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Newsletter vom 19.04.2012

"Es gibt nichts Gutes - außer: man tut es": Giordano-Bruno-Stiftung stellt sich im Rahmen der "Berliner Stiftungswoche" vor +++ Islam als politische Herausforderung: Giordano-Bruno-Stiftung plant Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" +++ Sammelband "Grundrechte für Menschenaffen" erschienen: Dokumentation der Preisverleihung an Paola Cavalieri und Peter Singer +++ Geheuchelte Fürsorge: Katholische Kirche besteht auf die Verjährung sexueller Gewaltakte an Kindern und Jugendlichen +++ Das alternative Pilgerprogramm hat begonnen: Erfolgreicher Auftakt der Veranstaltungsreihe "Heilig's Röckle!" +++ Kurz notiert: Ulla Wessels reicht Verfassungsklage gegen Konkordatslehrstühle ein; Aktion "Austritt zum Hasenfest" soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden; "Initiative Religion ist Privatsache" will Beschwerde gegen "Karfreitags-Schweigeminute" einlegen +++ Die nächsten Termine

"ES GIBT NICHTS GUTES - AUSSER: MAN TUT ES": GIORDANO-BRUNO-STIFTUNG STELLT SICH IM RAHMEN DER "BERLINER STIFTUNGSWOCHE" VOR

Vor acht Jahren, am 15. April 2004, wurde die Giordano-Bruno-Stiftung als "rechtsfähige öffentliche Stiftung" anerkannt. Seither ist viel geschehen. Was genau, verrät eine Veranstaltung, die am kommenden Freitag (20.4.2004) im Berliner Literaturhaus (Fasanenstraße 23, 10719 Berlin, Nähe Kurfürstendamm) stattfindet. "Eine bessere Welt ist möglich: Die Giordano-Bruno-Stiftung stellt sich vor" ist eine von zwei Veranstaltungen, die die gbs (in Kooperation mit den Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburg) im Rahmen der "3. Berliner Stiftungswoche" anbietet.

Am darauffolgenden Samstag wird gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon in der Anna-Seghers-Bibliothek (Berlin-Lichtenberg) aus seinem aktuellen Buch "Keine Macht den Doofen!" vortragen. Tipp: Wer nicht an der Veranstaltung im Berliner Literaturhaus teilnehmen kann, kann sich online über die gbs-Aktivitäten der letzten Jahre informieren, siehe:
/aktivitaeten/chronologie-wichtigst...

Weitere Informationen unter:
/meldung/berliner-stiftungswoche-2012

 

ISLAM ALS POLITISCHE HERAUSFORDERUNG: GIORDANO-BRUNO-STIFTUNG PLANT NEUAUFLAGE DER "KRITISCHEN ISLAMKONFERENZ"

Eine salafistische Werbekampagne, in deren Rahmen angeblich bis zu 25 Millionen Ausgaben des Korans in Deutschland verteilt werden sollen, hat in der Politik heftige Kritik ausgelöst. gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon warnte allerdings vor hysterischen Überreaktionen, die die Kampagne der Salafisten bloß aufwerten würden. Der Herausforderung des Islam müsse man mit Aufklärungsarbeit, nicht mit Zensurmaßnahmen begegnen, sagte der Stiftungssprecher und kündigte eine Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" an.

Gegen das kostenlose Verteilen "Heiliger Schriften" sei überhaupt nichts einzuwenden, erklärte Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Oberwesel. Die Aktion der Salafisten sei nicht nur durch die Verfassung abgedeckt, sondern aus aufklärerischer Perspektive sogar zu begrüßen: "Ich wünschte, weit mehr Menschen würden die Bibel und den Koran lesen. Denn nur wer diese 'Heiligen Schriften' kennt, kann verstehen, warum von Menschen, die diese vormodernen Texte wörtlich nehmen, eine so große Gefahr für die offene Gesellschaft ausgeht."

Auf die Werbekampagnen der Salafisten solle man daher nicht mit Zensurmaßnahmen reagieren, sondern mit einer Verstärkung der Aufklärungsarbeit, sagte Schmidt-Salomon. In diesem Zusammenhang kündigte er eine Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" im kommenden Jahr an:

"Von der ersten Kritischen Islamkonferenz, die im Mai 2008 in Köln stattfand, ging ein wichtiger Impuls für die humanistische Islamkritik aus. Sie zeigte auf, dass es einen 'dritten Weg' jenseits von Fremdenfeindlichkeit und reaktionärer Islamverteidigung gibt, dass es sehr wohl möglich ist, die autoritären, freiheitsfeindlichen Normen des Islam zu kritisieren und gleichzeitig gegen rassistische, ausländerfeindliche Ideologien vorzugehen.
Nach der unsäglichen Sarrazin-Debatte, den geopolitischen Erschütterungen der Arabischen Revolution, dem Erstarken der salafistischen Bewegung sowie der gut gemeinten, aber letztlich kontraproduktiven Einführung des Islamunterrichts in Deutschland ist es an der Zeit, diesen aufklärerischen Impuls wieder aufzufrischen. Deshalb soll 2013, fünf Jahre nach der ersten Kritischen Islamkonferenz, die zweite Tagung dieser Art stattfinden. Wir werden uns in den nächsten Wochen mit unseren Kooperationspartnern zusammensetzen, um die Weichen für diese Konferenz zu stellen."

Bislang stehen weder der genaue Tagungsort noch der Tagungstermin fest, es gebe aber gute Gründe dafür, die 2. Kritische Islamkonferenz im April 2013 in Berlin stattfinden zu lassen, verriet der Stiftungssprecher.

Links zu diesem Beitrag:

Abschlusserklärung der Kritischen Islamkonferenz 2008:
http://www.kritische-islamkonferenz.de/erkl.pdf

Website der Kritischen Islamkonferenz:
http://www.kritische-islamkonferenz.de

 

SAMMELBAND "GRUNDRECHTE FÜR MENSCHENAFFEN" ERSCHIENEN: DOKUMENTATION DER ETHIK-PREISVERLEIHUNG AN PAOLA CAVALIERI UND PETER SINGER

Im vergangenen Jahr wurde der "Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung" an die beiden Initiatoren des "Great Ape Project", Paola Cavalieri und Peter Singer, verliehen. Der vor wenigen Tagen im Alibri Verlag erschienene Band 4 der gbs-Schriftenreihe dokumentiert den Festakt vom 3. Juni 2011 in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, der in den Medien und in der Politik für viel Aufruhr sorgte.

Die besondere Situation der Preisverleihung spiegelt sich zum Teil auch in den Reden wider, die in Frankfurt gehalten wurden und nun im vorliegenden Band abgedruckt sind. Im Zentrum der Beiträge stehen allerdings die Interessen unserer nächsten tierlichen Verwandten: Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans sollten, so die Forderung des "Great Ape Project", in Freiheit leben können und vor Folter geschützt sein. Durch die Einführung solcher Grundrechte für Menschenaffen soll nicht zuletzt auch die "sakrosankte Trennlinie zwischen Mensch und Tier" überwunden werden, wie es Colin Goldner in seiner Laudatio ausdrückte, – eine der großen Schnittmengen zwischen evolutionärem Humanismus und internationaler Tierrechtsbewegung.

Der Sammelband "Grundrechte für Menschenaffen" ist zum Preis von 5 Euro bei unserem Kooperationspartner denkladen.de erhältlich: http://www.denkladen.de/product_info.php/info/p1826

Weitere Informationen:
/meldung/sammelband-grundrechte-fue...

 

GEHEUCHELTE FÜRSORGE: KATHOLISCHE KIRCHE BESTEHT AUF DIE VERJÄHRUNG SEXUELLER GEWALTAKTE AN KINDERN UND JUGENDLICHEN

Die katholische Kirche will auf die Einrede der Verjährung bei sexuellen Gewalttaten an Kindern und Jugendlichen nicht verzichten. Dies lässt sich aus einem Brief der Deutschen Bischofskonferenz schließen, der der Giordano-Bruno-Stiftung vorliegt. Dem Schreiben war ein Offener Brief des Opferanwalts Christian Sailer vorangegangen, der die Bischöfe dazu aufgefordert hatte, auf die Verjährungseinrede zu verzichten, um die von kirchlicher Seite immer wieder versprochene "restlose Aufklärung und Entschädigung aller Missbrauchsfälle" zu ermöglichen.

Das Antwortschreiben des "Büros für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich" ist auf den 15. März datiert und mit der Bemerkung "persönlich/vertraulich" versehen. Rechtsanwalt Sailer wird darin gebeten, das Schreiben nicht zu veröffentlichen. Allerdings hatte Sailer nicht privat gefragt, sondern öffentlich – nicht zuletzt auch im Auftrag seiner Mandantin Alexa Whiteman, die über Jahre hinweg sexuelle wie nicht-sexuelle Gewalt in katholischen Heimen erleiden musste. Aufgrund der öffentlichen Bedeutung der Sache kann es Whiteman und Sailer zufolge gar nicht angehen, "dass die Antwort der Kirche nun in der Schublade verschwindet, bloß weil sie der Bischofskonferenz peinlich ist".

Im Brief heißt es, dass der für Missbrauchsfälle zuständige Bischof Ackermann die Forderung nach einer Verlängerung der Verjährungsfrist für sexuellen Kindesmissbrauch ausdrücklich unterstütze. Solange allerdings die bisherige Rechtslage Bestand habe, sei die Regelung der Kirche, die Opfer freiwillig zu entschädigen, für die Betroffenen "fairer und unbürokratischer" als der Gerichtsweg. "Das klingt menschenfreundlich, ist aber in puncto Heuchelei kaum zu übertreffen!", meint dazu der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon. "Denn die Kirche müsste keineswegs auf die Verjährung sexueller Straftaten bestehen, da dies bei Zivilgerichtsprozessen in ihrem eigenen Ermessen liegt."

Umso ungeheuerlicher sei die Argumentation im vorliegenden Brief: "Im Kern behauptet die Deutsche Bischofskonferenz, dass sie sich deshalb auf die Verjährung beruft, um den Opfern der Straftaten den mühseligen Weg vor Gericht zu ersparen! Ein Akt der selbstlosen Fürsorge sozusagen! Sogar dafür, dass die Kirche die Opfer sexueller Gewalt mit Almosen abspeist, findet sich im Brief eine originelle Erklärung: Die Bischöfe meinen nämlich, dass das entstandene Leid ohnehin durch finanzielle Entschädigungen nicht auszugleichen sei, weshalb sie ihren Beitrag als 'symbolische Leistung' verstanden wissen wollen. Man kann gut verstehen, dass vergewaltigten, missbrauchten Heimkindern wie Alexa Whiteman beim Lesen solch zynischer Zeilen speiübel wurde."

Das Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz sei ein "Dokument der Scheinheiligkeit, das das fehlende Unrechtsbewusstsein der Verantwortlichen in aller Klarheit zum Vorschein bringt", sagt Schmidt-Salomon. Da von der katholischen Kirche spätestens nach diesem Brief keine fairen Lösungen mehr zu erwarten seien, empfiehlt er Betroffenen, sich an die entsprechenden Opfer-Verbände, etwa den "Verein ehemaliger Heimkinder" (VEH), zu wenden.
Darüber hinaus sei es sinnvoll, einen Antrag nach dem Opferentschädigungsgesetz zu stellen, wenn die dafür erforderlichen Bedingungen gegeben seien. Schließlich habe der "Fall Whiteman" bewiesen, "dass sich kirchliche Gewaltopfer keinesfalls mit bloß 'symbolischen Leistungen' abspeisen lassen müssen. Auch wenn es für sie keine 'Wiedergutmachung' im eigentlichen Sinne des Wortes geben kann, haben sie ein Anrecht auf angemessene, finanzielle Entschädigung – sie sollten sich in diesem Punkt weder von Vertretern des Staates noch von Vertretern der Kirche einschüchtern lassen."

Links zu diesem Beitrag:

Offener Brief von Rechtsanwalt Sailer an Bischof Ackermann:
http://www.kanzlei-sailer.de/kirche_soll_auf_verjaehrung_verzichten-2002...

"Präzedenzfall Whiteman" – Angemessene Entschädigung vieler Heimopfer bereits möglich:
/sites/default/files/download/pm-22...

"Jetzt reden wir!" - Aktionshomepage ehemaliger Heimkinder:
http://www.jetzt-reden-wir.org/

Website des Vereins ehemaliger Heimkinder (VEH):
http://www.veh-ev.info/

 

DAS ALTERNATIVE PILGERPROGRAMM HAT BEGONNEN: ERFOLGREICHER AUFTAKT DER VERANSTALTUNGSREIHE "HEILIG'S RÖCKLE!"

Mit einem spektakulärem "Walk Act" von Wolfram P. Kastner (gbs-Beirat) und Linus Heilig (gbs-Fördermitglied), die als Papst und Hitler verkleidet durch die Trierer Innenstadt zogen, haben am vergangenen Samstag die kritischen Begleitveranstaltungen zur Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier begonnen. Der Weg von Papst und Hitler führte entlang der Pilgerscharen am Dom und endete schließlich bei der feierlichen Enthüllung des "Marx-Altars" mit der "Heiligen Unterhose" des Trierer Philosophen.

Wenig später wurde die Kunstausstellung "Reliquie – Fetisch in Kirche, Kunst & Konsum" in der Tuchfabrik Trier eröffnet, wo am Sonntagabend auch die Veranstaltungsreihe "Heilig's Röckle!" mit einem theologischen Vortrag über den "Jesus-Wahn" startete. "Besser hätte der Auftakt des alternativen Pilgerprogramms kaum verlaufen können", meinte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon.

Ausführliche Informationen (mit großer Bilderserie zu "Papst trifft Hitler" und zur "Heiligen Unterhose" sowie zahlreichen Presselinks) unter:
/meldung/alternatives-pilgerprogram...

KURZ NOTIERT

ULLA WESSELS REICHT VERFASSUNGSKLAGE GEGEN KONKORDATSLEHRSTÜHLE EIN:
Die Philosophin Ulla Wessels (Mitglied des gbs-Beirats) hat Verfassungsklage gegen die Besetzung von Konkordatslehrstühlen eingereicht. Nachdem der hpd bereits am 5.April über das von der gbs unterstützte Verfahren berichtet hatte (http://hpd.de/node/13187), beschäftigte sich nun auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich mit dem Thema, siehe:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/philosophin-reicht-verfassungsklage-ei...

"KIRCHENAUSTRITT ZUM HASENFEST" SOLL 2013 FORTGESETZT WERDEN:
Die maßgeblich von der gbs-Regionalgruppe Mainz/Rheinhessen initiierte Aktion "Kirchenaustritt zum Hasenfest" (siehe www.hasenfest.org/), die an Gründonnerstag in verschiedenen Städten durchgeführt wurde, hat ein erstaunlich breites und auch überwiegend positives Medienecho ausgelöst. Grund genug, die Kampagne im nächsten Jahr fortzusetzen, erklärte der zweite Vorsitzende der Regionalgruppe Mainz/Rheinhessen, Thorsten Barnickel, gegenüber wissenrockt.de, siehe:
http://www.wissenrockt.de/2012/04/16/hasenfest-soll-weitergehen-26260/

"INITIATIVE RELIGION IST PRIVATSACHE" WILL BESCHWERDE GEGEN "KARFREITAGS-SCHWEIGEMINUTE" EINLEGEN:
Am vergangenen Karfreitag (6.4.2012) haben um 15:00 Uhr, der angeblichen Sterbestunde Jesu, mehrere Radio-Regionalsender des ORF eine "Schweigeminute" des Gedenkens eingelegt. Die einleitenden Worte lauteten: "In dieser Stunde starb Jesus Christus am Kreuz”. Diesem "kuriosen Trauerritual des Österreichischen Rundfunks" schloss sich zeitgleich auch die TV-Abteilung des ORF an: Während ein ORF2-Moderator aus der Bibel las, wurde die Abbildung eines Schmerzensmannes samt Zitat aus dem Lukas-Evangelium eingeblendet.
Nach einer juristischen Überprüfung der Sachlage will nun die "Initiative Religion ist Privatsache", der auch die gbs-Österreich angehört, Beschwerde gegen diese, "gesetzeswidrige Vorgehensweise" des ORF einlegen. Gestern wurde daher mit dem Sammeln der mindestens 120 dazu benötigten Unterstützungsunterschriften begonnen, siehe den hpd-Bericht:
http://hpd.de/node/13241

 

DIE NÄCHSTEN TERMINE

In den kommenden Wochen finden einige Großveranstaltungen statt, die für Leserinnen und Leser des gbs-Newsletters interessant sein könnten, u.a. die Religionsfreie Zone zum Katholikentag in Mannheim, die Weltskeptiker-Konferenz in Berlin und die Internationale Atheismus-Tagung in Köln. Diese und viele andere Termine finden Sie (wie immer) im gbs-Terminkalender:
/termine

Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team

www.giordano-bruno-stiftung.de

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