkonferenz melden sich erstmals Islamkritiker und liberale Muslime gemeinsam zu Wort +++ Erfolgreiche Premiere:  Der "Deutsche Humanistentag" in Hamburg +++ Ein sanfter Revolutionär: Nachruf auf gbs-Beirat Johannes Neumann +++ Neuerscheinungen: Kropotkins Ethik, Gerhard Wimbergers Vision eines Glaubens ohne Christentum, Gespräche mit Volker Panzer +++ Die nächsten Termine

PLÄDOYER FÜR DIE OFFENE GESELLSCHAFT: MIT DER ABSCHLUSSERKLÄRUNG DER 2. KRITISCHEN ISLAMKONFERENZ MELDEN SICH ERSTMALS ISLAMKRITIKER UND LIBERALE MUSLIME GEMEINSAM ZU WORT

Im Rahmen der "2. Kritischen Islamkonferenz" fand erstmalig ein offener Dialog zwischen maßgeblichen VertreterInnen der Islamkritik und des liberalen Islam (u.a. Hamed Abdel-Samad, Mina Ahadi, Lale Akgün, Seyran Ates, Yilmaz Kahraman, Necla Kelek, Arzu Toker und Ali Utlu) statt.
"Es war ein Experiment auf dünnem Eis, das leicht hätte scheitern können", sagte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon. "Zeitweilig ging es in den Debatten hoch her, letztlich aber konnten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Konferenz auf gemeinsame Positionen einigen. Wir hoffen sehr, dass von unserer Konferenz Impulse ausgehen, die dazu führen, dass IslamkritikerInnen und liberale MuslimInnen künftig stärker zusammenarbeiten werden, um der doppelten Bedrohung von Islamismus und Muslimfeindlichkeit entgegenzuwirken."

In seinem Eröffnungsstatement hatte Schmidt-Salomon dafür plädiert, die "alte, gruppenbezogene Integrationspolitik durch eine neue, subjektbezogene Emanzipationspolitik zu ersetzen". Schließlich gehe es nicht darum, "eine wie auch immer geartete 'muslimische Kultur' in eine wie auch immer geartete 'deutsche Kultur' zu integrieren, sondern den einzelnen Individuen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen".
Dazu sei es notwendig, "die Sprachkompetenz und Bildung der Betroffenen zu fördern, ihnen zu vermitteln, welche Rechte und Pflichten sie in einem modernen Verfassungsstaat besitzen, und alle Formen von Diskriminierung abzubauen, die in Deutschland noch immer existieren." Völlig verfehlt sei es hingegen, "festgezurrte 'kulturelle Identitäten' zu stärken, die die Emanzipation des Individuums und das verträgliche Zusammenleben der Menschen eher behindern als fördern.  Denn mit einer solchen Politik spielt man nur den Gegnern der offenen Gesellschaft, Islamisten wie Muslimhassern, in die Hände."

Diese Punkte kamen auch in der Abschlusserklärung zum Tragen, die von Schmidt-Salomon in Absprache mit den ReferentInnen vorformuliert und in der abschließenden Diskussion von den TeilnehmerInnen der Konferenz noch einmal an einigen Stellen überarbeitet und ergänzt wurde. (So wurde auf Anregung des SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz eine zusätzliche Passage zur "Trennung von Staat und Religion/Kirche" in die Erklärung aufgenommen).
Auch wenn der Begriff der "transkulturellen Gesellschaft", der auf der Tagung insbesondere von Wolfgang Welsch, Michael Schmidt-Salomon, Lale Akgün und Necla Kelek verteidigt wurde, vereinzelt auf Kritik stieß und sich die Vertreterinnen der Ex-Muslime und der Alevitischen Gemeinde Deutschland der Stimme enthielten, wurde die "Resolution der Kritischen Islamkonferenz 2013" am Ende mit großer Mehrheit verabschiedet.

Für die Giordano-Bruno-Stiftung, die die Veranstaltung organisierte, war die Konferenz, so Michael Schmidt-Salomon, ein Erfolg, der auch in den Medien überwiegend als solcher wahrgenommen wurde: "Ich denke, der besondere Wert dieser Konferenz lag vor allem darin, dass sie helfen konnte, Ressentiments abzubauen. Es sollte klargeworden sein, dass es für die politische Debatte nicht entscheidend ist, ob jemand gläubig ist oder nicht. Wichtig ist vielmehr, dass endlich all diejenigen zusammenfinden, die die Selbstbestimmungsrechte des Individuums gegen religiöse oder ideologische Bevormundung verteidigen möchten. Die 2. Kritische Islamkonferenz war ein guter Anfang für eine solche Zusammenarbeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger.”

Links zu dieser Meldung:

Website der Kritischen Islamkonferenz:
http://kritische-islamkonferenz.de

Abschlusserklärung der Kritischen Islamkonferenz 2013 als pdf-Datei:
http://kritische-islamkonferenz.de/wp-content/uploads/2013/05/Resolution...

Filmbericht von der Konferenz (RBB-Abendschau):
http://www.youtube.com/watch?v=VU-ULW_iDBQ

Filmbericht (3sat Kulturzeit):
http://www.youtube.com/watch?v=SSN1vQ6bv8Y

"Starkes Signal" (FAZ-Kommentar zur Konferenz):
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/islamkonferenz-starkes-signal-1218...

"Unabhängige MuslimInnen trafen sich in Berlin" (EMMA):
http://www.emma.de/news-artikel-seiten/unabhaengige-musliminnen-trafen-s...

"Gelungenes Experiment auf dünnem Eis" (hpd-Veranstaltungsbericht):
http://hpd.de/node/15904

ERFOLGREICHE PREMIERE: DER "DEUTSCHE HUMANISTENTAG" IN HAMBURG

Mit einem bunten Programm in den "Fliegenden Bauten" bot der "Deutsche Humanistentag" vom 30. April bis zum 4. Mai eine Alternative zum parallel stattfindenden "Evangelischen Kirchentag". Die Hauptveranstalter (Stiftung Geistesfreiheit, Jugendweihe Hamburg, gbs Hamburg und HVD Hamburg) werteten die gut besuchte Veranstaltungsreihe als Erfolg. Auch in den Medien stieß das Event auf positive Resonanz. Mit Hamed Abdel-Samad, Christoph Antweiler, Colin Goldner, Carsten Frerk, Ingrid Matthäus-Maier, Philipp Möller, Volker Panzer, Michael Schmidt-Salomon und Assunta Tammelleo waren gleich neun Vertreter der Giordano-Bruno-Stiftung am Programm beteiligt.

Medienberichte (Auswahl):

"Gut - auch ohne Gott: Humanistentag in Hamburg" (Hamburger Abendblatt):
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=6&ved=0CGAQF...

"Wie viel Religion brauchen wir?" (NDR):
http://www.ndr.de/regional/hamburg/kirchentag/humanistentag107.html

Hoaxilla-Spezial zum Humanistentag:
http://www.hoaxilla.com/deutscher-humanistentag-2013-special/

 

EIN SANFTER REVOLUTIONÄR: NACHRUF AUF GBS-BEIRAT JOHANNES NEUMANN

Er kämpfte für Gerechtigkeit ohne jede Spur von Selbstgerechtigkeit, gab wichtige Impulse, ohne sich selbst wichtig zu nehmen: Am Abend des 5. Mai starb der ehemalige Dekan der Theologischen Fakultät Tübingen und spätere Religionskritiker Johannes Neumann nach langer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie. gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erinnert in seinem Nachruf an einen großen Aufklärer und Humanisten:
/meldung/ein-sanfter-revolutionaer

Die Trauerfeier für Johannes Neumann findet  am Freitag, dem 31.05.2013, in der (säkularisierten) "Alten Kirche Fautenbach" (Mühlenstr. 15, 77855 Achern-Fautenbach, Beginn: 14:30 Uhr) statt.

 

NEUERSCHEINUNGEN: KROPOTKINS "ETHIK", GERHARD WIMBERGERS VISION EINES GLAUBENS OHNE CHRISTENTUM, GESPRÄCHE MIT VOLKER PANZER

PETER KROPOTKIN: ETHIK – URSPRUNG UND ENTWICKLUNG DER SITTEN: 50 Jahre vor Julian Huxley und 100 Jahre vor Gründung der Giordano-Bruno-Stiftung schuf Piotr Kropotkin bereits die Grundlagen des evolutionären Humanismus, schreibt Michael Schmidt-Salomon im Vorwort zur verdienstvollen Neuauflage des lange vergriffenen Buchs des russischen Anarchisten und Evolutionstheoretikers. Kropotkin habe nicht nur das "sozialdarwinistische" Zerrbild der Natur widerlegt, sondern auch den angeblichen Gegensatz von Humanismus und Naturalismus überwunden: "Wer auf der Suche nach einem zeitgemäßen Menschen- und Weltbild ist, sollte ihn gelesen haben."
Kropotkins "Ethik" bei denkladen.de:
http://www.denkladen.de/Erkenntnis-Lebenskunst/Entscheidungen/Kropotkin-...

GERHARD WIMBERGER: GLAUBEN OHNE CHRISTENTUM – EINE VISION: Am 31. August und am 1. September wird zum Abschluss der diesjährigen Salzburger Festspiele die "Passion Giordano Bruno" von Gerhard Wimberger im Großen Saal des Mozarteums uraufgeführt. Wer wissen will, welche Gedankengänge den ehemaligen Professor am Mozarteum Salzburg, der u.a. mit Herbert v. Karajan eng zusammenarbeitete, in den Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung führten, dem sei Wimbergers neuestes, im Tectum Verlag erschienenes Buch empfohlen. Eine behutsame und doch klare Kritik des christlichen Glaubens, dem Wimberger eine "agnostisch-atheistische Religiosität auf dem Boden des Humanismus" gegenüberstellt.
Rezension des Buchs auf hpd.de
http://hpd.de/node/15979
"Passion Giordano Bruno" im gbs-Terminkalender:
/termine?action=cal&id=542&tab=cal_...

MARION WAGNER: GLÜCK IST ETWAS GANZ KLEINES – GESPRÄCHE MIT VOLKER PANZER: 15 Jahre lang moderierte gbs-Beirat Volker Panzer das "ZDF-nachtstudio" – das wohl ungewöhnlichste und intelligenteste Talkformat, das es im Deutschen Fernsehen gegeben hat. Mit hochkarätigen Gästen aus Wissenschaft, Philosophie, Kunst, Kultur, Gesellschaft sprach Panzer u.a. über Kosmologie, Hirnforschung, Biologie, Architektur, Geschichte, Bildende Kunst, Musik, Tanz, Film und Theater, über Welthunger, Klimawandel, Elektrifizierung, Kapitalismus, Faschismus, Islamismus oder auch den 50. Geburtstag von "Barbie".
Die enorme Bandbreite der Themen, mit denen sich Volker Panzer in seiner journalistischen Karriere beschäftigte, spiegelt sich auch in dem von Marion Wagner herausgegebenen Gesprächsband wieder: Ein kleines, feines Buch mit vielen klugen, humorvollen Einsichten. Für Freunde des "ZDF-nachtstudio" ein absolutes Muss.
Die Website zum Buch:
http://www.verlag-fuer-kurzes.de/Glueck-ist-etwas-ganz-Kleines-Gespraech...
Website-Archiv "ZDF-nachtstudio":
http://nachstudio.zdf.de/nachtstudio/nachtstudio-5990282.html

DIE NÄCHSTEN TERMINE

Wie immer finden Sie die wichtigsten Termine der kommenden Wochen in unserem Veranstaltungskalender:
/termine

P.S. Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen:
http://www.facebook.com/gbs.org

Mit freundlichen Grüßen

Das gbs-Newsletter-Team
www.giordano-bruno-stiftung.de

 

Infos für diejenigen, die die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützen möchten:
/aufbau/aufklaerer-werden