Sie sind hier

Newsletter vom 23.11.2020

Coverbild "Leidenschaft zur Vernunft"

leidenschaft_zur_vernunft_titel.png

Coverbild "Leidenschaft zur Vernunft"

Inhalt:


Blasphemieparagraf abschaffen jetzt!

Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) legt Gesetzentwurf vor

"Auch in Deutschland braucht es eine angemessene Reaktion auf die Einschüchterungsversuche militanter Islamisten!", hatte die gbs im Oktober nach der Ermordung Patys auf ihrer Facebookseite gefordert. "Mit einer ersatzlosen Streichung von § 166 StGB würde der Gesetzgeber unmissverständlich klarstellen, dass der Meinungsfreiheit in einer modernen, offenen Gesellschaft höheres Gewicht beizumessen ist als den ‚verletzten Gefühlen‘ religiöser Fundamentalisten."

Doch wie realistisch ist es, dass die deutschen Parlamentarierinnen und Parlamentarier dieser gut begründeten Forderung heute eher Folge leisten werden als 2015, als sie eine entsprechende, von der gbs eingebrachte Bundestagspetition mit fadenscheinigen Argumenten abschmetterten? Das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) hat zur Klärung dieser Frage die aktuellen Wahlprogramme der Bundestagsparteien ausgewertet und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass eine Abschaffung möglich wäre, wenn die Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD ihre Positionen modernisieren und an die heutigen gesellschaftlichen und verfassungsrechtlichen Erkenntnisse anpassen würden.

ifw-Leiterin Jacqueline Neumann sieht hier eine Parallele zur Strafnorm der "Majestätsbeleidung", die 2017 im Zuge der "Erdoğan-Böhmermann-Affäre" abgeschafft wurde: "Die Aufhebung von § 103 StGB kann heute als Muster dienen. Auch 2017 war eine Abschaffung nicht Teil des Regierungsprogramms, sie war jedoch schon seit Jahren überfällig und wurde dann angesichts der eskalierenden Ereignisse innerhalb kurzer Zeit abgestimmt und vollzogen. Als Debattenimpuls hat das ifw einen entsprechend kurzen Gesetzentwurf zur Abschaffung von § 166 StGB erstellt, der von der Politik gerne aufgegriffen werden kann."

Lesen Sie weiter unter:
/meldung/blasphemieparagraf-abschaffen-jetzt


Leidenschaft zur Vernunft

Hans-Albert-Institut veröffentlicht Broschüre zur kritisch-rationalen Lebensweise

Wodurch zeichnet sich eine kritisch-rationale Einstellung zur Welt aus? Die neue Broschüre des Hans-Albert-Instituts und der Giordano-Bruno-Stiftung mit dem Titel "Leidenschaft zur Vernunft – Kritischer Rationalismus als Lebenshaltung" geht dieser Frage nach und erklärt, wie wir "die hohe Kunst der Rationalität" (gbs-Schwerpunktthema 2020) trainieren können.

Die Broschüre, die aufgrund ihrer allgemeinverständlichen Anlage auch im Schulunterricht eingesetzt werden kann, zeigt auf, weshalb wir die großen Herausforderungen der Gegenwart wie die Corona-Pandemie oder die Klimakrise nur dann meistern werden, wenn die kritisch-rationalen Prinzipien, die wir in Technologie und Wissenschaft ganz selbstverständlich akzeptieren, auch im weltanschaulich-politischen Bereich berücksichtigt werden. Gerade in einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist und in der Verschwörungstheorien und "alternative Fakten" Anklang finden, braucht es daher eine kritisch-rationale Politik, die Entscheidungsprozesse als Problemlösungsversuche ansieht. Diese müssen sich stetig einer kritischen Prüfung unterziehen und sich an der Realität messen lassen.

Damit verbunden ist die Forderung nach offenen Denk- und Debattenräumen, in denen Menschen mit anderen Ansichten nicht primär als Kontrahenten wahrgenommen werden, sondern als mögliche Komplizen in der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit. "Entscheidend ist nicht, ob eine Aussage aus dem linken oder aus dem rechten Lager stammt, sondern ob sie widerspruchsfrei, kritisierbar und problemlösend ist", heißt es dazu in der Broschüre. Am Ende des Textes finden sich praktische Ratschläge dazu, wie man ein kritisch-rationales Denken im Alltag trainieren kann, sowie Literaturtipps für eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema.

Die Broschüre kann ab sofort von der Website des Hans-Albert-Instituts heruntergeladen und ab Dezember kostenfrei als Printversion beim gbs-Sekretariat bestellt werden. Wir weisen in diesem Zusammenhang gerne auch noch einmal auf den Essay-Wettbewerb "Was ist rational?" hin, den das Hans-Albert-Institut anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Albert (8.2.2021) ausgeschrieben hat. Es locken nicht nur attraktive Preisgelder, sondern auch interessante Kontakte…


gbs wird internationaler

Stiftungs-Website nun auch in englischer Sprache

In den ersten 15 Jahren ihres Bestehens hat sich die Giordano-Bruno-Stiftung in ihren Aktivitäten fast ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Eine der wenigen Ausnahmen war die Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime mit seiner Aktion "Wir haben abgeschworen", für den die gbs von Anfang an Materialien in deutscher und englischer Sprache entwickelte. (Über die international erfolgreiche Bewegung der Ex-Muslime berichtet diese gbs-Videodokumentation, hier in deutscher, hier in englischer Sprache). Für die kommenden Jahre hat sich die Stiftung vorgenommen, stärker in den internationalen Raum hineinzuwirken. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Übersetzung der gbs-Website ins Englische, für die hauptsächlich gbs-Mitarbeiterin Luisa Lenneper verantwortlich zeichnet.

Die englische Website kann direkt über www.giordano-bruno-foundation.com aufgerufen werden. Man kann dabei auch über den Menüpunkt "English version" bzw. "Deutsche Version" (Menüleiste oben rechts) zwischen den beiden Sprachversionen hin und herwechseln. Wer englischsprachige Bekannte über Aktivitäten und Positionen der gbs informieren möchte, kann dies auf einfache Weise tun: Ruft man beispielsweise die aktuelle Meldung "Blasphemie abschaffen jetzt" auf der deutschen Website auf und klickt dann oben auf "English version", so landet man automatisch auf der englischen Ausgabe dieses Artikels. Das Gleiche funktioniert natürlich auch bei vielen älteren Artikeln, etwa der scharfen Kritik an Harari (Deutsch / Englisch) oder der kurzen Erläuterung des Leitbilds des evolutionären Humanismus (Deutsch / Englisch).

Im Zuge der Übersetzung der Website wurden auch einige Broschüren der Stiftung in englischer Fassung neu herausgebracht, etwa die gbs-Broschüre zu den Menschenrechten, zur Kritik an Islamismus UND Fremdenfeindlichkeit oder zu den 10 Geboten des evolutionären Humanismus. gbs-Vorstand und -Geschäftsführung danken Luisa Lenneper für die Bewältigung dieser Mammutaufgabe sowie den gbs-Fördermitgliedern Robert Spence und Angela Lahee, die ihr bei schwierigeren Übersetzungsproblemen mit Rat und Tat zur Seite standen.


Kurz notiert

"Sterbehilfe" in der ARD: Am heutigen Montagabend strahlt die ARD in ihrem ersten Programm (20:15 Uhr) eine prominent besetzte Verfilmung des Theaterstücks "Gott" von Ferdinand von Schirach aus, bei der das Publikum am Ende per Voting selbst darüber abstimmen kann, ob der 78-jährige ehemalige Architekt Richard Gärtner sein Leben mit ärztlicher Hilfe beenden darf oder nicht. Gleich im Anschluss an den Film folgt eine Ausgabe der Sendung "Hart, aber fair", die sich ebenfalls mit der Debatte um die "Suizidassistenz" beschäftigen wird. Zu diesem Thema hatte gbs-Beirat Reinhard Merkel bereits am vergangenen Samstag in einem Streitgespräch des Deutschlandfunks pointiert Stellung bezogen (hier findet man die Audiodatei seiner Diskussion mit der Theologin Petra Bahr). Apropos "Voting": Die gbs-Karlsruhe hat eine Umfrage zum Themenkomplex "Bestattung - Trauer - Trost" gestartet, welche die Wünsche und Bedürfnisse nichtreligiöser Menschen ermitteln soll. Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, kann sich auf der Website der gbs-Karlsruhe registrieren und gleich loslegen.

Islamisten in der Islamkonferenz: gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad ist Anfang November aus der Deutschen Islamkonferenz (DIK) zurückgetreten, nachdem er dem von Bundesinnenminister Horst Seehofer geleiteten Gremium 10 Jahre angehört hatte. Abdel-Samad begründete seine Entscheidung damit, dass der Staat sich den Vertretern des politischen Islam anbiedere und alle Warnungen kritischer Stimmen ignoriere. Die gbs unterstützte ihren Beirat in dieser Entscheidung und kündigte für das kommende Jahr eine Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" an, sofern dies unter den Bedingungen der Corona-Krise möglich sei (andernfalls soll die Konferenz 2022 stattfinden). Das Konzept der "Kritischen Islamkonferenz" wurde 2008 in bewusster Abgrenzung zur "Deutschen Islamkonferenz" entwickelt. Auf den ersten beiden "Kritischen Islamkonferenzen" kamen prominente Ex-Muslime, säkulare Muslime und humanistische Islamkritiker*innen (u.a. Hamed Abdel-Samad, Mina Ahadi, Lale Akgün, Necla Kelek und Seyran Ates)  zusammen, um eine Position zu formulieren, die autoritäre, patriarchale, homophobe und antisemitische Strukturen innerhalb des politischen Islams entschieden angreift, zugleich aber ebenso konsequent gegen jede Form von Rassismus und Muslimfeindlichkeit vorgeht.

Evolutionsleugner im Westerwald: Wie wir bereits in der letzten Ausgabe des gbs-Newsletter berichteten, brach in einer kleinen Gemeinde im Westerwald ein heftiger Streit um die Errichtung eines Evolutionsweges nach dem Konzept der gbs-Rhein-Neckar aus, der für einigen Medienrummel (u.a. einen Beitrag in der Satiresendung "Extra3") sorgte. Zur Überraschung vieler konnten sich die Evolutionsgegner in dem entsprechenden Bürgerentscheid durchsetzen, was hpd-Cartoonist Oliver Ottitsch herrlich auf die Schippe nahm. Die wundersame Pointe der Geschichte: Nach dem Vorfall erreichten die Evolutionsweg-Entwickler von der gbs-Rhein-Neckar deutlich mehr Anfragen für den Evolutionsweg als jemals zuvor. Und so könnte es durchaus sein, dass die Evolutionsleugner aus Hellenhahn nun unfreiwillig in besonderer Weise dafür gesorgt haben, dass künftig noch sehr viel mehr Evolutionswege entstehen können – nicht zuletzt im Westerwald.

Neue Mitglieder im gbs-Beirat: Schon am Anfang des Jahres nahm die gbs zwei neue Mitglieder in ihren Beirat auf, nämlich die Psychologin und Begabungsforscherin Tanja Gabriele Baudson sowie den Geowissenschaftler Horst Marschall (siehe hierzu auch die entsprechenden Beiträge im bruno-Jahresmagazin 2020, S. 22f.). Unlängst kamen zwei weitere Beiratsmitglieder hinzu: Die Giordano-Bruno-Stiftung begrüßt die Erziehungswissenschaftlerin Barbro Walker sowie den Karikaturisten Martin Perscheid in ihrem Beirat und freut sich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit.


"Das Kreuz mit der Kirche"

Deschners Klassiker zur "Sexualgeschichte des Christentums" in einer erweiterten Neuausgabe

Wer Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" schätzt, wird seine "Sexualgeschichte" lieben. Und wer es bislang komplett versäumt hat, die Bücher des "größten Kirchenkritikers des 20. Jahrhunderts" zu lesen, für den bietet "Das Kreuz mit der Kirche" eine grandiose Einstiegslektüre. Allein für dieses Buch hat Karlheinz Deschner rund 1000 Quellentexte ausgewertet, die überzeugend dokumentieren, wie sehr das christliche Dogmenkorsett zur Unterdrückung der Frauen, zur Verfolgung der Homosexuellen sowie zur generellen Missachtung von Lust und Liebe beigetragen hat. Besonderes Augenmerk legte Deschner dabei auf die Darstellung der "christlichen Doppelmoral", jenem merkwürdigen Kontrast zwischen heiligem Schein und realem Sein, zwischen gepredigter Askese und gelebter Ekstase, der im Mittelalter besonders heftige Blüten trieb, aber auch in der Gegenwart längst nicht überwunden ist.

Für die verbesserte Neuausgabe dieses epochalen Werks in der aufwändig gestalteten Deschner-Edition des Alibri-Verlags hat Michael Schmidt-Salomon ein ausführliches Nachwort mit dem Titel "Freie Liebe für freie Geister" geschrieben. Es zeigt auf, wie brennend aktuell Deschners Analysen geblieben sind, und verdeutlicht, warum das Projekt der Aufklärung solange nicht vollendet ist, solange der "reinen Vernunft" eine "unreine Geschlechtlichkeit" gegenübergestellt wird.

Die rund 640-seitige Hardcover-Ausgabe wird im Buchhandel 32 Euro kosten und Anfang 2021 erscheinen. Wer 5 Euro sparen und den Verlag zugleich in seiner wichtigen Aufklärungsarbeit unterstützen möchte, kann das Buch ab sofort bei Alibri zum Subskriptionspreis von 27 Euro bestellen (Ende der Subskriptionsfrist: 31.1.2021).


Die nächsten Termine

Die Termine der nächsten Wochen finden Sie, wie immer, im gbs-Terminkalender.

 
Mit freundlichen Grüßen
Das gbs-Newsletter-Team
https://www.giordano-bruno-stiftung.de

***

Auf der Facebook-Seite der gbs finden Sie weitere interessante Informationen: https://www.facebook.com/gbs.org/